Ystadt Sweden Jazzfestival
Elin Larsson - Crossing Borders
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Sieben Musikerinnen aus sechs Ländern stehen auf der Bühne im Saal des Saltsjöbad Hotels im südschwedischen Küstenort Ystad.
Die Konzerte im Hotel Saltsjöbad in Ystad haben eine besondere Atmosphäre. Aus den Türen des Konzertsaales schaut man direkt auf den Strand der Ostsee. Aber nicht nur der Ort vermittelt eine spezielle Stimmung, auch Elin Larsson und ihr Projekt “Crossing Borders“, eine international besetzte Band mit hochkarätigen Musikerinnen sorgen für eine sehr besondere Konzertatmosphäre. Die schwedische Saxophonistin Elin Larsson hat sechs Frauen eingeladen mit ihr zusammen auf dem Ystad Jazzfestival im Saltsjöbad zu spielen. Die meisten Mitspielerinnen kennt sich von früheren gemeinsamen Auftritten, z.B. auf dem Jazz Baltica Festival, aber in dieser Besetzung haben sie noch nie alle zusammen gespielt.
Elin Larsson - Tenor-und Sopranaxophon - Schweden
Tini Thomsen - Baritonsaxophon – Deutschland
Susana Santos Silva - Trompete – Portugal
Lisa Stick - Posaune – Deutschland
Fanny Gunnarsson - Piano – Schweden
Ida Hvid - Bass – Dänemark
Anne Paceo - Schlagzeug – Frankreich
Die Musikerinnen schickten ihre Kompositionen für das Konzert vorher herum, um sich vorzubereiten. Am Tag vor dem Auftritt übten sie gemeinsam neun Stunden die Stücke ein.
Um es vorweg zu nehmen die Mühe hat Früchte getragen.
Die Bandleaderin Elin Larsson komponierte eigens für das Konzert zwei Stücke. Sie eröffnete das Konzert mit der zupackenden Nummer Insomnia. Elin Larsson ist eine erfolgreiche junge Saxophonistin, die 2013 mit 29 Jahren den in Schweden begehrten Lars Gullin Preis gewann. Der Projektname “Crossing Borders“ drückt nicht nur die internationale Besetzung aus, sondern umschreibt auch die Musik von Elin und ihren Mitspielerinnen. Elin sagt, einige nennen ihre Musik Jazz, andere nicht, sie brauche solche Schubladen nicht. Besonders herausragend im Eröffnungsstück sind ihre Improvisationen und das Solo von Baritonsaxophonistin von Tini Thomsen.
Von der auch das nächste Stück Imagination stammt. Katharina “Tini“ Thomsen aus Hamburg ist eine Musikerin mit internationaler Reputation und ein musikalischer Freigeist, die sich nicht scheut Musik der Foofighters oder Queens of The Stoneage in ihren Jazz zu integrieren.
Different Worlds Of Thought heißt das Stück der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva. Es zeichnet sich durch sehr unterschiedliche Stimmungen aus. Nach einem langen Piano Intro setzt der Bläsersatz ein. Ein sehr elegischer Einstieg in pianissimo gehalten. Dann wechselt die Stimmung und ein lautes Tutti, eine wilde Kakophonie setzt ein. Nun folgt wieder ein Pianosolo, einzelne Akkorde mit langen Pausen dazwischen, langsam werden die Intervalle zwischen den Akkorden kürzer, das Spiel wird schneller und ein spannendes Basssolo von Ida Hvid setzt ein. Elin Larsson spielt hier Sopransaxophon.
Es folgt eine weitere Komposition von Tini Thomsen, die mit klackendem Baritonsaxophon und überblasener Trompete beginnt. Es folgt ein ideenreiches Posaunensolo von Lisa Stick aus Hamburg, die u.a. bei Nils Landgren studiert hat. Tini Thomsen Stück ist eine erfrischende Uptempo Nummer.
Lisa Stick ist auch die Komponistin des nächsten Stücks Lingering. Es ist sehr getragen mit einem prominenten Drumbeat als Hintergrund.
Elin Larsson zieht mit ihrem Stück Sorg das Tempo danach wieder an. Sie spielt ein wildes Tenorsolo, das von der Rhythmusgruppe begleitet wird und sich in ein Crescendo mit dem ganzen Septett steigert. Langsam führt das Stück dann in ruhigeres Fahrwasser.
Das letzte Stück Night Of Stars mit seinem rhythmisch betonten Anfang ist von der Pianistin Fanny Gunnarsson. Das Konzert ist für sie ein Heimspiel, sie stammt aus der Umgebung von Ystad und hat bereits 2015 in der Band We Float von Anne Marte Eggen auf dem Festival gespielt.
Das Publikum gibt Standing Ovations und die Musikerinnen geben noch eine Zugabe in der auch die französische Schlagzeugerin Anne Paceo ein langes Solo hat.
Großartige Soli der einzelnen Musikerinnen und ein lebendiges Ensemblespiel zeichnen das Konzert “Crossing Borders“ aus. Ein besonderes Lob geht an Elin Larsson, die die herausragenden Musikerinnen eingeladen hat und ein stimmiges Konzert arrangiert hat. Elin Larsson hat aus den spannenden und sehr unterschiedlichen Kompositionen, ein stimmiges Ganzes zusammengestellt. Und natürlich ist auch ihre musikalische Leistung als Saxophonistin zu betonen.
Projekte mit Musikerinnen aus verschiedenen Ländern haben auf dem Ystad Festival bereits eine Tradition. So gab letztes Jahr gab die deutsche Saxophonistin Nicole Jahänntgen, ebenfalls im Saltsjöbad, mit ihrem internationalen Musikerinnen Projekt SOFIA II ein vom Publikum gefeiertes Konzert.
(Siehe Review:
/reviews/ladies-only-frauenprojekt-sofia-grossartiges-konzert-in-ystad-se-
Ein Gesamtbericht über das Ystad Sweden Jazz Festival 2018 wird in den nächsten Tagen von Bernd Zimmermann erscheinen.