All my Life
Philipp van Endert, Mathias Haus und die Düsseldorfer Symphoniker
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Susanne Diesner
Der Düsseldorfer Gitarrist Philipp van Endert und der Vibraphonist Mathias Haus spielten mit den Düsseldorfer Symphonikern unter Leitung von Gordon Hamilton in der fast ausverkauften Tonhalle Düsseldorf. Jazz im orchestralen Gewand und Stücke für Jazz Trio oder Quartett Besetzung nahmen die Zuhörenden auf eine stimmungsvolle Klangreise mit. Die Jazz Musiker wurden wie Popstars vom Publikum bejubelt und gefeiert.
PHILIPP VAN ENDERT – MOON BALLOON
Der Konzertabend bestand aus zwei Teilen, den ersten bestritt Philipp van Endert mit dem Düsseldorfer Symphonikern und mit seinen Jazzkollegen André Nendza am Kontrabass und Christian Kappe am Flügelhorn.
Als Philipp van Endert die Bühne betrat, wogten Beifall und Jubelrufe auf, wie sie im Jazz kaum üblich sind. Philipp wurde gefeiert wie ein Popstar. Er versenkte sich in sein lyrische Gitarrenspiel zu dem Stück “Mrs Blueberry“, dass aus seiner Suite “Moon Balloon“ stammt, die er 2022 zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg als Album einspielte. Alles Kompositionen aus diesem Zyklus sind von Philipp van Endert , bis auf den Titel “Times Like These“ von Makoto Ozone. Die Musik ist geprägt vom lyrisch atmosphärischen Spiel des Gitarristen, das in die Streicher der Düsseldorfer Symphoniker eingebettet ist. Ein Filmsoundtrack für einen imaginären nie gedrehten Film, in dem Jazz und Klassik sich begegneten. Peter Hinterthür hat dazu die Arrangements geschrieben. Bei den ersten beiden Titel “Mrs. Blueberry“ und “Moon Balloon“ spielte Philipp van Endert allein mit den Symphonikern, vom dritten bis zum fünften Titel holte er seine Musiker Kollegen aus
seinem Cartouche Trio auf die Bühne, Christian Kappe am Flügelhorn und André Nendza am Kontrabass. Nun kamen neue Klangfarben ins Spiel. Etwa wenn Christian Kappe den Titel “Fu“ mit einem stimmungsvollen Solo eröffnete, in das dann die Gitarre und der Bass einsetzen und alles wurde getragen von den Symphonikern. Oder wenn André Nendza auf seinem Kontrabass virtuose Soli spielte.
Am Ende des Sets gab es dann auch noch ein reines Jazzquartett. Philipp van Endert erweiterte sein Trio um den Vibraphonisten Mathias Haus und sie spielten den Titel “K & The Waves“, ein Verweis auf die britisch-amerikanische Popband Katrina and the Waves. Stürmisch gefeiert, entließen die Musiker das Publikum in die Pause.
MATHIAS HAUS – ALL MY LIFE
Den zweiten Teil des Konzertabends bestritt der Vibaraphonist Mathias Haus . Es begann mit einer Jazzband ohne Symphoniker. Roman Babic am Klavier und Jan Kazda am E-Bass spielten das Stück “Answer The Question“.
Bei dem nächsten Titel “Time To Relax“ und “Unnamed Beauty“ kam Philipp van Endert an der Gitarre und bei letzteren Titel auch noch Christian Kappe am Flügelhorn hinzu. Im Mittelpunkt der Stücke steht das virtuose Vibraphonspiel von Mathias Haus , das einen Bogen spannt von feinen lyrischen Passagen, bis zu temperamentvollen Ausbrüchen.
Alle diese Stücke sind auch für Streicher komponiert, aber bei der begrenzten Zeit zum Proben mit den Düsseldorfer Symphonikern wurden sie dann in Jazzband Besetzung gespielt und erst die längere Komposition “All My Life“ wurde dann mit den Symphonikern eingeübt. Mathias Haus hat das Werk “All My Life“ als Kompositionsauftrag für das Klangart Festival geschrieben. (Auf den Hildener Jazztagen 2019 hat er es in Zusammenarbeit mit der Kammerphilharmonie Wuppertal vorgestellt. nrwjazz hat darüber berichtethttps://nrwjazz.net/reports/hildener-jazztage-jazz-und-streicher-roman-babik-mathias-haus-und-jan-kazda)
Während es für Philipp van Endert mit seinem Werk “Moon Balloon“ das erste Mal war, das er mit solch einem großen Klangkörper gearbeitet hat, hat Mathias Haus bereits einige Werke für Streichorchester, sowie für Theater- und Filmmusiken geschrieben. “All My Life“ ist ein spirituelles Werk über die Einheit mit der Natur und eine musikalische Reise durch das Leben von Mathias Haus . Von seiner Teenager Zeit, mit der Kindheit im Rücken, über die Erwachsenen Jahre bis zur heutigen Zeit. „Der Himmel, das Rauschen des Meeres, die dunkle Stille, die Sonne, der Wind, die Vitalität des reißenden Flusses oder das ungestörte Geräusch von kühlem Regen fluten geradezu immer und immer wieder mein Ich und geben mir das Gefühl, Teil von dieser Unendlichkeit zu sein. `All My Life` sucht wieder den Klang dafür in mir,“ so beschreibt Mathias Haus seine Komposition.
ES GEHT UM DIE VERBINDUNG VON KOMPONIERTER MUSIK UND IMPROVISATION
Bei der Musik von Philipp van Endert und Mathias Haus geht es um ein Verwobensein von planbaren Elementen, also komponierter Musik und ungeplanten improvisatorischen Elementen. Beide Komponisten sind großartige Improvisatoren an ihren Instrumenten. Die Verbindung von Komposition, Arrangement und solistischer Improvisation wurde von Gordon Hamilton als Leiter der Symphoniker wunderbar umgesetzt. Mit einem Blick gab Philipp van Endert dem Dirigenten Gorden Hamilton ein Zeichen, wenn sein Solo beendet war und das Symphonie Orchester wieder einsetzten sollte.
Die beiden Komponisten bedienen sich aus dem Fundus des Jazz und der klassischen Musik. Besonders bei der Komposition “All My Life“ von Matthias Haus sind diese Elemente sehr deutlich zu spüren. Haus hat eine klassische Schlagwerkausbildung absolviert, bevor er sich dem Jazz zuwandte und dann in Boston bei Gary Burton studierte.
Ein spannender Musikabend, der einen enormen Widerhall beim Publikum hatte. Standing Ovation und Jubelrufe, die Musiker mussten viele Male zurück auf die Bühne kommen und dann eine Zugabe spielen. Noch nie war ein Konzert in der Reihe: SUPERNOVA für neue und neueste Musik so gut besucht, mit weit über 1000 Zuhörer*innen. Die Freude war den Musikern ins Gesicht geschrieben. Solch eine hohe Zuhörerschaft für ein Jazz Konzert und das in Zeiten, wo in vielen Bereichen das Publikum schwindet ist ein wirklich besonderes Ereignis.