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Chris Hopkins on the road

Ein stimmungsvolles Konzertevent auf Burg Namedy

Andernach, 13.03.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

24 Konzerte an 25 Tagen, das ist ein großes Pensum, das sich Chris Hopkins und seine Jazzkangaroos vorgenommen haben. Neun Konzerte in NRW liegen schon hinter ihnen, doch am 10. März spielen sie in einer ganz besonderen Location, auf der Burg Namedy in unmittelbarer Nähe des Rheins.

Die Burg Namedy

Chris Hopkins erzählt, dass er schon 1991 hier gespielt hat und danach immer wieder, so dass er sich hier wie zu Hause fühlt. Die Burg ist eigentlich ein Schloss, das sich „Burg Namedy“ nennt. Es liegt am Mittelrhein in Rheinland Pfalz kurz vor Andernach, 40 km von Bonn entfernt. Ende des 14. Jahrhunderts wurde es als Wasserburg errichtet und 1890 in eine Schlossanlage umgebaut. Aus dieser Zeit stammt das fürstliche Ambiente, verschiedene Hohenzollern-Prinzen haben hier gewohnt.
Auf den beiden Innenhöfen der Burg haben schon viele Konzerte stattgefunden. Prinz Godehard von Hohenzollern etablierte 1991 auf der Burg eine vielfältige Konzertreihe, die seit dessen Tod von seiner Frau Heide bis heute weitergeführt wird, z. B. mit den ‚Andernacher Musiktagen‘. (Veranstaltungen s.u.)
Der Violinist George Washingmachine ist von der Location begeistert, er schwärmt von einer fürstlichen ‚cup of tea‘ und spricht vom ‚deer hunting‘ im Park. Das umliegende Gelände ist wirklich imposant, große grüne Wiesen mit den ersten blühenden Bäumen und mit modernen Kunstwerken.

Chris Hopkins und Jazzkangaroos - das Konzert

Schon vor einem Jahr ist die Band in fast gleicher Besetzung in der Henrichshütte in Hattingen aufgetreten. Doch diesmal ist alles anders. Klar, die Umgebung der mittelalterlichen Burg bildet einen starken Kontrast zum Industriedenkmal des ehemaligen Hattinger Stahlwerks. Der ‚Spiegelsaal‘, der im ersten Weltkrieg als Lazarett diente und in dem das Konzert stattfindet, ist sehr beeindruckend (s. Fotos). Die rötliche Holzvertäfelung des Saals mit der Beleuchtung und den rundum angebrachten Spiegeln erzeugt eine Atmosphäre, in der die Musik ganz anders wahrgenommen wird. Doch auch die Musik selbst ist diesmal eine andere.
Da spielt sicher der Gitarrist Ian Date, der bei dieser Tour David Blenkhorn ersetzt, eine wichtige Rolle. Mit George Washingmachine tritt er in Australien seit 40 Jahren im Duo auf, vor allem mit Gypsy Jazz. Diese beiden Musiker stehen heute im Vordergrund, Chris gibt ihnen viel Spielraum. Normalerweise spielt auch er ein Solo Stück, doch diesmal sagt er nur wenige Titel an und kommentiert sparsam. Der Bassist Mark Elton und Chris spielen exzellente Soli, stehen aber insgesamt in der Performance hinter den anderen beiden zurück.
George Washingmachine fällt von Anfang an schon wegen seines Stohhuts auf, er geigt, er singt und er agiert auch als Comedian, z. B. wenn er solo mit Kinderstimme und Ukulele-Begleitung ‚I wonna be loved by you‘ singt, da singt das Publikum gleich mit. Mit ‚On a Coconut Island‘ geht es direkt weiter und das Publikum klatscht begeistert.
Ian Date erzählt auf englisch eine Geschichte zu seiner Komposition ‚The Ambush‘. Er hat das Stück bei einem Aufenthalt in Irland geschrieben; es bezieht sich auf den ‚Kilmichael ambush‘, einen historischen Überfall eines IRA-Kommandos 1920 während des Unabhängigkeitskrieges. Ian zieht nun alle Register und stellt in einem fulminanten Solo alle Varianten seines virtuosen Gitarrenspiels unter Beweis.
Das Publikum applaudiert von Anfang an nach jedem Solo und scheint sich im Jazz auszukennen. Es sind aber die etwas ‚leichteren‘ Stücke, die gut ankommen. Während das Konzert vor einem Jahr stark von Blues und von der Musik Duke Ellingtons geprägt war, dominieren heute rhythmische Stücke aus dem Gypsy Jazz und bekannte Melodien wie ‚Over the rainbow‘ und ‚Flamingo‘, bei denen es dann besonders viel Beifall gibt.
Wie immer spielt die Combo in unterschiedlichen Line Ups: in Quartett-, Trio-, Duo- und Solo-Formaten. George singt mit großartiger Stimme, auch hohe Töne, im american style, z. B. bei ‚Moonlight in Vermont‘ und im Duo mit Chris bei ‚A 100 years from today‘.
Im zweiten Set kommt Chris auf die Bühne mit seinem Alt Saxofon, „das da neben der Rüstung an der Wand hing“. Nun ändert sich der Sound und bei ‚Over the rainbow‘, nur im Trio mit Gitarre, Bass und einem melodiösen Solo auf dem Sax, kommen sicher viele ins Schwärmen. Gegen Ende dreht die Combo vollzählig im Quartett u. a. mit ‚On a slow boat to China‘, Bebop-arrangiert, voll auf. Ein Riesenapplaus, noch zwei Zugaben und ein bemerkenswertes Konzert in einer außergewöhnlichen Location geht zu Ende. Am nächsten Tag fährt die Band schon wieder weiter nach Frankreich in die Auvergne.


mehr unter https://hopkinsjazz.com

Auch Lulo Reinhardt war im Publikum zu sehen, er tritt im Juli auch hier auf, s.u.
Weitere Jazzkonzerte in der Burg Namedy:
1. Mai 2024
‚Swingin‘ Ladies + 2‘ Engelbert Wrobel und Band


3. Mai 2024 Andernacher Musiktage
‚INSPIRATION‘ u. a. mit LUAH JAZZ TRIO


30. Mai 2024
Jazz-Event im Schlosshof | Open-Air-Matinée
Boogie Woogie vom Feinsten mit Frank Muschalle, Dirk Engelmeyer und Rolf Marx

Mittelrhein Musik Festival  Open-Air im Innenhof der Burg
20. Juni 2024 Jessica Gall -  In Between
21. Juni 2024 Joo Kraus Quintett

26. Juni 2024
Sommerclassics -The Airlettes - Swing, Pop & Rockabilly

28. Juli 2024
2 Konzerte: 11 Uhr und 16 Uhr Lulo Reinhardt

24. Oktober 2024
Jazz in the Mirrorhall - New Orleans Jazzband of Cologne - Tricia Boutté

https://www.burg-namedy.com/konzertprogramm

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