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Paolo Fresu

Kind of Miles

Rom, 16.02.2025
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Miles Davis ist und bleibt ein Mythos und ein Vorbild für die meisten Jazzmusiker, auch wenn sie selbst schon berühmt sind. Paolo Fresu ist da keine Ausnahme, er hat das Doppelalbum ‚Kind of Miles’ veröffentlicht, das an die Musik seines großen Vorbildes anknüpft, diese aber nicht kopiert, sondern im eigenen Stil weiterentwickelt.
Das neue Album von Paolo Fresu entstand aus einem Theaterprojekt des Teatro Stabile di Bolzano. Es steht nach ‚Tempo di Chet’ und  ‚Tango Macondo‘ am Ende einer Trilogie. Das erste Album war Chet Baker gewidmet, das zweite wollte eine Brücke zwischen Sardinien und Südamerika schlagen. Im dritten geht es nun um Miles Davis, der in künstlerischer, aber auch in sehr persönlicher Hinsicht viele unterschiedliche Phasen durchlief, wie auch der Kino-Film ‚Birth of the Cool‘ deutlich machte.

Shadows und Light

Das Doppelalbum umfasst zwei CDs mit unterschiedlichen Ensembles und Stücken, die in etwa den beiden wichtigsten Phasen der Künstlerkarriere von Miles Davis entsprechen. Zudem sind die beiden CDs nach dem Album ‚Shadows und Light‘ von Joni Mitchell benannt.
Die erste CD ‚Shadows‘ bezieht sich auf den frühen historischen Davis. Elektronik ist hier weitgehend ausgespart, dabei sind Paolo Fresu (Trompete, Flügelhorn), Dino Rubino (Klavier), Marco Bardoscia (Kontrabass) und Stefano Bagnoli (Schlagzeug).
Zu hören sind vor allem Stücke, die Davis oft gespielt hat, von Gershwin (‚Summertime’, ‚Bess, You Is My Woman Now‘), Monk (‚Round Midnight‘) und Rodgers/Hart (‚It Never Entered My Mind‘). Dabei werden diese Stücke nicht einfach gecovert, sondern anhand von vielen Improvisationen neu interpretiert. Der Sound ähnelt zwar dem großen Vorbild, doch Fresus’ Trompete klingt melodischer, nicht so kalt wie die von Miles Davis. Schon hier sind Kompositionen von Bandmitgliedern dabei (‚Rue Saint Denis’, ‚Back‘, ‚Selim‘), im ähnlichen Stil komponiert.

Die Stücke der 2. CD ‚Lights‘ beziehen sich auf die Fusion Phase von Miles Davis. Das wird auch an einem Foto von Fresu deutlich, das sicher dem Cover von Davis’ ‚Tutu‘ nachempfunden ist. (s. Fotos oben rechts). Bei ‚Lights‘ ist das Line Up ein ganz anderes. Außer Paolo ist nur der Bassist Marco Bardoscia von der ersten Band dabei. Die anderen sind Bebo Ferra (Gitarre), Filippo Vignato (Posaune, Elektronik), Federico Malaman (E-Bass) und Christian Meyer (Schlagzeug.
Auf dieser CD sind nur Kompositionen der Bandmitglieder zu hören, außer ‚Time After Time‘ von Cindy Lauper. ‚Call It Nothing‘ und ‚Call It Something‘ stammen von  Paolo Fresu‚ doch auch die anderen haben komponiert, z. B. der Schweizer Drummer Christian Meyer mit ‚Berlin‘ (s. Video). Das hört sich ganz anders an als auf der 1. CD, der Fusion Sound, der nie ganz tot war, lebt hier wieder auf.

Bei diesem Album geht es nicht um Covern oder um Tribute. Außer der an Miles Davis angelehnten Neuinterpretation geht es um Entwicklung und Veränderung der Person und der Musik, wie schon beim ersten Album der Trilogie in Bezug auf Chet Baker. So auch hier beim neuen Album in Bezug auf die Entwicklung der Musik und der Persönlichkeit von Miles Davis. Und damit um den Wert menschlicher, kultureller und künstlerischer Wanderungen, auch in Bezug auf Paolo Fresu selbst.

Paolo Fresu - Kind Of Miles 2 CDs
Label: Tǔk, 2024
Artikelnummer: 11994492
Erscheinungstermin: 17.1.2025

https://www.teatro-bolzano.it/spettacoli/1800-kind-of-miles

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