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Matthias Bergmann- und Caspar van Meel-Quintett

Zweimal fünf sind mehr als zehn

Bochum, 18.12.2017
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius

Die Idee zu diesem ‚Jazzspecial‘-Doppelkonzert war bei den Auftritten des Michael Erdmenger-Quintetts entstanden, zu dem die Bandleader beider Gruppen gehören.

Nun sollten sie im Kulturrat Bochum-Gerthe die Gelegenheit erhalten, ihre eigenen Quintette vorzustellen - eine sehr interessante und anregende Erfahrung.

Es begann mit dem Caspar van Meel -Quintett und einem fulminanten sehr melodiösen Solo von Tobias Wember an der Posaune zu ‚Boca Abajo‘. Stefan Karl Schmid , der kurzfristig für Denis Gäbel eingesprungen war, brachte sich dann mit dem Saxofon in dieses Solo ein, wobei es ihm gelang, auch klanglich genau an den Posaunensound anzuknüpfen. Bei Schmids eigenen Soli zeigt sich aber, dass er einen anderen Stil bevorzugt und dass das Spiel von Denis Gäbel eigentlich besser in die musikalische Konzeption der Gruppe passt.

Caspar van Meel hatte alle Stücke selbst komponiert, auf anspruchsvollem und - das ist nicht selbstverständlich – auch ansprechendem Niveau. Er war durchgängig im Hintergrund als bassline präsent, brillierte aber auch durch mehrere längere, ruhige und sehr melodische Soli, für die er bekannt ist.

Was die Band besonders auszeichnete, waren mehrere Phasen des intensiven Zusammenspiels zweier Instrumente. Tenor Sax und Posaune spielten oft synchron oder auch parallel, sich dabei klanglich und melodisch schön ergänzend. Aber auch die ‚Duett‘-Passagen von bass+drums und sax+drums kamen sehr gut rüber und bewiesen dabei das Können des recht lässig, aber einfallsreich spielenden Drummers Niklas Walter.

Roman Babik am Klavier zeigte zwar in zwei Soli sein Können, blieb aber diesmal, im Vergleich zu seiner Präsenz in der eigenen Band URBAN WEDDING, eine Randerscheinung.

Zu hören waren außerdem die Titel ‚Cataclysm‘, ‚On the Edge‘ und ‚Haecceity; besonders fiel aber ‚For Eric‘ auf, das mit Bezug auf Harmonien im Stil von Eric Satie komponiert ist und von der Band sehr emphatisch, u. a. mit einem nahezu lyrischen Posaunen-Solo, umgesetzt wurde.

Nach der Pause war das Matthias Bergmann Quintett, das diesmal ohne Sax vertreten war, an der Reihe. Mit ‚Aries‘ gelang ein schöner Einstieg; Matthias Bergmann am Flügelhorn erinnerte in diesen Passagen manchmal stilistisch an Art Farmers ‚Gentle Rain‘. Die Stücke waren in der Mehrzahl von ihm selbst komponiert, es gab aber auch ‚Johnsburg Illinois‘ von Tom Waits und ‚Toast and Salty Butter‘, eine Komposition des Schlagzeugers Jens Düppe.

Eine Überraschung waren die hinter den Melodieinstrumenten positionierten Groove-Musiker. Hendrik Soll am Klavier, Cord Heineking am Bass und Jens Düppe am Schlagzeug spielten, dass es eine Freude war, ihnen dabei zuzusehen bzw zuzuhören. Und die Freude, das war ihrer Mimik deutlich zu entnehmen, war auch auf ihrer Seite; so tänzelte Cord Heineking, auch Niederländer wie Caspar van Meel , öfter an seinem Bass herum. Beim Groove lief sehr viel an Kommunikation ab, während Bläser und Gitarre eher isoliert wirkten. Insgesamt war die Achse bass-piano-drums weit über ihre reguläre Groove-Funktion hinaus präsent und wirkte auch durch ihr physisches Auftreten stark ins Publikum hinein.

Hanno Busch an der Gitarre gehörte nicht zum Groove, spielte deshalb kaum Akkorde und wirkte so in doppelter Hinsicht als ‚Solist‘. Er spielte sehr virtuos und beherrscht in verschiedenen Stilen, die von sehr ruhigen melodischen Klangfarben bis hin zu schnellen Tonfolgen im Stil eines Pat Metheny reichten.

Jens Düppe an den drums spielte besonders lebendig und phantasievoll, er benutzte bei einem Solo eine Plastiktüte statt Stick und begleitete die Band bei der Zugabe rhythmisch mit dem Spiel auf einer großen Blechdose.

Am Ende gab es eine gemeinsame Zugabe, bei der fast alle Musiker der beiden Bands zusammen ‘Zabriskie Life’, ein Stück von der letzten CD ‘All The Light’ von Matthias Bergmann , spielten. Hier zeigte sich, dass Stefan Karl Schmid , der für Denis Gäbel eingesprungen war, mit seinen Up Time-Soli viel besser in die zweite Band gepasst hätte.

Der besondere Reiz des ‚Jazzspecials‘ bestand in dem Vergleich der beiden Gruppen, der sich unweigerlich aufdrängte, wenn man kurz zuvor Instrumente in einer anderen Besetzung gehört hatte. Es kann bei dem Vergleich aber nicht um ein ‚schlechter oder besser‘ gehen oder gar darum, Noten zu vergeben. Es geht vielmehr um den Vergleich der Besonderheiten der beiden Bands, die beim ersten Hören recht ähnlich klingen.

Caspar van Meel wirbt in seinem YouTube-Trailer treffend mit den Attributen ‚consistency-interact-feel-communicate‘ , man müsste aber hinzufügen ‘sophisticated‘ , denn seine Kompositionen sind sehr raffiniert und enthalten viele Variationen in Bezug auf Rhythmik und Dynamik. Der Vortag seiner Band ist eher cool, die Musiker sind von außen gesehen sehr auf sich selbst bezogen, auch wenn sie über die Musik intensiv kommunizieren.

Die Musik von Matthias Bergmann würde ich dagegen als ‚stürmisch‘ und emotional bezeichnen. Hier sind die Soli ganz anders konstruiert, viel Up Time-Tempo in langen Skalen, z. T. Bepop-ähnlich, manchmal aber auch ruhige Passagen. Die Kompositionen sind etwas eingängiger, man erkennt beim ersten Hören Passagen leichter wieder. Dabei wird sehr viel Spielfreude sichtbar, besonders über den Groove fühlt man sich direkt angesprochen.

Diese Konzeption des ‚Jazzpecials‘ macht viel Sinn. 2 x 5 Musiker leisten mehr als 10, weil durch die Kombination eine neue musikalische Qualität entsteht. Von solchen Konzerten kann man sich noch mehr wünschen!

links

http://casparvanmeel.com/de

http://matthiasbergmann.koeln

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