Caris Hermes
Album ‚Caris Hermes’
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Lutz Voigtländer
Die Bassistin Caris Hermes hat im letzten November den WDR Jazzpreis 2024 erhalten. Mit dem WDR bzw. der WDR Big Band hatte sie schon immer viel zu tun. Das wird auch bei ihrem Album deutlich, das vor zwei Jahren erschien, denn alle Beteiligten gehören entweder zur Big Band oder haben schon mal mit ihr gespielt. Den Kern bildet das Trio von Caris Hermes, dem Pianisten Billy Test und dem Drummer Niklas Walter. Wie verankert Caris inzwischen in der Kölner Jazzszene ist, zeigt die Beteiligung weiterer Musiker bei einigen Stücken.
Das Album beginnt mit ‚Caris Bounce‘, einer Komposition von
Paul Heller
, der auch Saxofon spielt. Bei diesem Stück mit der Anspielung auf Charlie Parkers swingendes ‚Billie's Bounce’ von 1945 ist es gelungen, auch mit der Beteiligung von Andy Haderer, einen Bigband ähnlichen Sound zu schaffen. Dies gilt auch für ‚Extraordinary People‘ und ‚Rising‘.
‚As‘ von Stevie Wonder spielt nur das Trio. Es beginnt ganz sacht mit der Melodie, getragen von von Piano und Bass im Wechsel, und baut sich fast unmerklich in einem Crescendo auf, mit einem tollen Bass-Solo in der Mitte. Die Schrift auf dem Cover ist zwar schön bunt, aber leider nur schwer lesbar. Das Prinzip FFF (Form follows Function) scheint den Grafikern nicht bekannt zu sein.
Fünf der neun Stücke hat Caris selbst komponiert, wie auch ‚Abeyance‘, bei dem Caris und Billy fast sieben Minuten lang sehr ruhig agieren, keine schnellen Akkordfolgen, sondern ruhige Läufe, bei denen jeder Ton für sich steht, Entschleunigung pur. Der Blues kommt bei dem vom Martin Sasse komponierten ‚Two Souls‘, zur Geltung, bei dem Martin auch selbst Piano spielt. Im Wechsel von Anspannung und Entspannung geht es weiter mit vielen Soli, u. a. von Pfeifer-Galileae bei ‚A Special Living Soul‘.
Mit ‚Twelve for J.‘ - warum 12? - bedankt sich Caris am Ende des Albums bei ihrem Mentor John Goldsby, dem sie viel zu verdanken hat. Goldsby spielt schon seit 30 Jahren in Köln, vielleicht könnte Caris ja später seine Nachfolgerin in Köln werden? Mit Shannon Barnett gab es schon einmal eine zweite Frau neben
Karolina Strassmayer
in der Band, doch sie hat es dort nur 4 Jahre ausgehalten. Caris hat auf jeden Fall das musikalische Potenzial und würde zudem die Frauenquote dieser Männerband erhöhen.
Ein sehr abwechslungsreiches Album aus der ‚Jazzküche Köln‘, das auf der Höhe der Zeit ist und das man nur empfehlen kann.
Preisverleihung und Konzerte
Die Preisverleihung findet verbunden mit dem Konzert ‚WDR Big Band feat. Caris Hermes’ am 14. März 2024 im Bonner Pantheon Theater statt. An den darauffolgenden Tagen wird das Konzert in Wuppertal (Insel), Düren (Haus der Stadt) und Duisburg (Theater am Marientor) wiederholt. Schön, dass die Kölner Big Band sich so auch mal wieder in anderen Gegenden NRWs sehen lässt. Mit den Konzertaufnahmen soll dann eine Live CD veröffentlicht werden.
Homepage carishermes.de/