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CASPAR VAN MEEL

Satie – A Time Remembered

Essen, 12.07.2023
TEXT: Stefan Pieper | 

Die Musik von Erik Satie ist vor allem durch ihren Minimalismus charakterisiert. Kultstatus erlangte wie der französische Komponist aus möglichst wenig Tönen umso mehr sinnliche Atmosphäre und fragile Lyrik erzeugte.

Eine virtuos aufspielende Jazzcombo funkt - damit verglichen - meist auf anderer Wellenlänge: Hier geht es um raffinierte Ausbreitung von vielen Tönen, Strukturen, Ideen - eben damit die Interaktion echter Könner möglichst viel Nahrung bekommt. Eine solch hohe Kunst beherrscht das Sextett des Bassisten Caspar van Meel auf überlegenem Reife-Level. Auf dem neuen Album „Satie-A Time Remembered" nehmen sie es nun mit oben genanntem französischen Komponisten auf.

Aufschlussreich sind auf jeden Fall Hörvergleiche mit den Original-Klavierstücken von Erik Satie. Dadurch werden die Wege, welche dieses Sextett mit seinen Bearbeitungen geht, nur umso deutlicher. Zugegeben: Obwohl die Stücke fast alle die originalen Titelnamen von Saties Kompositionen tragen, wirken die originären Ideen des Franzosen eher tief im Inneren der komplexen, neu erstandenen Stücke. Augenscheinlich ging es wohl darum, aus diesem Ideen- und Tonvorrat etwas Eigenes, Neues für die Gegenwart zu erzeugen. Alles hört sich oft eher wie in einer Bigband als in einem Sextett an. Hier zeigt sich vor allem Caspar van Meels große Klasse beim Arrangieren. Ryan Carniauxs Trompete, oft mit Dämpfer gespielt, entfaltet zuhauf seidigen Glanz obenrum. Raphael Klemms Posaune ist lyrisch geerdet. Dennis Gäbels Saxofon ist wunderbar flexibel in jeder Tonlage unterwegs. Franz von Chossy am Piano, Caspar van Mehl am Bass und Niklas Walter am Schlagzeug geben der ganzen kollektiven Spiellust ein solides Rückgrat. Eine große Bühne bekommt Saties duftige Lyrik aber dennoch - vor allem im fünften Stück, der Gymnopedie Nr.1, zugleich Saties wohl populärste Komposition. Das getragene Stück wird zur Ballade, in der alle Spieler die traumverlorene Melodie zum Funkeln und Duften bringen.

Mittendrin behauptet sich lässig plausibel eine Nummer von Bill Evans: „Time Remembered". Man kann davon ausgehen, dass auch Bill Evans den Komponisten Erik Satie ausgiebig studiert und verinnerlicht hat. Eben als Anregung, auch impressionistische Klangkultur und romantische Gefühlstiefe zuzulassen. Jazz ist eben die hohe Kunst Dinge miteinander kurz zu schließen. Und dabei auch Umwege zu bejahen, wie es Ryan Carniaux, Dennis Gäbel, Raphael Klemm, Caspar van Meel und Niklas Walter auf diesem ausgeschlafen wirkenden neuen Album tun.

Caspar van Meel - Satie - A Time remembered
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