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Henrik Munkeby Nörstebö mit Martin Blume und Carl Ludwig Hübsch

Glücksmomente der improvisierten Musik

Bochum, 05.03.2017
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Konzerte aus der Reihe ‚Soundtrip NRW’ fanden sich schon häufig von nrwjazz besprochen – zurecht, bringt die Reihe regelmäßig hochinteressante KünstlerInnen der Improvisationsszene in bis zu elf Städte in NRW mit dem Konzept, Gastmusiker mit jeweils verschiedenen „Ankermusikern“ der jeweiligen Städte zu kombinieren. Der Norweger Henrik Munkeby Nörstebö tourt gerade durch NRW, Uwe Bräutigam hat soeben das Düsseldorfer Konzert mit Philippe Micol und Nicola Hein beschrieben. Zwei Tage später tritt der aktuell in Berlin lebende Posaunist im Bochumer Kunstmuseum mit Martin Blume (Schlagzeug, Perkussion) und Carl Ludwig Hübsch (Tuba) auf.

Auch hier beginnt der Gast mit einem Solo-Auftritt. Er verlängert mit seiner Posaune den menschlichen Atem- und Stimmapparat, dementsprechend setzt er Stimme, Zunge, Lippen ein, um mit seinem Instrument Klänge zu generieren, die abseits der gängigen Nutzung seines Instruments liegen. Unabhängig von den musikalischen Parametern wie Melodie und Rhythmus beginnt sein Konzert mit puren Atemgeräuschen, durch die Posaune verstärkt. Der Solist weitet sein Spiel allmählich zu einem spannenden Spektrum an klanglicher Entfaltung aus, die seit Mangelsdorffs Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten der Posaune durch Mehrstimmigkeit und Differenztonbildung bekannt sind. Interessant ist Nörstebös Spiel durch eine zusätzliche Klangdimension durch seine besondere Technik mit produzierten Flattergeräuschen, die über das Growling hinausgehen und die die genannten menschlichen Organe der Stimmproduktion raffiniert mit dem Instrument verbinden. Mit seinen mikrotonalen Modulationen gelingt ihm dabei ein in den Bann ziehender Monolog. Die leichten Tonhöhenverschiebungen erfahren eine Dynamik bis hin zu fanfarenhaften Attack-Ausbrüchen, die anschließend entspannt in ruhiges Fahrwasser der weiteren Sounderkundung zurückgeführt werden.

Nach dem Solo kommen mit Martin Blume und Carl Ludwig Hübsch zwei Improvisationskünstler hinzu, denen man gleich einen sehr souveränen Umgang mit der Spontankomposition anmerkt. Das Trio entwickelt in zwei Sets gemeinsam einen ausgesprochen dichten Klangkosmos, die beiden Bläser, die an diesem Abend zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne stehen, verstehen sich auf Anhieb. Posaune und Tuba – beide häufig mit verschiedenen, zum Teil mitschwingenden Dämpfern versehen – erzeugen eine Vielzahl an Interferenzen, verblüffend ist immer wieder die Gabe der Musiker, eine Soundwerkstatt der unterschiedlichsten Zisch- und Windgeräusche zu produzieren. Carl Ludwig Hübsch traktiert sein Instrument dabei schon einmal mit quietschendem Styropor oder reibt den Dämpfer über den Tubarand. Auch mit abmontiertem Zug oder ohne Mundstück entlockt er seiner Tuba die merkwürdigsten Sounds. Es entsteht insgesamt eine Musik, die in all ihren Klangschattierungen atmet, die knarzt, klingelt, quietscht, flirrt, schnattert, pulsiert, flüstert und schreit, kurz: die lebt und Ausdruck von Lebenslust ist. Bei all dem experimentellen Zugang entwickelt sich eine Kohärenz des Zusammenspiels, was nicht zuletzt dem äußerst subtil aufspielenden Perkussionisten zu verdanken ist. Martin Blume gibt dem Spiel immer wieder neue Impulse und neben dem rhythmischen eine Vielzahl von klanglichen Akzenten, die die beiden Bläser offensichtlich zu neuen Wendungen animieren. Er erweist sich in der improvisierenden Interaktion – mal wieder – als großartiger Kommunikator und Ideengeber.

Im Solo und vor allem im Trio ein rundum gelungener Glücksmoment der Soundtrip-Reihe.

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