Bild für Beitrag: Carl Wittig's Aurora Oktett | Deutscher Jazzpreis - Continuity and Resonance
Bild für Beitrag: Carl Wittig's Aurora Oktett | Deutscher Jazzpreis - Continuity and Resonance
Bild für Beitrag: Carl Wittig's Aurora Oktett | Deutscher Jazzpreis - Continuity and Resonance
Bild für Beitrag: Carl Wittig's Aurora Oktett | Deutscher Jazzpreis - Continuity and Resonance

Carl Wittig's Aurora Oktett

Deutscher Jazzpreis - Continuity and Resonance

Berlin, 24.07.2025
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Carl Wittig hat vor kuzem den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie 'Großes Ensemble des Jahres' erhalten. 
„Die Integration von Streichquartett und Jazzquartett gelingt dem Ensemble mühelos. Das daraus entstehende breite Spektrum an Klangfarben sowie die facettenreichen Kompositionen machen das Aurora Oktett zu einem der interessantesten interdisziplinär arbeitenden Ensembles in Deutschland.” heißt es in der Begründung.
Wittigs Musik passt in keine Schublade, denn er ist ein Wanderer zwischen den Welten. Der 29jährige Leipziger Bassist, Komponist, Arrangeur und Bandleader wurde in Jazz und Klassik ausgebildet und will zwischen beiden Bereichen eine Brücke schlagen. Das hat in den 1960er Jahren schon Gunther Schuller mit dem Third Stream versucht mit nur mäßigem Erfolg. Wird es bei Carl Wittig besser laufen?
Carl Wittig gründete 2016 das Aurora Oktett und erhielt sechs Jahre später den Leipziger Jazznachwuchs-Preis für seine ‚Perspective Suite‘. Im letzten Februar erschien mit ‚Continuity and Resonance‘ sein zweites Album.
Dieses ist wie eine LP mit zwei Seiten aufgebaut. Auf einer 'Seite' sind fünf Sätze einer Suite des Saxophonisten Matti Oehl zu hören, die sich an klassischen Konzepten orientiert. Auf der 'Rückseite' vier Kompositionen von Carl Wittig. 

Oktett: 4+3+1

Das Oktett besteht aus einem Streichquartett mit 3 Geigen und einem Cello sowie einem Trio mit Saxofon, Trompete und Schlagzeug. Carl Wittig spielt den Kontrabass und steht in mehrerer Hinsicht als Bindeglied in der Mitte. Vier Frauen bilden das Quartett: Ada Schwengebecher, Sophia Rasche, Marie Schutrak und Franziska Ludwig. Matti Oehl spielt Altsax, Pascal Klewer Trompete, Tom Friedrich Schlagzeug.

Klassik oder Jazz?

Die Streicher stehen eher für klassische Musik, sind aber nicht auf ihre Rolle als Harmonieinstrument beschränkt. Sicher sind manchmal eindeutig klassisch klingende Passagen zu hören, doch die Streicher besitzen eine in einem Symphonieorchester fast unbekannte musikalische Freiheit, die sich in eigenen Improvisationen äußert. Das Jazz Trio improvisiert, doch von typischen Jazz-Elementen wie Groove, Swing und Blues keine Rede. Am Beispiel von ‚The Art of Being Empty‘ sieht und hört man, wie die Band ihre Musik geradezu zelebriert:

Bläser und Streicher versöhnt

Mal klingt es nach Bach, dann nach Dvorak, dann wieder nach Tango oder gar Flamenco - alles ist im Fluss. Carl Wittig hat in seinen komplexen Kompositionen und Improvisationen Klassik und Jazz miteinander verschmolzen und die sonst eher konträren Bläser und Streicher versöhnt. Es handelt sich um Kammermusik, doch etwas Neues ist entstanden, womit Wittig allerdings – besonders in Berlin - nicht ganz alleine steht. 
Stephan Stadtfelds ‚Large Ensemble' umfasst neun typische Bigband- und sechs Streichinstrumente, auch er verbindet Klassik und Jazz. Dies gilt auch für Fabia Mantwill, zu ihrem ‚Orchestra‘ gehören 18 Streicher und je eines der Instrumente einer regulären Bigband. Gerade eben erschien ihre CD IN.SIGHT. Diesem aktuellen Ansatz ist sicher mehr Erfolg beschieden als damals dem Third Stream, auch weil die Musikwelt vielfältiger und offener ist als in den 60ern.
Ist das nun Jazz? Schließlich hat die Band doch einen Jazzpreis erhalten. Wer nach Begriffen sucht, wie wärs mit Stilpluralismus, Neue Musik, Crossover, Beyond Jazz? Doch weg mit den Schubladen, lasst uns einfach nur diese schöne Musik anhören - here and now!

Carl Wittigs Aurora Oktett - Continuity and Resonance
XJazz! XJM24010 / 0198588445174  CD / 0198588445235  LP /
Vertrieb: carlwittigsauroraoktett.bandcamp.com / The Orchard
VÖ: 24. 1. 2025
www.carlwittig.com

Suche