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Stimmungsbilder

20. Hildener Jazztage “Best of“

Hilden, 08.06.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Die Hildener Jazztage 2015 boten eine bunte Mischung an großartigen Konzerten an unterschiedlichen Orten. Hier der Versuch eines Stimmungsbildes:

Klanglandschaften umgeben von Kunst

Bei der Eröffnung entwerfen Markus Stockhausen und seine Band Quadrivium ihre Klanglandschaften in der Halle des Industriepark-Süd, eingerahmt von Bildern moderner Künstler. Die sehr unterschiedlichen Bilder korrespondieren mit der Fülle an musikalischen Einfällen der Musiker um Markus Stockhausen (siehe Review vom 5.6.15). Ein großartiger Auftakt mit Kunst und Jazz in schweißtreibender Atmosphäre.

Alternative Jugendkultur trifft auf Jazz

Der zweite Abend der Jazztage findet in der “Area 51“ statt. Ein Ort in dem Jugendliche vorzugsweise Rock, Punk, Ska und Hip Hop hören. Der Düsseldorfer Gitarrist Philipp van Endert lockt mit seinem Trio, Andre Nendza (b) und Kurt Bilker (dr), passend zur Location viele auch jüngere Besucher an. Die ZuhörerInnen sitzen oder stehen im Mittelgang oder an den Seiten. Das Set ist abwechslungsreich gestaltet, neben den Kompositionen des Bandleaders, spielt das Trio auch das komplexe und spannende Stück “White Coat Hypertension“ von Andre Nendza. Philipp van Endert kommentiert das, in seiner sympathisch jungenhaften Art: „Ich freue mich immer wenn Andre eines seiner tollen Stücke beisteuert. Aber sie sind immer sehr schwierig und ich muss viel üben.“ Das Publikum spendet reichlich Beifall und trotz des engen Zeitfensters gibt es eine Zugabe mit einem verjazzten Song von Dusty Springfield.

Eröffnet wurde der Abend mit kammermusikalischem Jazz des Saxophon-Piano Duos Hugo Read / Thomas Rückert . Dieses Konzert war für mich eines der Highlights der Jazztage. Das sehr intime Setting eines Duos gibt den beiden Ausnahmemusikern Raum zur Entfaltung ihrer Musik, wobei sie immer in einem lebendigen Dialog stehen. Ruhige lyrische Stücke wechseln mit moderneren Klangcollagen. Die Stücke speisen sich aus sehr unterschiedlichen Quellen. So ist das Stück “Moon in June“ von dem gleichnamigen Titel der progressiven Rockband Soft Machine aus dem Jahr 1970 inspiriert, während die „Choral Fantasie“ die Musik von Bach aufgreift.

Den Abschluss des Konzertabends gestaltet die aserbaidschanische Pianistin Amina Figarovva mit ihrem hervorragenden Sextett.

Soulfeeling und karibische Stimmung

An Fronleichnam herrscht ausgesprochen heißes Wetter und passend dazu werden in Hilden groovige Soultöne angeschlagen. Nachmittags gibt es heiße Jazzrhythmen im Park von Haus Horst mit der Sängerin Rosani Reis und ihrer Band.

Danach spielt Barbara Dennerlein an der Orgel, die schon zweimal wunderbare Konzerte in Hilden gab, zusammen mit Droro Montlak am Schlagzeug.

Am Abend geht soulig weiter in der Gottschalksmühle, mit Simply Soleil und der stimmgewaltigen Souldiva Soleil Niklasson. Tropische Temperaturen, Cocktails und tanzbarer grooviger Jazz vom Feinsten, lassen eine Stimmung wie in New Orleans aufkommen. Die Band besteht aus ausgezeichneten Instrumentalisten, so löst der Trompeter Florian Esch Beifallsstürme mit seinen kraftvollen Soli aus. Der Gitarrist Vincent Goritzki, Juan Camillo Villa Robles am E-Bass, Gerd Kapo an der Orgel und der Schlagzeuger Andreas Griefingholt sorgen für den richtigen Groove, der niemanden ruhig stehen oder sitzen lässt. Auch die Hildener Bürgermeisterin genießt den Jazz in der Abendsonne.

Jazz live aus der Stadthalle Hilden

Zum ersten Mal schneidet der WDR nicht nur einzelne Konzerte mit, sondern überträgt die “International Jazznight“ live auf WDR 3 aus der ausverkauften Hildener Stadthalle.

