Ladies Only - Frauenprojekt SOFIA
Großartiges Konzert in Ystad (SE)
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Die Saxophonistin Nicole Johänntgen spielte auf dem Ystad Sweden Jazz Festival zum zweiten Mal ein Konzert mit einer Frauenprojektband. Die in der Schweiz lebende Saxophonistin aus Süddeutschland gehört beim Ystad Festival zur Familie. Die sympathische Musikerin ist ein Publikumsliebling und dieses Jahr zum dritten Mal Gast in der südschwedischen Hafenstadt.
Für das Festival hat sie unter dem Namen SOFIA II eine Band mit sieben Musikerinnen aus sechs Ländern zusammengestellt:
Nicole Johänntgen (DE/CH) - Saxophon; Anne Niepold (BE) - Akkordeon
Julie Campiche (CH) – Harfe; Charlotta Andersson (SE) – Gitarre
Shresta Sanskriti (NP) – Tabla; Lisa Wulff (DE) – Bass
Sophie Alloway (GB) – Schlagzeug
Die Instrumentierung der Band ist äußerst ungewöhnlich. Harfe und Tabla in einer Jazzband sind wohl eher selten zu finden. Aber Johänntgen kommentierte es so: „Wir haben alle einen offenen Geist. Wenn wir schon etwas zusammen machen, dann auch richtig verrückt. Wir machen Jazz, World, Free Jazz, Filmmusik und bringen alles zusammen.“
Und Nicole Johänntgen und die sechs Frauen in ihrer Band brachten es auf großartige Weise zusammen. Obwohl die Band sich am Tag vor dem Konzert zum ersten Mal zum Proben traf, war die Musik aus einem Guss. Die Kompositionen stammten von Johänntgen und den Musikerinnen der Band.
Johänntgens Kompositionen waren von ihren Aufenthalten in Island und Ystad inspiriert und trotz vielfältiger Einflüsse und musikalischer Ideen, gelang es ihr ein subtiles nordisches Flair in die Musik zu weben. Neben den spannenden Soli auf dem Alt- und Sopransaxophon, war das Akkordeonspiel der Belgierin Anne Niepold herausragend.
Niepold steuerte die Komposition eines argentinischen Tango Nuevo zur Band bei. Die schwedische Gitarristin Charlotta Andersson widmete der Stadt Malmö ein Stück und brachte raue Großstadtklänge mit ein. Dagegen begann das Stück der Schweizer Harfenistin Julie Campiche sehr lyrisch und beinhaltete ein wunderbares Duett von Tabla und Harfe. Die deutsche Bassistin Lisa Wulff, die auch mit eigener Band auf dem Festival auftrat, brachte viel Swing in ihre Komposition.
Als Zugabe, nach frenetischem Beifall des Publikums, spielte die Gruppe Johänntgens Komposition Ystad IV , die von der Musik Steve Reichs beeinflusst ist.
Damit endete ein abwechslungsreiches Konzert mit vielen herausragenden Momenten, sei es ein fetziges Duo von Altsaxophon und Akkordeon, ein rhythmisch spannendes Zusammenspiel von Tabla, Bass und Schlagzeug, ein asiatisch anmutendes Bass und Akkordeon Duo oder die spannenden Improvisationen der Gitarristin, der Tablaspielerin oder der Harfenistin. All dies waren besondere Momente, aber das Zusammenspiel der Band als Ganzes war sicher der besondere Höhepunkt.
Wieder ist es Nicole Johänntgen in Ystad gelungen mit einer Band des Frauenprojekts SOFIA ein großartiges Konzert zu spielen.
SOFIA (Support Of Female Improvising Artists) ist ein Projekt, das Johänntgen 2013 ins Leben rief. Sie orientierte sich an dem amerikanischen Frauenförderprogramm Sisters in Jazz und erweiterte es. Junge Musikerinnen werden in Workshops zu Themen wie Booking, PR, Musikphysiologie und Performance angeleitet. Zudem erarbeiten Sie ein Musikprogramm unter professioneller Anleitung. Die beiden SOFIA Bands 2015 und 2017 in Ystad haben gezeigt, dass Nicole Johänntgen hervorragende Arbeit mit jungen Musikerinnen leistet und ihnen Möglichkeiten gibt ihre Stärken zu entwickeln und zu präsentieren.
https://www.nicolejohaenntgen.com/
Infos zu SOFIA:www.sofia-musicnetwork.com
Ein Gesamtbericht über das Ystad Sweden Jazzfestival 2017 von Bernd Zimmermann wird in den nächsten Tagen erscheinen.