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Ellington Trio im Bochumer Kulturrat

Review und Interview

Bochum, 14.02.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius

Am 2. Februar gaben Barbara Barth , Gero Körner und Caspar van Meel , das 'Ellington Trio', ein Konzert im Bochumer Kulturrat. Vor knapp zwei Jahren hatte das Trio im Alten Bahnhof Kettwig sein neues Album ‚Things ain't what they used to be‘ vorgestellt. Heute klingt einiges anders, weil auch Stücke vom ersten Album ‚Duke's Place‘ zu hören sind und die Band deutlich mehr im Blues unterwegs ist.

Ein Ellington Trio gab es schon einmal in den 1960ern mit Duke Ellington selbst, mit dem Bassisten Charles Mingus und dem Drummer Max Roach,‘Money Jungle’ hieß ihr Album. Doch der Duke ist schon 50 Jahre tot und das nach ihm benannte Trio, das heute auftritt, ist kammermusikalisch angelegt, keine Drums, aber mit Gesang. Da die meisten Stücke im Original für ein großes Orchester komponiert wurden, war hier viel zu tun, kein Problem für die renommierten Musiker mit akademischer Ausbildung und reichhaltiger Erfahrung.

Gero Körner hat im Trio mit John Goldsby und Hans Dekker ein Album veröffenlicht, („plays greatest hits“), mit dem Posaunisten Hansjörg Fink spielt er im Duo. Besonders beim Blues ist er in seinem Element, lange Soli bieten viele Gelegenheiten für Improvisationen. Bei ‚Just a sittin’ and a rockin‘ orientiert er sich an Oscar Petersons Interpretation des Stücks. Die vielen Notenblätter zeigen, dass wegen der ausgiebigen Arrangements vieles durchkomponiert ist, ähnlich wie bei einem Orchester.
Die Sängerin Barbara Barth gehört zum PENG Kollektiv, das mit dem WDR Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Sie hat im letzten Jahr zusammen mit Sebastian Büscher und Veit Steinmann das Album ‚All or nothing at all‘ veröffentlicht. Sie singt und scattet sehr virtuos mit relativ hoher Stimme. Dabei setzt sie viel Körpersprache ein, Arme und Finger begleiten oft ihren Scat-Gesang, dabei geht sie auch schon mal in die Knie.
Caspar van Meel ist eine feste Größe im NRW-Jazz als Bassist, Komponist und Arrangeur. Unter anderem ist er auf den Leverkusener Jazztagen aufgetreten. Im letzten Jahr veröffentlichte er mit seinem Quartett das Album ‚Satie - A Time Remembered‘.

Die Band spielt Stücke von ihren beiden Alben. Neu ist ‚The Locker‘, eine Komposition von Caspar, die erst eingängig klingt, dann aber mit allerlei harmonischen Finessen aufwartet. Eine schöne Ergänzung zum bisherigen Repertoire. ‚Caravan‘ hatte Ellington zusammen mit Juan Tizol komponiert. Caspars setzt dazu mit einem langen Intro ein, das ist der Höhepunkt des Konzerts. Sein hochvirtuoses expressives Solo klingt orientalisch und könnte an eine die Wüste durchquerende Karawane erinnern. Mit 'It don't mean a thing', von langen kunstvollen Soli bestückt, und dem eindrucksvoll gesungenen 'I like the Sunrise' endet ein wunderbares Konzert.

INTERVIEW

Auf die Frage nach ihrem Lieblingsstück von Ellington nennt Barbara ‚I Like the Sunrise‘ wegen des optimistischen Blicks auf den nächsten Tag. Gero nennt ‚Sophisticated Lady‘, das fehle noch im Repertoire der Band. Für Caspar war ‚The Mooche‘ die erste Begegnung mit der Musik Ellingtons.

nrwjazz: Da die meisten Ellington Stücke für Orchester geschrieben wurden, habt ihr sie für ein kammermusikalisches Trio neu arrangiert. Wie seid ihr dabei vorgegangen und wie verhalten sich die ursprüngliche Komposition, die Arrangements und die Improvisationen zueinander?

Caspar van Meel : „Wir stützen uns bei unseren Arrangements für das Trio auf verschiedene Quellen: Big-Band-Arrangements der Ellington Big Band, Interpretationen seiner Musik durch Jazz-Meister wie Coltrane, Mingus oder Oscar Peterson und schließlich bringen wir auch unsere eigenen Ideen ein. Wir haben ziemlich ausgedehnte Arrangements, die meist über die traditionellen Leadsheets hinausgehen, die Sie in einem Realbook finden können. Es gibt jedoch immer noch genügend Raum für Improvisation und die Möglichkeit, während des Konzerts neue Ideen einzubringen. Wir spielen schon seit langer Zeit zusammen und haben zusammen eine einzigartige Spielkultur in dieser Band entwickelt." 

nrwjazz: Gibt es aus der Fülle der Kompositionen auch Stücke, die für euch nicht infrage kommen?

Caspar van Meel : „Grundsätzlich nicht, aber es gibt natürlich so genannte Dschungelstücke, die Elemente wie 'Growl-Effekte' verwenden, die wir in diesem Trio nicht gut wiedergeben können. Das Stück 'The Mooche' zum Beispiel war eines der ersten Stücke, die ich kennengelernt und mit Begeisterung aufgenommen habe. Allerdings müssten wir sehen, wie wir das mit dem Trio interpretieren können."

nrwjazz: Auf euren Alben spielt ein Trompeter mit. Beim ersten ist es Klaus Osterloh , beim zweiten zeitweise Frederik Köster. Das hört sich sehr gut an, warum spielt ihr nicht generell als Quartett?

Caspar van Meel : "In den letzten Jahren haben wir mehrere Gigs mit Frederik Köster an der Trompete gespielt, was großartig ist und was uns Spaß macht! Das Tolle an diesem Format ist, dass es uns erlaubt, flexibel zu sein und mit vielen verschiedenen Künstlern als Gast zu arbeiten. Wir haben auch schon mit mehreren Bläsern und einem Schlagzeuger gespielt. Letztendlich sind wir aber ein Trio und das ist unsere Basis.

Nrwjazz: Kommt das Ellington Trio zu seinem Ende, wenn alle interessanten Stücke gespielt wurden? Und wie könnte es dann weitergehen?

Caspar van Meel : "Ellington schrieb großartige Musik, die uns wahrscheinlich ein Leben lang beschäftigen würde. Wir können uns aber auch vorstellen, unsere eigenen Kompositionen mit diesem Trio zu spielen oder die Werke anderer Komponisten zu spielen. Das könnte auch unter einem anderen Namen geschehen, aber wir haben nicht vor, mit dem gemeinsamen Musizieren aufzuhören."

Nrwjazz: Und wie geht es jetzt weiter mit eurem Trio?

Caspar van Meel : "Im Jahr 2025 werden wir das 10-jährige Bestehen unseres Trios haben. Dazu werden wir eine Tournee planen, bei der wir die Lieblingslieder unseres Repertoires spielen und vielleicht auch ein paar neue Sachen ausprobieren."

nrwjazz: Vielen Dank für das Gespräch!

Homepages:  www.ellingtontrio.com/   www.barbarabarth.de   www.gerokoerner.com   www.casparvanmeel.com

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