Sven Faller
Night Music
TEXT: Vera Marzinski |
Die Tage werden wieder länger, aber es ist immer noch sehr früh dunkel. Zeit, um sich bei guter Musik am Abend zu entspannen. Sven Faller hat mit seiner Doppel-CD „Night Music“ eine Mischung aus Konzert und Lesung geschaffen, die sehr facettenreich die Magie der Nacht vermittelt.
Viele Bilder der Nacht erzeugt Sven Faller mit Musik und Sprache. Die Ruhe und Einsamkeit bei einem Spaziergang unterm Sternenhimmel, aber auch schräge Typen auf nächtlichen Straßen oder eine Autofahrt durch die Nacht in einem fremden Land. Merkwürdige Träume kommen vor und Geschichten aus seinem Leben. Der erste Teil des Doppel-Albums ist instrumental. Hier spielt der Ausnahmebassist Sven Faller mit Drummer Guido May und dem Pianisten Bob Degen. Der eröffnet die Ballade „The Shining Sea“ auch gleich mit einem sehr melancholischen Solo, bevor Bass und Schlagwerk ein wenig Heiterkeit in das Stück bringen. Das Stück „Cascade“ wirkt etwas konfus – wie aufwachen aus einem seltsamen Traum. Das löst sich aber wieder auf und fühlt sich an, wie wieder in der Wirklichkeit angelangt bzw. aufgewacht. Das „Close Enough To Love“ ist sehr harmonisch, fast Geborgenheit ausstrahlend. In jedem Stück fängt Faller die Magie und das Eigenleben der Nacht ein. Im zweiten Teil des Albums erfährt der Zuhörer so manche Anekdote, geschrieben und gesprochen von Sven Faller, musikalisch umrahmt von Andreas Dombert (Gitarre), Samuel Dalferth (Elektronik) und Sven Faller (Bass/Elektronik). Faller erzählt Geschichten mit seiner angenehmen Stimme, der man gerne lauschen mag. Über seine Oma erzählt er – sehr autobiographisch, wie vieles in den Texten. Oma behauptete, das musikalische Talent an ihn vererbt zu haben und schwelgte gerne in ihren Studienzeiten um 1930 in München. Ende der 1930er Jahre platze ihre Verlobung, da der Auserwählte flüchten musste – aber 1969 begann der, seine verlorene Jugendliebe zu suchen. Das ist eine von Sven Fallers spannenden Erzählungen, an die sich eine musikalische Hommage an seine Großeltern anschließt – „Laqueur“. Eine weitere Hommage ist das Stück „Königin der Nacht“. Und die befasst sich ebenso wie die kleine Geschichte davor mit seinem Kontrabass. Eine mehr als gelungene Mischung aus Text und Musik ist dieser zweite Doppel-CD-Teil.
Sven Faller schloss sein am Bruckner-Konservatorium angefangenes Studium 1997 in New York am Mannes College of Music mit dem „Bachelor of Fine Arts in Jazz and Contemporary Music“ ab und begann seine Karriere als unkonventioneller Komponist und Arrangeur. Er begleitete einige Jahre Konstantin Wecker und Jazz-Größen wie Scott Hamilton als Bassist, fungiert als Studiomusiker auf CDs von Pippo Pollina, Mulo Francel und Georg Ringsgwandl und spielt in Projekten, wie „Le Bang Bang“ – im Duo mit Stefanie Boltz.
Auch wenn „Night Music“ nicht mehr zu den Neuerscheinungen gehört – sie ist und bleibt sehr hörenswert. Und live kann man Sven Faller mit seiner „Night Music“ am 12. Januar 2018 im „Jazzclub Unterfahrt“ in München erleben – gemeinsam mit Tino Derado (p, acc), Andreas Dombert (git), Guido May (dr). Weitere Termine in Jenbach „Freiraum“ (13.01.), Uffenheim „Alte Mühle“ (16.02.), Hallein „Cafe Kurkuma“ (30.03.), Bayerisch Gmain „Klosterhof“ (31.03.), Bad Gastein „Sägewerk“ (01.04.). Mehr Infos: www.svenfaller.eu
Sven Faller: "Night Music", GLM Music