Götz Alsmann

‚Mein erster Weg‘ singt Götz Alsmann und das kommt mir sehr bekannt vor. Doch woher? Der Name des Komponisten sagt mir nichts, doch dann dämmert mir, dass Udo Jürgens dieses Lied vor Urzeiten gesungen hat; 1967, die LP hab ich noch. Erstaunlich wie jazzig das damals mit einem gelungenen Flötensolo bei Udo klang.
Das neue Album von Götz Alsmann scheint deshalb wohl eher etwas für ältere Semester zu sein, die viele der Stücke noch kennen. Doch sicher nicht alle, denn das älteste Stück datiert von 1910, das jüngste von 1965. Dazu hätte man sich im Booklet, das nur die Komponisten nennt, genauere Angaben gewünscht.
Begleitet wird die Band zeitweise von dem ‚Zucchini Sistaz‘ und dem ‚Swonderful Quartett‘. ‚Ehrengäste‘ sind Daniel Hope, Roland Kaiser, Till Brönner, Nils Landgren, Yvonne Catterfeld und Frank Chastenier.
Der Münsteraner ist als ’Mann mit der Tolle’ sofort zu erkennen, mit Christine Westermann hat er viele Jahre durch die WDR-Sendung ‚Zimmer frei’ geführt. Als virtuoser Musiker ist er eher ein Exot, der nicht immer ganz ernst genommen wird. Denn Götz widmet sich der Verbindung von Jazz und Schlager und da kennt er keine Schmerzgrenze, auch Kitsch ist erlaubt. Mit der SWR Big Band war er auf Tour, erst in diesem Jahr hat er seine Tournee mit seinem Freund Chris Hopkins begonnen.

… bei Nacht ...

18 Stücke, alle um die 3 Minuten rum bietet das Album. ‚Yesterday’ kennen auch die Jüngeren,`‘Gestern noch’ heißt die Version von Alsmann, Daniel Hope geigt dazu recht klagend, aber nicht kläglich. Besser kommt das berühmte Cole Porter Stück ‚In dieser Stadt‘ rüber, das Götz ganz ähnlich wie die Knef in den 60ern singt. Ob das Duett mit Roland Kaiser da Sinn macht? Man muss schon genau hinhören, um die beiden Sänger zu unterscheiden.
‚Zwei Gitarren’ von Victor Young hat Alexandra 1967 gesungen. Bei Götz klingt es viel besser mit dezenter Vibraphon-Begleitung, auch ganz ohne Promi. Je zweimal sind Nils Landgren und Till Brönner dabei.

‚Wir woll'n doch nicht so tun‘ von Theo Mackeben - Trompeten Solo Till Brönner
 
Beim „Nachtlied’ von Margot Hielscher, das hier zum ersten Mal auf einem Tonträger erscheint, singen die ‚Zucchini Sistaz’ mit, die Götz aus Münster kennt. Wie der Name schon verrät, handelt es sich um ein ‚verrücktes‘ Frauen- Trio, das schon vor 2 Jahren mit Götz beim Jubiläumskonzert der SWR Big Band in Stuttgart dabei waren.
Bei dem Evelyn-Künneke-Song ‚Es hat keinen Zweck mit der Liebe‘ singen Götz und Yvonne Catterfeld abwechselnd. ‚Illusionen‘ bildet den Abschluss mit dem ehemaligen Pianisten der WDR Bigband Frank Chastenier .

Die Band

Bei all den berühmten Namen sollte man die Band nicht aus den Augen bzw. Ohren verlieren: Altfrid M. Sicking am Vibraphon, Ingo Senst am Bass, Dominik Hahn am Schlagzeug und Markus Paßlick Percussion. Vor allem Altfrid M. Sicking („Vibraphon, Xylophon und mehr“) ist durchgängig sehr rege dabei mit phantasievoller Begleitung, solistischer Gestaltung von Übergängen und mit längeren Solo-Einlagen. Sicking ist Professor für Musik an der Uni Münster und hat auch seine eigene Band. Erst im letzten Jahr ist er in Bochum beim Tatort Jazz  aufgetreten.
Alles in allem ein interessantes, vor allem humorvolles Album, das aber nicht jedem Jazzfan gefallen wird. Unter musikalischen Gesichtspunkten ragt besonders das Spiel des Vibraphonisten hervor. Alle Lieder am Stück zu hören, ikönnte für manche eine Herausforderung sein. Für eine ruhige besinnliche Stunde kann man das Album sicher empfehlen. Wenn man’s denn mag.

Götz Alsmann … bei Nacht ...
Label: Roof, 2023
Bestellnummer: CD 11794527
Erscheinungstermin: 31.5.2024