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Simon Nabatov Trio zum Ausstellungsende

Frische Farbigkeit in Jazzplakat-Kunst und Musik

Essen, 14.01.2018
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Im Essener Museum Folkwang hat man sich zum Ende der Ausstellung Jazz’n’more mit den Jazzplakaten von Niklaus Troxler einen musikalischen Höhepunkt ausgedacht: Das Simon Nabatov Trio mit dem Namensgeber am Flügel gastiert mit Stefan Schönegg am Kontrabass und Dominik Mahnig an den Drums. Dem vielfach international ausgezeichneten Schweizer Grafikdesigner und Organisator des legendären Jazzfestivals Willisau (1975 – 2010) wird man mit diesem „Ständchen“ voll und ganz gerecht. Der umtriebige und sympathische Vermittler zwischen Jazz und Bild zeigt sich denn auch nach dem Konzert hochzufrieden über das Kölner Trio. Er freut sich auch, Dominik Mahnig, gebürtig aus Willisau und Troxler von Kindheit an bekannt, wiederzusehen und ihn als ausgesprochen entwickeltes Talent am Schlagzeug zu erleben.

Die bunte Komplexität der Jazzplakate von Niklaus Troxler mit ihren reichen Variationen in Form, Farbe und Typographie findet sich in gewisser Weise auch in der Musik des Trios wieder. Der Nachmittag beginnt dynamisch mit kraftvollen Blockakkorden mit dem Stück One-track Mind aus dem Album Sneak Preview (2000), aus dem auch Nabatovs kompositorische Urlaubserinnerungen an Estland The Lake stammen, das eine ganze Bandbreite an dynamischer Entwicklung entfaltet. Aria aus dem aktuellen Repertoire entwickelt sich mit wenigen akustischen Farbtupfern und einem entsprechenden Solo auf dem gestrichenen Bass zu einem Klanggewitter aus schnellen Läufen und Akkordclustern. Die explosiven Ausbrüche mit ständigem Wechsel an geraden und ungeraden Metren belegen ein perfektes und präzises Zusammenspiel der drei Musiker. Aus ihrem aktuellen gemeinsamen Album Picking Order spielen sie das zunächst ruhig-entspannte Growing A Soul Patch, das mit einem Glissando auf dem Kontrabass einsetzt, zunächst wie eine „klassische“ Jazztrio-Nummer klingt, um sich dann zu wuchtigen Akkordfolgen aufzuschwingen. Auch das Stück Picking Order beginnt verhalten minimalistisch mit Tonfolgen auf einem Kinderxylophon, zu dem sich ein Groove auf dem Kontrabass und dem Piano gesellen, was sich allmählich zu einer kraftvollen und komplexen Uptempo-Nummer steigert, um wieder zum Ausgangsmaterial zurückzukehren und die Energie zurückzunehmen.

In dem letzten Stück It’s A Given zündet der Tastenzauberer zunächst solo ein pianistisches Feuerwerk, das die beiden mitspielenden Vertreter der jüngeren Generation erfrischend selbstbewusst aufgreifen.

Interessant an dem Trio ist, wie bestimmte Muster komplexer werden und sich scheinbar entropisch auflösen. Hinter diesen teilweise kakophonisch anmutenden Ansätzen verbirgt sich bis zu ihrem Verschwinden wieder eine neue Struktur. Am besten lässt sich dies mit einem Kaleidoskop vergleichen – eine übrigens im Kontext der Ausstellung sinnige Umschreibung: Wie sich in den Troxler’schen Plakaten die Kunst der Visualisierung von Jazz manifestiert, bedient sich die Beschreibung von Jazz häufig der Metaphorik aus dem Bereich visueller Erfahrung.

Als Zugabe gibt das Trio mit No Doubt eine fast an Broadway-Stilistik gemahnende Ballade, wobei das Spektrum des Konzertes insgesamt vom Free Jazz, Hardbop bis zur bluesigen Ballade reicht. Simon Nabatov traktiert alle 88 Tasten unaufhörlich, seine Virtuosität und seine musikalische Phantasie scheinen unerschöpflich zu sein. Ihm liegt die kleine Form im Duo oder Trio, wie unabhängig von seinen vielen Konzerten in unterschiedlichen Besetzungen auch seine CD-Veröffentlichungen eindringlich belegen. (s. Rezension von Free Reservoir, Mirthful Myths, Equal Poise und Encounters) Der Energielevel des gesamten Kölner Trios ist sehr hoch, wobei bei aller freigesetzten Power immer mysteriös-poetische Elemente durchscheinen und eine frische Farbigkeit freisetzen. Jazz’n’more – und mehr von diesem Jazz!

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