Bild für Beitrag: Bielefeld gibt es doch! | Luise Volkmanns Eté Large im Bunker Ulmenwall
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Bielefeld gibt es doch!

Luise Volkmanns Eté Large im Bunker Ulmenwall

Bielefeld, 17.02.2018
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Jürgen Volkmann

Bielefeld gibt es gar nicht? Gibt es doch – und wie! Vor allem, wenn es dort einen Bunker Ulmenwall gibt und diese mehrfach preisgekrönte Jazzspielstätte so hochmotivierte Musikerinnen wie die gerade einmal 25 Jahre junge Luise Volkmann hervor bringt.

Luise Volkmann ist eine Komponistin, Arrangeurin, Saxofonistin, Flötistin und -künstlerisch betrachtet - eine junge Wilde, die ernsthaft arbeitet und der es doch eigentlich „nur“ darum geht, eigene, ehrliche Empfindungen in Musik zu kleiden. Warum sie nach Meinung des Programm-Machers im Bunker Ulmenwall Frank Ay ein echtes „Bunkerkind“ ist? Das soziale Umfeld und der kreative Kosmos, der in Bielefeld unterirdisch lebt, war für Luise Volkmann genau der richtige Nährboden für eine rasante künstlerische Entwicklung.

Dass bei ihr viel gehen würde, war schon klar, als sie vor zwei Jahren zusammen mit Satoko Fujis Bunker-Ulmenwall-Orchester spielte und im Verlauf des Abends selbst die Leitung der Combo übernahm. Das wirkte so überlegen und selbstverständlich. Mittlerweile hat sich viel immens viel getan. Ein Erasmus-Stipendium führte Luise Volkmann nach Paris, wo sie alle Impulse einer internationalen Musikmetropole begierig aufsaugt und sich auch sozial-künstlerisch bestens vernetzt hat.

Also durfte großes erwarten, wer zu ihrem „Heimspiel“ in den Bunker kam. Freunde, Eltern und die vielen notwendigen Förderer dieses aufwändigen Projekts waren zugegen und feierten die junge Künstlerin und ihre immerhin 12köpfige Truppe, die „un-erhörte“ Musik im besten Sinne bot!

Sie will es wissen, so viel ist klar! Ihre bescheiden wirkenden Ansagen versprechen „Songs“, in denen es um persönliche Beziehungen geht. Aber diese liefern eine Grundlage, mit der sie Ideen und Klänge auf bestechend kreative Weise miteinander in Bezüge bringt. Sie macht dabei gerne das ganz große Fass auf, meist geht es nicht unter einer mindestens 15minüten Jazz-Oper ab. Ja, der Begriff „Oper“ passt hier durchaus, führen wenn die opulenten Arrangements mit weitgespannten, schier unendlichen Melodien in reiche emotionale Wechselbäder hinein. Aber diese Klangwelt leistet sich auch harsche Widerborstigkeit voller aufbegehrender Momente, denn Luise Volkmann ist auch dem subversiven Geist des Punkrock zugetan. Schon im nächsten Moment berührt wieder eine fragile Aura, wie sie unmittelbar aus romantischer Kammermusik kommen könnte, um dann wieder aufs neue die große Geste aufzutürmen. Aber wo andere -gerade in großen Besetzungen- labyrinthisch oder auch mal zu exaltiert daherkommen, da transportiert Luise Volkmann s eigenwillige, unerschöpflich scheinende musikalische Sprache etwas entwaffnend-uneitles!

Auf Saxofon und Flöte ist sie Teil dieses Ensembles, das sie zu ihrem eigenen Instrument macht. Sie dirigiert mit sparsamer Geste, wenn sie nicht gerade spielt. Mal ist es ein poetisches Stück über ein Schneeglöckchen, wo verblüffend sensibel die Ausdruckswelt des Kunstliedes im 19.Jahrhundert getroffen wird. Dann wieder sind Zitate aus Gedichten von Rilke und Bukowki („meine Lieblings-Lyriker!“) die Keimzelle für komplexe, manchmal auch theatralische Spannungsbögen. Phasenweise singen sogar alle gemeinsam. Wenn Luise Volkmann in ihren Arrangements die musikalischen Ebenen übereinander schichtet, bleibt viel Luft für befreiendes Atmen. Ihre Bandmitglieder für die Formation „Ete Large“ kommen aus einem halben Dutzend Nationen – und sind allesamt musikalische Charakterdarsteller im besten Sinne! Da reibt sich die klassische Gesangstechnik von Laurin Oppermann mit der freigeistigen vokalen Sinnlichkeit von Casey Moi, einer in Schweden lebenden Australierin. In einem lodernden, clustergesättigt-wuchernden Pianosolo lässt Johannes Bigge die Luft im Bunker brennen.

Wo nimmt dieser junge Musikerin, die anscheinend so dermaßen genau weiß, was sie tut und will, diese ganzen Ideen her? Antworten darauf mag ein Interview liefern, das in den nächsten Tagen in der Rubrik jazzreports folgt.

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