Diese Stücke erzählten Geschichten
Ralf Schrabbe Trio im Kunstmuseum Bochum
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Doris Geist, Heinz Schlinkert
Erst am vergangenen Samstag war das alle zwei Jahre wiederkehrende „Take 5 – Jazzfestival am Hellweg" im Kreishaus Unna mit einem fulminanten Konzert eröffnet worden. Mit dabei waren der Organisator und Bassist Uli Bär sowie der Pianist Ralf Schrabbe. Heute gastierten die beiden zusammen mit dem Drummer Martin Siehoff als „Ralf Schrabbe Trio" im Bochumer Kunstmuseum. Im Vordergrund stand das melodische Kontrabass-Spiel von Uli Bär.
Ein klassisches Jazz-Trio hat es oft nicht leicht, sich zu profilieren. Manchmal spielt der Pianist ein kompliziertes Solo nach dem anderen, der Bassist zupft nur im Hintergrund seine Lines und der Drummer versucht sich mit ein paar Breaks hervorzutun. Ganz anders war es beim Konzert des Ralf Schrabbe Trios im Bochumer Kunstmuseum. Nach der Begrüßung durch Uli Bär begann mit „Marthe's Price" ein sehr interessantes Konzert mit Kompositionen des Pianisten und des Bassisten, die ihre Stücke selbst arrangiert haben.
Ralf Schrabbe erzählte kleine Geschichten zu seinen Stücken – so auch, wie es zu dem Titel „Sexy, Hot & Loud" kam. Hier schlug der Bass nach einem recht energisch gespielten Piano-Intro eher besinnliche Töne an. Zusammen mit dem überaus regen Schlagzeug entwickelte sich ein Crescendo, das in einen melancholisch angehauchten Ausklang mündete. Schrabbe bewunderte nach einem Blick durchs Fenster, dass sich draußen ein Regenbogen gebildet hatte – vielleicht wäre „Rainbow" ein passenderer Titel für das Stück gewesen?
„Too Bad Chat", ein frühes Stück von Ralf Schrabbe, wurde recht rhythmisch im Stil des Hard Bop gespielt und bot viel Potenzial für den Drummer Martin Siehoff. „Abschied" und „Demut" hingegen sind sehr melodisch angelegt, recht besinnlich mit sachter Jazzbesen-Begleitung.
Den Höhepunkt des Konzerts bildete „New Voyage", eine Komposition von Uli Bär. Die „neue Reise" führte dabei in den Nahen Osten. Doch es ging nicht um Kriege und Krisen, sondern um die arabische Musik, die immer wieder anklingt. Beim Intro schlug Uli erst mit dem Bogen die Saiten an und zupfte dann einige Töne, die sich recht exotisch anhörten. Auf dem Kontrabass kann er die Töne ziehen, da es dort keine Bünde wie bei einer Gitarre gibt. Auch die Vierteltöne der arabischen Musik, die für uns ungewohnt klingen, lassen sich auf dem Bass spielen. Der Drummer, der bei diesem Stück mit den Händen auf der Snare trommelte, kam dazu und das Piano schloss sich an – manchmal leicht bluesig – und führte die Reise über ein langes, hochvirtuoses Bass-Solo zum Ziel.
Das Markenzeichen dieses Konzerts war die besondere Rolle des Kontrabasses. Ulrich Bär setzte ihn nicht nur als Groove-Instrument für die rhythmische Begleitung mit Basslines ein, sondern auch als Melodieinstrument, mit dem er auch über längere Zeit Melodien vorstellte und variierte, manchmal unisono mit dem Piano. Der französische Bassist Renaud García-Fons macht das ganz ähnlich. Am 21. September spielt García-Fons auf dem New Colours Festival in Gelsenkirchen.
Als Zugabe gab es einen Blues von Ralf Schrabbe. Martin Siehoff, der sich bisher zurückgehalten hatte, brillierte nun mit einem sehr dynamischen, abwechslungsreichen Drum-Solo.
Kulturverein Westfalen e.V. – Musik & KunstWelten 2025 – 1250 Jahre Westfalen
Dieses Konzert fand im Rahmen der Reihe „Kunst & MusikWelten in Westfalen" statt, die der Kulturverein in diesem Herbst zum Jubiläum „1250 Jahre Westfalen" durchführt. Uli Bär ist Vorsitzender dieses Vereins, kennt viele Veranstalter und Locations und hat unter anderem dafür gesorgt, dass im Bochumer Kunstmuseum ein hochwertiger Flügel angeschafft wurde.
Der Kulturverein Westfalen e.V. hat ein Netzwerk für die vielen freischaffenden Künstlerinnen und Künstler der Region geschaffen, das dem kulturellen Austausch dient. In dem spartenübergreifenden Netzwerkprojekt wird Westfalen mit Musik und Kompositionen von westfälischen und internationalen Musikerinnen und Musikern an 20 Kunstorten in Westfalen präsentiert – vom klassischen Kunstmuseum über das Heimatmuseum bis hin zum Zentrum für Internationale Lichtkunst.
Und zum guten Schluss fragt man sich...
... warum nur noch so wenige Jazzkonzerte im Bochumer Kunstmuseum stattfinden. Zu Zeiten des vorherigen Leiters Hans Günter Golinski war dies noch ganz anders – viele Konzerte waren ausverkauft. Dabei ist der Saal ideal, die Lage hervorragend und der Raum nicht durchgängig belegt. Die freie Szene hat es schon schwer genug – warum steht diese Location nicht öfter dem Jazz zur Verfügung?
Weitere Konzerte des Trios am 26.12. in Hagen, am 27.12. in Unna, am 28.12. in Sendenhorst