Marlies Debacker/ Frank Gratkowski
Reise ins Unbekannte
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Eine Pianistin und ein Saxophonist, der auch Klarinette und Flöte spielt, nehmen mit Ihren Improvisationen das Publikum mit auf eine Reise in unbekannte Gefilde.
Marlies Debacker, eine junge belgische Pianistin, die in Köln lebt und neben dem Piano auch Analog Synthesizer spielt und Frank Gratkowski, der Altsaxophon, C-Flöte, Altflöte und Klarinette spielt, kommen im Loft zusammen und improvisieren miteinander. Marlies Debacker (*1992), die trotz ihrer jungen Jahre im Bereich der Improvisationsmusik und des Freejazz keine Unbekannte mehr ist, erforscht in ihrem Spiel die Klangmöglichkeiten des Flügels und des Synthesizers. Sie hat den Flügel präpariert und setzt von Styroporstücken bis zu Kreditkarten vielfältige Erweiterungen im Spiel ein.
Frank Gratkowski wechselt während des Konzertes mehrmals vom Altsaxophon zur C- und Altflöte, sowie zur Klarinette. Die Altflöte hat er sich neu zugelegt und setzt sie während des Konzertes zum erstenmal ein. Er ist bekannt, wenn nicht berühmt dafür, dass er die Klangmöglichkeiten seiner verschiedenen Blasinstrumenten immer mehr erweitert. Vom Klappenspiel, über Luftgeräusche, Multiphonics, hohe gepresste Töne, dunkles Brummen, bis hin zur Mineralwasserflasche als Stopfer für das Altsaxophon, reizt er alle Klangmöglichkeiten aus.
Neben den klassischen Instrumenten setzt Gratkowski auch eine PET Flasche mit Mineralwasser als iNstrument ein. Er bläst auf die Öffnung und schüttelt die Flasche, während er Flöte spielt.
Während der ersten zwanzig Minuten, entfalten sich die spannenden Improvisationen von Marlies Debacker und Frank Gratkowski nebeneinander. Einzelne Töne, tastend, suchend, einen Sound entwickelnd, spielen die beiden, eher mit leisen Klängen. Beide entwickeln ihr Spiel sehr eigenständig. Nach und nach finden sie zueinander.
Im zweiten Set wirkt ihr Spiel deutlicher aufeinander bezogen. Die Improvisationen sind dichter, das Spiel ist intensiver, teilweise mit freejazziger Energie. Marlies Debacker spielt einige temporeiche Läufe am Flügel und Frank Gratkowski bläst dazu druckvoll auf dem Altsaxophon. Ursprünglich war nur ein Set geplant und das zweite Set sollten Luise Volkmann und Robert Landfermann spielen. Aber Robert hatte einen Unfall und so musste das zweite Duo ausfallen und Debacker und Gratkowski spielten zwei Sets und geben noch eine Zugabe.
Ein Abend mit forschender Improvisation und dem Ausloten aller Klangmöglichkeiten der Instrumente. Das Publikum nimmt an einer musikalischen Reise teil, die nicht vorgeplant ist und ins Unbekannte führt. Nicht alles ist perfekt, aber aus Ecken, Kanten und Schrägem entwickeln sich immer wieder intensive Klangbilder. Improvisation als Weg zu neuen Möglichkeiten und unverhersehbaren Ergebnissen. Es ist spannend, daran teilnehmen zu können. Solche Konzerte sind das "Kerngeschäft des Lofts"(Hans Martin Müller).
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