Hildener Jazztage: Jazz und Streicher
Roman Babik, Mathias Haus und Jan Kazda
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Einfür die Hildener Jazztage ungewöhnliches Bild: Auf der Bühne sitzen fünf Musiker*innen der Kammerphilharmonie Wuppertal mit ihren Streichinstrumenten.
Drei bekannte Jazzmusiker aus NRW, Pianist Roman Babik , Vibraphonist Mathias Haus und Bassist Jan Kazda, haben Musik komponiert, die Jazzsolisten und Kammermusikensemble zusammenbringen.
Dieses ambitionierte Projekt entstand 2018 zum 10 jährigen Bestehen der Konzertreihe Klangart im Wuppertaler Skulpturenpark des Künstlers Tony Cragg. E. Dieter Fränzel der damaligen Leiter der Konzertreihe hat an drei erfahrene Musiker des Wuppertaler Jazz einen Kompositionsauftrag vergeben. Aufgeführt wurde die Musik im September 2018 unter dem Titel: Der Wald schaut und hört gespannt zu.
Peter Baumgärtner hat sich nun getraut, dieses ungewöhnliche Musikprojekt in die Hildener Jazztage zu integrieren.
Jan Kazda umreißt die Grundelemente für seine Komposition Ein Fisch, ein König und der Garten mit folgenden Worten:
„Es sollte nicht Jazz mit `klassischen` Zitaten werden, es sollte nicht ein Streicherensemble eine Jazzkomposition spielen, und es sollte auch nicht `Jazz mit Streichern´ werden. Mir geht geht es bei meinem Stück um die Verbindung von planbarer (also komponierter) mit nicht planbarer (also improvisierter Musik. Die beteiligten Musiker sind in beiden Genres bewandert.“
Das Werk von Jan Kazda bildet den Schlussteil des ersten Konzertteiles in Hilden. Roman Babik eröffnet das Konzert mit seiner Komposition Treetime für Piano und Streichensemble.
Ein Werk voller Farbigkeit in dem hier und da Einflüsse aus der Volksmusik des Balkans zu hören sind. Mathias Haus spielt in seiner Komposition und in Jan Kazdas oben genanntem Werk auf dem Marimbaphon. Die beiden Werke gehen ohne große Pause ineinander über.
Die Streicher*innen bilden einen integralen Teil der Musik. Sie haben eigene Ensembleparts, spielen zusammen mit den Jazzern und haben Soloanteile, aber es gibt auch Violine, Gitarre und Klavier Trios. Die Kompositionen schaffen einen gemeinsamen Raum für alle Instrumente. Es entsteht eine Musik, in der Jazz und Kammermusik zusammenfinden. Diese drei Kompositionen sind ein besonderer Höhepunkt des Konzertabends, sie haben eine große Dichte und Jazz und Kammermusik werden hier besonders gelungen zusammengeführt.
Im zweiten Teil des Konzertes spielen die Jazzer nun als Trio ohne Streicher – Only Us – wie eine der Triokompositionen treffend heißt.
In den Publikumsgesprächen in der Pause ist viel Freude an der Musik heraus zu hören. Bei manchen gar überschwängliche Gefühle. Ein älterer langjähriger Jazztage Besucher sagt: „Ich wäre am liebsten auf die Bühne gestiegen und hätte `Hurra` gerufen.
Nach der Pause wechselt Mathias Haus vom Marimbaphon zum Vibraphon und spielt gemeinsam mit dem Streichensemble, Piano, Schlagwerk und E-Bass seine Komposition All My Life.
Hier möchte der Vibraphonist Gefühle ausdrücken, die ihn sein ganzes Leben begleiten.
„Dieser Himmel, das Rauschen des Meeres, die dunkle, stille Nacht, die Sonne, der Wind, die Vitalität des reißenden Flusses oder das ungestörte Geräusch von kühlem Regen fluten geradezu immer und immer wieder seither mein Ich…“
In diesem Werk zeigt Haus auch seine Virtuosität am Vibraphon, während er am Marimbaphon etwas zurückgenommener spielte.
Das Publikum ist begeistert, mit Bravo Rufe und Standing Ovations werden die Musiker*innen entlassen.
Ein spannendes ungewöhnliches Musikprojekt, das nicht nur funktioniert wenn `der Wald schaut und hört` sondern auch im Konzertsaal der Hildener Musikschule. Grundlage für das Gelingen des Projektes sind die interessanten Kompositionen, die hervorragenden Jazzsolisten und nicht zuletzt die Musiker*innen der Kammerphilharmonie Wuppertal unter Leitung von Werner Dickel, die sich ungeheuer einfühlsam in diese Musik einbrachten.
Peter Baumgärtner hat auf ein Publikum gesetzt, das offen für ein `etwas anderes` Konzert ist und hat mit dem kräftigen Applaus seine Bestätigung bekommen.
Ein bunter Tupfer in der Palette der Hildener Jazztage.
Programm Hildener Jazztage bis zum 23.6.: https://www.hildener-jazztage.de/
Infos zur Klangart Reihe: www.skulpturepark-waldfrieden.de