Matthias Bergmann
All the light we cannot see
TEXT: Ingo Marmulla |
Recklinghausen, 5.2.16| Unter dem Titel „All the Light we cannot see" ist nun die zweite CD von Matthias Bergmann als Bandleader auf dem Kölner Float Music Label erschienen. Wenn man die eingespielte Musik vernimmt, ist man eigentlich verwundert, dass nicht schon viel früher und vor allem häufiger Kompositionen vom „ Matthias Bergmann Sextett" auf CD erschienen sind. Nun ist Matthias Bergmann ein sehr gefragter und somit auch viel beschäftigter Trompeter. Er spielt unter anderem in den Gruppen um Axel Fischbacher und Florian Ross , im Contemporary Jazz Orchestra und dem Thoneline Orchestra. Nicht vergessen werden darf auch seine feste Mitgliedschaft in Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass und seine Tätigkeit als Trompetendozent an der Musikhochschule Köln. Er ist auf über 60 Tonträgern als Sideman zu hören ist.
Übrigens haben wir auch gerade wieder zusammen gespielt, und bei dieser Gelegenheit gab er mir, wie unter Musikern so üblich, seine neue Produktion. Natürlich war ich neugierig, wie Matthias auf seinem neuesten Werk klingt. Schon beim ersten Hören fiel mir der angenehme Sound der CD auf. Hier hat der Bassist und Tontechniker Markus Braun ganze Arbeit geleistet. Natürlich haben die Musiker der Band die Voraussetzung dafür geschaffen. Matthias hat mir zur Besprechung der CD einige Informationen zukommen lassen: „Die Band ist die gleiche, wie auf der letzten Platte, alle aus Köln oder Umland, nur der Bassist aus Amsterdam, aber kein Holländer, sondern Deutscher, der mit Hanno, Jens und mir dort studiert hat und mit dem wir damals schon viel gespielt haben."
Man hat das Gefühl, dass diese Besetzung sehr gut harmoniert. Zwar gibt es ausgedehnte Soli aller Beteiligten, aber dennoch erklingt ein Team. Da drängelt sich keiner übermäßig in den Vordergrund und selbst die Begleitung klingt interessant und abwechslungsreich. Bass (Cord Heineking) und Schlagzeug ( Jens Düppe ) legen das rhythmische und tonale Fundament für die harmonische Korrespondenz zwischen Gitarre ( Hanno Busch ) und Klavier / Rhodespiano ( Hendrik Soll ). Die Programmatik der acht vorliegenden Kompositionen aus der Feder des Bandleaders lässt sich nicht unbedingt dem Titel entnehmen. Was wir hören ist einfach Musik, die für sich selbst steht. „All The Light als Titel der CD entstand dann eher nach dem ich das Cover Foto ausgewählt habe... Ansonsten ist es keine typische Sextett Musik, wo viel mehrstimmig arrangiert ist oder so. Es ist kein Swing auf der Platte, dafür ein paar krumme Takte, alles eher europäisch-jazzig als bluesig-amerikanisch. So ist das, wenn man aus Ostfriesland kommt... haha."
Ja, die Musik klingt lyrisch, offen, lässt Raum für die eigene Fantasie. Das Titelstück beispielsweise beginnt mit einem Piano-Intro im Siebener-Takt, das den Akkordteppich, eine absteigende „dezimenartige" Kadenz, legt und in den weiteren Teilen der Komposition mit einem Flügelhornthema zusammen geht, um im letzten Teil noch einmal polyphon thematisch zu enden. Hierauf folgen getragene, aber technisch raffinierte Soli von Matthias, Piano und Gitarre. „Grundidee der Kompositionen ist eigentlich immer, alles auf eine DinA4 Seite zu bekommen, d.h. relativ kompakte Stücke, keine komplizierten, komplexen Abläufe, klare Struktur, die sich im besten Fall für den spielenden Musiker und Hörer sofort erschließt..." Die Noten der Bergmannschen Stücke sind übrigens auf seiner Homepage einzusehen, und zumindest bei diesem Stück hat eine DIN A4 Seite nicht ganz ereicht. Wie man erkennen kann, sind die Stücke auch alle nicht so simpel, auch wenn sie so leicht ins Ohr gehen.
„Wasteland" - eine getragene Ballade, eingeleitet durch ein Duo von Gitarre und Klavier, gefolgt von einem Thema vorgetragen von Flügelhorn und Tenor ( Claudius Valk ) in Form eines Zwiegesprächs.
„Slam" ist ein eher rockig-funkiges Stück mit einem ostinaten Akkordteil, über den zunächst ein Trompeten Thema gesetzt ist, das ergänzt wird durch einen B-Teil mit einer Tenormelodie. Auch hier hat Matthias Bergman durch einfache Instrumentierungstrukturen eine klangliche Abwechslung erreicht. Dieses Stück, in straighten Vierteln rhythmisch begeleitet, gefällt mir vor allem durch das sich entwickelnde Tenorsolo von Claudius Valk , das gegen Ende recht explosiv wirkt und die Stringenz der Komposition polarisiert. Die rhythmische Anlage des Stückes erinnert mich an Aufnahmen von John Scofield.
„A Thousand Years" - ebenfalls eine Ballade, reiht sich ein in die vielfach besinnlich stimmende Musik des Albums und lässt nach dem Thema, gespielt von gemuteter Trompete und Gitarre, Raum für ein getragenes Solo von Cord Heineking auf dem Kontrabass.
„Zabriskie Life" sei noch erwähnt. Das Stück beginnt mit einer durchgehenden indisch-orientalischen Perkussion mit Thema und ergänzendem Bassklarinetten-Ostinato. Diese Musik öffnet den Blick hin zur Weltmusik und bereichert die vorliegende CD um eine weitere Farbnuance.
Die CD ist in Köln bei Float Music erschienen. „Float Music ist ein relativ neues junges Kölner Musikerlabel, das die beiden Saxophonisten Jens Böckamp und Johannes Ludwig gegründet haben. Inzwischen sind glaube ich 12 CDs dort erschienen. Lag nahe, hier zu veröffentlichen, weil ich beide gut kenne." Ich denke, für das Label ist die Musik Matthias Bergmann s ebenfalls ein Glücksgriff. Und ich hoffe, dass eine nächste CD mit der Musik von Matthias und seiner Gruppe nicht wieder so lange aus sich warten lässt. Wer die Band live erleben möchte, dem seien hier noch einige Konzerthinweise gegeben:
26.02.2016 Düsseldorf, Jazzschmiede
12.03.2016 Isererlohn, Henkelmann (feat. Matthias Erlewein)
18.03.2016 Dortmund, Domicil (feat. Paul Heller )
27.03.2016 Köln, ABS
www.matthiasbergmann.com
„All the Light we cannot see“ - Float Music, FLO 010