LUAH feierte das Leben
Ein Konzert im Bochumer Kulturrat
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius
Am 17. Mai 2025 gastierte das Gesangstrio LUAH im Bochumer Kulturrat. Die drei Sängerinnen Elsa Johanna Mohr, Lena-Larissa Senge und Ula Martyn-Ellis stellten ihr neues Album ‚Equilíbrio‘ vor und hinterließen damit einen nachhaltigen Eindruck. Elsa Johanna Mohr hat einige Jahre in Brasilien gelebt und die meisten Stücke komponiert. Gleich beim ersten Stück ‚Bossa Baiana‘ spricht sie ihre musikalischen Wurzeln an:
„Seguindo a garota de Ipanema.
Me recebeu de braços abertos
com Djavan, Elis e João Gilberto“
Antonio Jobim, der Komponist von ‚Garota de Ipanema’, Djavan und Elis und João Gilberto, singt sie, haben sie dort „mit offenen Armen empfangen“. Das hat besonders ihre Stücke in portugiesischer Sprache beeinflusst. Obwohl dieses erste Stück ein Bossa ist, klingt es doch nicht so. Über den von der Gitarre getragenen Rhythmus legt sich ein melodischer von Vokalisen geprägter Gesang. Ganz anders der Sound bei ‚Under The Orange Tree‘ von Lena-Larissa Senge. Hier wird englisch gesungen. Nach einem Intro mit nacheinander einsetzenden Handclaps erklingen harte Akkorde der E-Gitarre, manchmal choralähnlicher Gesang, der zu einem abrupten Ende führt.
Der Einsatz von Looper und Synthesizer zeigt, dass LUAH auch technisch auf der Höhe der Zeit ist. Doch die Technik wird nicht um ihrer selbst willen, sondern dosiert und gezielt eingesetzt, z. B. bei ‚The Dive‘, einer Komposition von Elsa und Lena, die manchmal psychedelisch anmutet.
Echtes Bluesfeeling bringt der ‚Hippokampus Blues‘ vom zweiten Album "MO VI MENTO", bei dem Elsa sich beim Singen mit Jazzbesen auf einem Tamburin begleitet.
Equilíbrio
„Eu também quero viver num mundo de amor e equilíbrio“ - „Ich möchte auch in einer Welt der Liebe und des Gleichgewichts leben“ singt das Trio nach der Pause. ‚Equilíbrio‘ heißt dieses Stück, der Titelsong des gleichnamigen neuen Albums, in dem die Musikerinnen auch politisch Position beziehen. In einem Interview erklärte Elsa das Stück als „Appell an die Menschheit, sich einfach besser um die Welt zu kümmern“.
Eine Erinnerung an die Corona-Zeit ist ‚Da Minha Janela‘. Von ihrem Fenster aus sieht die Sängerin die Menschen vorbeigehen, „melhor do que uma novela na televisão“ (besser als ein Fernsehfilm). Immer wieder sind portugiesischsprachige Stücke zu hören wie 'Saudade', 'Lar Doce Lar' und 'Hora De Partir'. (Weitere Informationen zum Album finden sich in einer Rezension auf NRWJAZZ.NET.) Das Trio hat großes Interesse geweckt, nicht zuletzt als es 2023 den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie "Vokal Album des Jahres" bekam. Elsa Johanna Mohr singt auch in anderen Konstellationen mit dem ‚Antigua Quartett‘ und mit Flávio Nunes, mit dem sie das Album ‚Passadinha‘ herausbrachte.
Der Stil von LUAH prägt sich leicht ein, doch was macht ihn aus? Ähnlichkeiten mit anderen Bands wird man nur punktuell finden. Unübersehbar ist die stilistische Vielfalt, mal fühlt man sich an HILDE erinnert, dann wieder an Joni Mitchell, dann gar an Pink Floyd; und den klassischen Genres Bossa Nova und Blues drückt LUAH seinen eigenen Stempel auf.
Doch im Kern ist LUAH ein A Cappella Trio, das allerdings recht ausgiebig eine ganze Reihe von Instrumenten einsetzt wie E-Gitarre, Mandoline, Ukulele, Synthesizer und diverse Percussionsinstrumente.
Wer macht da den Groove, wenn alle singen? Oft die Gitarre, die manchmal auch Basslines spielt, doch manchmal sind es die Sängerinnen selbst, die sich mit Vokalisen rhythmisch begleiten.
Der Einsatz der Stimmen ist variabel, mal Solo, mal Wechselgesang, mal unisono, mal mehrstimmig. Alles ist möglich und es bleibt viel Raum für Improvisationen. Die Rollenverteilung der Vocals erinnert manchmal an die der Gitarren beim Gypsy Jazz mit Lead- und Rhythmusgitarre.
Das Konzert geht schließlich seinem Ende zu, doch irgendwie müsste noch etwas passieren. Ein Stück mit viel Power könnte es sein oder wie wäre es, wenn das Trio mal nur a capella in Reinform ohne Instrumente singen würde? Mit der Zugabe ‚Celebração Da Vida‘ feiert LUAH das Leben und bringt mit viel Beifall ein imposantes Konzert zum Abschluss.