Matthias Bergmann
Pretend it`s a City
TEXT: Ingo Marmulla | FOTO: Lukas Diller
Mit „Pretend It’s A City“ hat der Kölner Flügelhornist und Trompeter Matthias Bergmann im Oktober 2021 seine nunmehr dritte Produktion unter eigenem Namen vorgelegt. Erschienen ist auch diese Veröffentlichung wieder auf dem Label Float Music (FL033). Neben seinem Quartett, in dem er von Hanno Busch an der Gitarre, Cord Heineking am Bass und Jens Düppe am Schlagzeug unterstützt wird, hören wir als Gäste Claudius Valk an der Bassklarinette und Hendrik Soll am Fender Rhodes.
Alle diese genannten Musiker könnte man zu Recht als eingespieltes Team bezeichnen. Als weiteres I-Tüpfelchen gesellt sich in einem folkloristischen Duett Hartmut Preyer mit einer „ Guitarra Portuguesa“ dazu. Alle Titel stammen übrigens aus der Feder von Bergmann, außer dem letzten Stück („Sair“) von Preyer und dem Eingangsstück („Love Song“) von Robert Smith und Dave Allen.
Ich hatte Gelegenheit mit Matthias Bergmann , einem meiner Lieblingstrompeter, ein interessantes Telefongespräch zu führen. Dabei erhielt ich einige Infos zur Beziehung zwischen den Musiktiteln und den Kompositionen selbst. Natürlich fragte ich ihn als erstes, warum er auf dieser CD mit einem Stück von The Cure beginnt. Meine Vermutung war zumindest nicht ganz falsch: Als Teenager hatte Matthias Bergmann diese Band häufig gehört. Das war aber auch schon alles … „Ich habe das Stück aufgenommen, weil wir ein so stimmiges Arrangement erstellt haben, ohne jeden inhaltlichen textlichen Bezug …“ Und ich muss Matthias Bergmann Recht geben. Sein Arrangement passt wunderbar zum weiteren Verlauf der CD. Die Melodien auf seines Flügelhorns schweben lyrisch leicht auf dem rhythmischen Fundament von Heineking und Düppe, ergänzt durch ein filigranes Gitarrensolo von Hanno Busch .
Überhaupt spielt die Gitarre in Bergmanns Produktion eine tragende Funktion. Zwei weitere Duette (Flh - Git) gehören inhaltlich zusammen: „Think Before You Talk“ und „Read Before You Think“. Beide Titel beziehen sich auf eine Doku-Serie von Martin Scorsese über die jüdische Autorin Fran Lebowitz. Bergmanns Musik will aber nicht belehren, sondern einfach nur Musik sein. Man kann sich auf „Tretend It’s A City“ die unterschiedlichsten Farben und Klänge einer Stadtlandschaft vorstellen. Vieles ist recht getragen, balladesk, anderes eher folkloristisch oder sogar reggaeartig, wie in „Rich Kids München“, ein Stück in dem wir Claudius Valk improvisatorisch erleben können. Hendrik Soll ist in der Komposition „Dollar Brand“ zu hören Seine Interpretation auf dem Fender Rhodes ist stark an den Klängen des südafrikanischen Pianisten orientiert. Das boppige „Over And Out“ hat vielleicht den stärksten Bezug zum modernen Jazzhabitus. Sowohl Busch als auch Bergmann brillieren hier über das Harmoniegerüst und Heineking hat Raum für eine stimmige Improvisation über das Thema.
Bergmanns CD ist eine sehr gelungene Produktion, bei der man als Zuhörer in seiner Fantasie mit auf die Reise durch die vielfältigen Klänge einer Stadt genommen wird.
„Pretend It’s A City“ - Float Music Fl033