Unter Leitung vonHakan Broström spielt die WDR Big Band mit Marilyn Mazur (Percussion). Das Konzert beginnt mit Broströms viersätziger Suite “Episodes From The Future And The Past”. Ein Werk, das der schwedische Komponist und Saxophonist für Marilyn Mazur und die Norrbotten Big Band komponierte. Es ist also der “Percussion Queen“ auf den Leib geschrieben. Genau das konnte das Publikum in der Stadthalle spüren. Marilyn Mazur zeigt, dass sie immer noch die Improvisationsfähigkeit und Schnelligkeit besitzt, weshalb sie von Miles Davis in seine Band geholt wurde.

Aber nicht nur Mazur brillierte in Hilden, sondern auch die WDR Big Band zeigte wieder ihre Weltklasse im perfekten Zusammenspiel und den hervorragenden Soli der Saxophonisten Johan Hörlen, Karolina Strassmeier und Paul Heller , oder der jungen irischen Posaunistin Shannon Barnett und der Trompeter Rob Breynen und Andy Haderer, um nur einige zu nennen. Hier wird dem Publikum Jazz der Extraklasse geboten.

Nach der großen Besetzung folgt ein Trio. Ein weiteres Miles Davis Bandmitglied steht auf dem Programm, die Basslegende Ron Carter mit seinem Golden Striker Trio.

Ron Carter beweist an diesem Abend, dass er mit seinen 78 Jahren immer noch ein ganz besonderer Bassist ist. Er streichelt den Bass, sein Spiel ist nicht muskulös und kraftvoll, sondern eher sanft und subtil. Mit Donald Vega am Piano hat er einen genialen Tastenmann in seiner Band. Bei dem etwas abgegriffenen Klassiker “My Funny Valentine“, den Miles Davis sich später weigerte zu spielen, zeigt der Pianist seine Qualitäten. Mit einer Hand spielt er ein Intro, reduziert auf die Melodie, wie von einem Kind gespielt, um dann ein Feuerwerk an Improvisationen zu zünden. Die bewundernden Blicke von Ron Carter und Russel Malone bezeugen dies. Aber auch Malone zeigt in einer Hommage an den großen Gitarristen Jim Hall seine Improvisationskunst. Jazzlegenden live im Konzertsaal.

Zum Ausklang der Jazznight spielt die Band Nighthawks im Foyer der Stadthalle.

Picknick am Wegesrand – Jazz im Park der Capio Klinik

In sonniger Picknick Atmosphäre gehen die Hildener Jazztage am Sonntagnachmittag in die letzte Runde. Die ZuhörerInnen sitzen auf Bierbänken, auf dem Rasen oder auf mitgebrachten Campingstühlen und genießen die Musik, bei Kirschstreusel und Kaffee. Der Jazzpool NRW

unter Leitung von Schlagzeuger Peter Weiss spielt “European Standarts“. Musik die zum Ver weilen einlädt, unaufdringlich und doch interessant und schön ist. So erinnert Saxophonist Reiner Witzel daran ,dass Griechenland zu Europa gehört, mit einer Bearbeitung eines Stückes des griechischen Komponisten Manos Hadjidakis.

Das polnische Trio des Trompeters Marciej Fortuna, mit Jacub Milcarek am Bass und Frank Parker am Schlagzeug setztedas Konzert fort. Das Trio findet ebenso wie die vorhergehende Band regen Zuspruch beim Publikum. Der Bandleader bezieht die ZuhörerInnen mit ein, in dem er sie eine Tonfolge wiederholt singen lässt, über die er dann mit der Trompete improvisiert.

Den Abschluss des Nachmittags bildete das Quartett der sympathischen Sängerin Cecile Verny.

Die entspannte Stimmung im Park der Venenklinik erinnert an Open Air Jazzkonzerte in Schweden, die gerne mit Picknick verbunden werden, wie z.B. die legendären „Jazz unter Sternen“ Konzerte von Posaunist Nils Landgren in Brantevik.

Natürlich ist die Beschreibung nicht vollständig, es gab noch großartige Konzerte von Matthias Bröde Speak Tres und dem Uli Beckerhoff Quartett bei QQTec. Axel Fischbacher spielte ein Blue Monday Special und das Abschlusskonzert bestritt das Ralf Butscher Trio im Wilhelm Fabry Museum. Außerdem fand in der Musikschule ein Workshop mit Jugendlichen statt und das Trio Neuzeit stellte Variationen zu Carmina Burana vor.

Sechs Tage Jazz in Hilden, an wechselnden Veranstaltungsorten, mit immer neuen Stimmungsbildern und Klanglandschaften, die auch über das Festival hinaus in den Köpfen und Herzen nachklingen werden. Dank an Peter Baumgärtner , den künstlerischen Leiter und alle Mitwirkenden.

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