Chris Hopkins
Jazz in der (Henrichs)Hütte
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert / dpa rwe hpl
Schon oft hat nrwjazz über Konzerte von Chris Hopkins berichtet, seine CDs rezensiert und Interviews mit ihm geführt. Erst im Januar trat er mit seinen New Lions im Bochumer Kulturrat auf. Auch seinen Auftritt mit den Jazz Kangaroos in der Kemnade, bei dem die zweite Live CD aufgenommen wurde, haben wir dokumentiert. Was soll jetzt noch Neues kommen, könnte man sich fragen. Doch Chris Hopkins ist immer für eine Überraschung gut.
- Location Gebläsehalle
Schon allein die Location ist ein Erlebnis, denn das Konzert findet in der Gebläsehalle der Hattinger Henrichshütte statt, in der von 1906 bis 1987 Wind für die Hochöfen und Strom für das Stahlwerk erzeugt wurde. In der Halle (s. Foto unten) muss es wohl sehr laut und warm gewesen sein. Nach langer Renovierung wurde die Halle 2016 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Industriedenkmal renoviert und sie wird nun für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Der Leiter des Museums Robert Laube berichtet, dass mit diesem Konzert ein neues Jazz-Format in der Henrichshütte eröffnet wird. Am 12. Mai wird hier auch die WDR Bigband spielen.
- Siebtes von 24 Konzerten in 26 Tagen
Eins ist schnell klar: Hier werden nicht nacheinander die Stücke der beiden Live CDs ‚abgenudelt‘, denn jedes der 24 Konzerte der Tournee ist anders. Für das heutige siebte Konzert hat die Band sich aus ihrem großen Repertoire ein paar besondere Stücke herausgesucht. Überraschend viel Blues gibt es: Blues In The Closet und Security Blues, beides im Duo mit Gitarre und Kontrabass. Dave Blenkhorn spielt Gitarre und kommuniziert im call-response-Modus mit dem Bassisten Mark Elton. Moonlight in Vermont ist bei vielen Konzerten dabei, vielleicht weil George Washingmachine es so gut singen kann?
20.2.2020 ALTES PFANDHAUS KÖLN
Bei Moonlight Serenade spielt Chris ein Piano Feature im Stil von George Shearing und lässt das Publikum raten, um welches Stück es sich handelt. Höhepunkt ist ein Medley mit Stücken von Duke Ellington, das Chris - mit dezenter Begleitung von Mark und Dave - in einem langen Solo auf dem AltSax bläst: Daydream – Isfahan – Passion Flower. Dieses exzellente Feature spielt Chris heute zum ersten Mal, wohl als eine Hommage an Johnny Hodges, den berühmten AltSaxofonisten in Ellingtons Band.
Die Band haben wir schon oft vorgestellt: Chris Hopkins (piano, altoSax), George Washingmachine (violin,voc), Dave Blenkhorn (guitar,voc), Mark Elton (bass). George Washingmachine ist ein Spaßvogel, wie schon der Name signalisiert, wir haben schon darüber berichtet. Nicht nur, dass er sehr gut singt und Violine spielt, er ist auch immer mit einigen Späßen dabei. Ukulele Lady singt er ganz alleine und begleitet sich selbst auf der Ukulele. Seven Come Eleven von Benny Goodman und Charlie Christian ist natürlich eine Herausforderung für Dave Blenkhorn, schließlich hat Charlie Christian die E-Gitarre im Jazz eingeführt. Dave spielt hier sehr überzeugend im Stil von Christian bzw. Wes Montgomery. Mit Krazy Kapers und einem wundervollen langen Bass Solo von Mark Elton endet das zweite Set.
Die Konzerte von Chris im Ruhrgebiet sind oft ausverkauft. Das liegt daran, dass es nur wenige Musiker gibt, die diese Musik so virtuos spielen. Doch auch die Moderation von Chris spielt eine wichtige Rolle. Auch wenn der Flügel diesmal erst eine halbe Stunde vor Konzertbeginn angeliefert wurde, ist Chris nicht aus der Ruhe zu bringen. Seine Scherze, auch wenn man manche schon kennt, und seine Ansprache ans Publikum sind unverwechselbar und signalisieren Zuwendung.
- 19 Stücke in wechselnden Konstellationen
In fast drei Stunden spielt die Band 19 Stücke in wechselnden Konstellationen, vom Solo bis hin zum Quartett, durchgängig improvisiert und natürlich ohne Noten. Am Ende 'Ovations' und zwei Zugaben, die u. a. mit Just Squeze Me als Vocal Quartet dieses wunderbare Konzert abschließen. Diese Musik strahlt Wärme und Wohlbefinden aus, besonders an diesem ungemütlichen März-Abend in dieser Location. Weiter gehts mit den nächsten Highlights:
am 31.5. und 1.6. bei den Kemnade Swing Nights in Hattingen und am 20.8. beim Zeltfestival in Bochum mit Scott Hamilton