Cologne Jazz Quartet
'Con Alma'
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Gerhard Richter, Florian Ross
‚Con Alma‘ – 'mit der Seele'. Dieses bekannte Stück von Dizzy Gillespie gibt dem Album seinen Namen. Zu Recht, denn beim Cologne Jazz Quartet werden nicht ‚seelenlos‘ Akkordfolgen zelebriert oder variiert, hier entstehen anhand von Neuinterpretationen bekannter Stücke Stimmungen, vibes, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen. Das Stück beginnt in jedem A-Teil mit einer anderen Tonart und signalisiert, worum es in diesem Album geht: um die Symbiose von Bebop und Modern Jazz.
Zum Quartett gehören Malte Dürrschnabel (sax), Henning Gailing (bass), Billy Test (piano) und Dennis Mackrel (drums).
‚Who Cares?‘ - ‚Visitation’ - ‚Come Rain Or Come Shine’
Das Album beginnt mit einem sanften Piano-Intro von Billy, zu dem sich der warme Sound von Maltes TenorSax gesellt, es handelt sich um „Who Cares?“, ein Stück von Gershwin (1931). Und dann mischt die ganze Band mit in einer flotten Abfolge kurzer Soli und mit kurzen Breaks des Drummers.
‚Visitation‘ hat Paul Chambers, der Bassist von Miles Davis und John Coltrane, komponiert. Doch Henning Gailings Bass-Spiel ist nicht nur in diesem Stück wichtig. Sein langes virtuoses Solo stellt alle seine Qualitäten unter Beweis, zu denen auch seine mitsummende Stimme gehört. In bester ‚Chambers-Manier‘ begleitet er mit dem typischen 'Walking Bass' Billy Test und Malte Dürrschnabel, der das Stück mit einem eleganten Solo abschließt. In der Mittel des Albums steht Harold Arlens “Come Rain Or Come Shine” aus dem Musical “St. Louis Woman” (1946). Billy Test spielt in seinem langen Solo auf Duke Ellingtons ‚I’m Beginning to See the Light‘ an, gefolgt von Henning mit einem zweieinhalb Minuten langen Bass Solo.
Zu den anderen Stücken gehören u. a. ein Blues („Willow Weep For Me“) zu hören, ein Stück von Cole Porter (It's All Right With Me) und das legendäre ‚I Don’t Stand a Ghost With You‘.
Das Cologne Jazz Quartet
Nicht gerade zufällig kommen die Musiker des Cologne Jazz Quartet aus dem Kölner Raum, abgesehen vom New Yorker Drummer Dennis Mackrel, der als special guest eingeladen wurde. Malte Dürrschnabel hatte 2013 mit seinem Quartett das Album 'Strayhorn' herausgebracht. Henning Gailing gehörte schon damals dazu, Rainer Böhm wurde inzwischen durch Billy Test, den bekannten Pianisten der WDR Big Band, ersetzt. Malte Dürrschnabel kommt ursprünglich aus dem Badischen und hat in Berlin, Brüssel und Den Haag studiert. Er war u. a. als Leadaltist für die WDR Big Band tätig und spielte im Thonline Orchestra und im Glenn Miller Orchestra. Henning Gailing hat bei John Goldsby, dem Bassisten der WDR Big Band, studiert und verfügt wohl über die meiste Spielerfahrung. 25 Jahren lang spielte er im Trio des Pianisten Martin Sasse . Auch bei BIX, dem Album der 'Echoes of Swing' (2016), war er dabei.
Auch der Aufnahmeprozess im Studio beweist, dass es sich bei allen Vieren um Vollprofis handelt, denn die meisten Stücke wurden gleich nach dem ersten Take übernommen, die anderen nur zweimal gespielt. Die Arrangements haben alle zusammen erarbeitet.
Dieses Quartett hat den Bogen raus. Die Musiker passen in ihrer Spielweise sehr gut zueinander mit ihrem warmen, melodischen, entspannten Sound. Hennings Bass fungiert auch als Melodieinstrument, Dennis Mackrel tritt dagegen nur selten aus der klassischen Rolle des rhythmischen Begleiters heraus. Nur im ersten Stück und mit einem Solo bei ‚Cabu‘ tritt er hervor, doch er hat es sicher nicht nötig sich zu profilieren.
CD Release Concert am 02.10.2024 in Köln, Salon De Jazz
Die CD ist beim Kölner Label JazzJazz Records erschienen, unter dem auch andere MusikerInnen wie Martin Sasse , Caris Hermes, Gerd Dudeck und Jerry Lu firmieren.
Cologne Jazz Quartet feat. Dennis Mackrel – Con Alma
JJ51030 / Broken Silence
Release: 05.07.2024
