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LE BANG BANG

Greatest Hits Vol.10

München, 23.05.2020
TEXT: Vera Marzinski | 

Seit zehn Jahre zaubern die beiden Virtuosen – Stefanie Boltz und Sven Faller - nur mit Stimme und Kontrabass einen Klangkosmos, in dem sie in ihrer minimalistischen Besetzung eine knisternde Spannung erzeugen. Im Konzert ebenso wie auf ihren Veröffentlichungen – was bei jedem Stück auf der „Greatest Hits Vol. 10“ spürbar ist.

Zehn der 14 Stücke sind Cover-Versionen – allerdings ganz im Stil von Le Bang Bang. Ihre Interpretationen führen zu vollkommen anderen Aha-Momenten. Die machen absolut Bang. Beispielsweise wie bei dem Nena-Hit „99 Luftballons“, der sehr sphärisch beginnt, gefolgt von einem fast gehauchten „Hast Du etwas Zeit für mich“ von Stefanie Boltz. Mit einem beständigen Tempi-Wechsel weckt das Duo völlig neue Emotion mit diesen Pop-Songs aus dem Jahr 1983. Die Jackson Five sangen Ende der 1960er Jahre „I want you back“ und Le Bang Bang geben ihm einen ganz neuen Groove. Die beiden befreien auf dieser CD eine Vielfalt an bekannten bis ungehörten Kompositionen von unnötigem Ballast und kleiden sie in überraschende, neue Kleider. Bei „Greatest Hits Vol. 10“ könnte man meinen, das Duo habe hier eine Vielzahl ihrer Stücke noch mal zusammengefasst. Doch auf der vierten CD von Le Bang Bang – Bang Bang (2011), Headbang (2013), Pure (2017) – tauchen nur vier Wiederholer auf. Einer davon ist das melancholische „A case of you“ von Joni Mitchell.

Die Bandbreite ist groß und das Spektrum geht von Melancholie bis Lebensfreude – bei „Here comes the sun“ steckt letzteres eigentlich schon im Titel. Auf diese Le Bang Bang-Weise entstehen unvergessliche, emotionale Momente. Das Mark Nevin „Perfect“ machte die Akustik-Popgruppe "Fairground Attraction" bekannt. Noch so ein Lebensfreude-Stück mit dem Stefanie Boltz spielt. Dazu ihre Ein-Mann-Band Sven Faller, der seinen Kontrabass mit all seinen Möglichkeiten – auch des Percussioninstrumentes – einsetzt. „It never entered my mind“ von Richard Rogers interpretierten auch Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Miles Davis, Sarah Vaughan, Oscar Peterson und viele andere - aber die von Le Bang Bang ist ganz speziell. Die Variationen der stimmlichen Klangfarbe zeigt Boltz besonders bei „Back in Black“ indem sie scattet und „twangt“. Beim Twangen wird der Klang der Stimme klarer und weniger kehlig und die Lautstärke der Stimme erhöht. Beim Singen ist der Twang grundsätzlich erforderlich, um die Stimme möglichst korrekt einsetzen zu können. Und das beherrscht sie brillant. Das Stück und auch das folgende „Junimond“ veröffentlichten sie bereits auf der Pure-CD. Vollkommen korrekt, dies zu dieser Zusammenstellung wieder dazu zunehmen, denn gerade diese beiden Stücke gehören einfach zu den Greatest Hits der beiden. „Istanbul“ stammt aus der Feder von Sven Faller und entführt in Stadt der vielen Kulturen. Mit „God bless the child“ klingt es wieder sphärisch, bevor es mit der Faller-Komposition „The first day of your life“ wieder locker und leicht wird. Was nicht nur die Pfeif-Einlage vermittelt – das Lied lässt sofort mitwippen. Stefanie Boltz schrieb das tiefenentspannte „I can hear it“ und das letzte Stück ist wiederum von Sven Faller „Our castle turnst o sand“ – vor dem aber noch eine besondere Version von Kurt Cobains „Smells like teen spirit“ zu hören ist.

2020 feiert das Duo Le Bang Bang Jubiläum. Vor genau zehn Jahren fand die erste Begegnung mit dem namensgebenden Urknall-Effekt statt. Ein spontan anberaumtes Bar-Konzert führte zu einem ekstatischen Aha-Moment bei Publikum wie Band gleichermaßen: Diese Sängerin und dieser Bassist - die Kombination war perfekt und Le Bang Bang geboren. Seit zehn Jahre zaubern die beiden Virtuosen nur mit Stimme und Kontrabass einen Klangkosmos, der keine Minute kalt lässt. Das Publikum erlebt zwei gleichberechtigte starke Typen.

Auch beim Konzert am Mittwoch den 27.Mai 2020 in der Unterfahrt in München: https://www.youtube.com/watch?v=EBVudzN9Bz0

CD „Greatest Hits Vol. 10“ Le Bang Bang

Label: Le Bang Bang GbR / 2020

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