Klaus Ignatzek und Susanne Menzel
Jazz aus dem Norden
TEXT: Heinz Schlinkert |
Klaus Ignatzek und Susanne Menzel, zwei herausragende Vertreter der norddeutschen Jazzszene, vereinen ihr Talent in einer eindrucksvollen Kollaboration, die mit ihrem neuesten Album "Out of the Blue" erneut die Vielfalt und das Können dieser Künstler unterstreicht.
Klaus Ignatzek wurde 1954 in Wilhelmshaven geboren und ist Jazz-Pianist und Komponist. Obwohl er seit mehr als 35 Jahren zur Spitze der europäischen Jazzszene zählt, ist er in NRW beim Jazz-Publikum weitgehend unbekannt geblieben. Mehr als 60 Tonträger hat er im Laufe seines Lebens als Bandleader veröffentlicht, u. a. mit Dave Liebman, Herbie Hancock. Bobby Watson und Dieter Ilg. Bei der ‚Klaus Ignatzek Group‘ war beim Album ‚Day For Night‘ auch Joe Henderson dabei. Er lehrt am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg seit 1987 die Fächer Musiktheorie und Jazzklavier. 1995 wurde der erste Band seiner Jazz-Piano Schule "Jazzmethode für Klavier" veröffentlicht.
Ähnliches gilt für Susanne Menzel, die in Bremen geboren wurde. Nach dem Jazzstudium in Dresden und den USA kam sie vor gut 20 Jahren zum Institut für Musik an der Universität Oldenburg, wo sie nun als Dozentin Pop/Jazzgesang unterrichtet.
‚Solo Standards‘ und ‚Out of the Blue‘
Erst im letzten Jahr erschien Ignatzeks Album ‚Solo Standards‘, auf dem er auch weniger bekannte Standards wie ‚In your own sweet way‘ von Brubeck sehr virtuos interpretiert mit unglaublicher Präzision. Doch virtuose Piano-Soli finden nicht immer ein größeres Publikum, ganz anders sieht es aus, wenn eine Sängerin dabei ist. Zusammen mit seiner Kollegin Susanne Menzel hat Ignatzek fünf Jazzalben herausgebracht (2006 ‚In-Tandem’), die beiden sind oft zusammen auf Tournee gegangen.
2022 wurde ihr Album ‚Out of the Blue‘ aufgenommen. Dieser ist nicht gerade originelle Titel, den schon viele Musiker verwendet haben, kommt dem musikalischen Inhalt sehr nahe. Fast alle Stücke hat Klaus Ignatzek komponiert, Susanne Menzel hat alle Texte geschrieben.
Die Musik klingt zunächst bekannt, dann aber wieder doch nicht, weil die Kompositionen sich nicht auf den typischen 12-bar-Blues beschränken, sondern sehr diffizil angelegt sind. Zudem bringen die Musiker mit vielen Soli immer wieder neue Ideen ein, die nie Langeweile aufkommen lassen. Daran ist auch Florian Trübsbach maßgeblich beteiligt, der Alt- und Sopransaxofon spielt, wobei letzteres oft an eine Flöte erinnert. Der Drummer Christian Schoenefeldt kommt erst beim letzten Stück ‚Phras-y-ology’ so richtig zum Zuge.
Beim ersten Stück ‚Out of the Blue’ (Video), das Susanne Menzel selbst komponiert hat, stellt sie ihr Gesangstalent unter Beweis. Auch Scatten und Vokalisen sind ihr Ding, wie man bei ‚Springdale‘ hören kann. Für ‚Blue Energy‘ hat Susanne den deutschen Text geschrieben, in dem es um Schlafprobleme geht.
Zur Band gehört auch der Bassist Sven Faller, der in NRW vor allem durch seine Kooperation mit Joscho Stephan bekannt geworden ist. Sven ist auch weltweit als Sideman gefragt, er spielte u.a. mit Philip Catherine, Mulo Francel, Celine Rudolph und Paul Morello. Mit der Sängerin Stefanie Boltz bildet er das Duo Le Bang Bang. Sein Doppelalbum ‚Night Music‘ ist 2016 erschienen. Faller ist auch als Komponist und Arrangeur gefragt und hat die Aufnahme dieses Albums im Tonstudio geleitet.
Susanne Menzel und Klaus Ignatzek treten im Moment wohl nur in Norddeutschland auf. Warum nicht auch einmal in NRW?
Susanne Menzel & Klaus Ignatzek Out Of The Blue
Label: Timezone, 2022
Bestellnummer: CD 10951882
Mitte Mai erscheint das Album von Klaus Ignatzek: ‚Live in Bremen 1989‘.
https://www.susannemenzel.de/
https://www.klausignatzek.de/
Susanne Menzel & Klaus Ignatzek - Out Of The Blue
• Label: Timezone, 2022
• Bestellnummer: CD 10951882
• Erscheinungstermin: 5.8.2022