Hommage an Scott Hamilton
Chris Hopkins gratulierte musikalisch
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reinhold Krossa
Zu Scott Hamiltons 70. Geburtstag veranstaltete der Pianist
Chris Hopkins
am 13. 11. im Bochumer Musikforum ein großartiges Konzert: ‚Die Jazz Gala Happy 70th Birthday to US-Saxophone Legend Scott Hamilton‘.
Der gediegene Konzertsaal des ‘Anneliese Brost Musikforum Ruhr’ ist in warmen Holztönen gehalten, nicht riesig, keine unübersehbaren Ränge, sondern übersichtlich gegliedert mit immerhin 1026 Plätzen, die heute so gut wie alle besetzt sind.
Die geräumige Bühne ist hell erleuchtet, hier spielen oft die Bochumer Synphoniker, in Bochum ‘BoSys’ genannt. Die vier Musiker kommen in tiefschwarzen Smokings auf die Bühne, mit Fliege. Schlioeßlich handelt es sich hier um eine hochoffizielle Geburtstagsparty für einen Weltklasse-Musiker.
Scott Hamilton und die Band
Scott Hamilton ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende. Er wurde 1954 in Providence, Rhode Island, geboren.und bekam über Roy Eldridge einen Zugang zur Jazzszene von New York, wo er bald mit vielen bekannten Musikern spielte. Auch in Benny Goodmans Orchester war er dabei. Um 1980 herum wurde er recht skeptisch betrachtet, da er von Fusionjazz nichts hielt. Inzwischen ist er als als führender Swing Tenorsaxofonist weltweit anerkannt.
Jedes Jahr gibt er neben Auftritten in britischen Jazzclubs auch Konzerte in Deutschland, in den Niederlanden, in Skandinavien und in Südeuropa. Schon vor einem Jahr ist er beim Zeltfestival Ruhr gemeinsam miit
Chris Hopkins
aufgetreten.
Über
Chris Hopkins
hat nrwjazz.net schon sehr oft berichtet. Im Musikforum hat er schon öfter Konzerte veranstaltet wie vor zwei Jahren beim großen Konzert zum FUNTASTENFEST zu seinem 50. Geburtstag.
Chris Hopkins
und Drummer Hans Dekker sind in etwa gleichaltrig. Dekker war bei der Gründung des Amsterdamer ‘Concertgebouw Jazz Orchestra’ dabei und gehört seit längerer Zeit zur WDR Big Band.
Dave Green ist ein hochgeschätzter englischer Kontrabassist, 12 Jahre älter als Scott, und hat schon mit Roland Kirk, Sonny Rollins und Ben Webster zusammengespielt. Mit Scott Hamilton ist er oft im Londoner Jazzclub ‚At Pizza Express‘ aufgetreten.
‚Recado Bossa‘ - ‚Moon River’ - ‚Body & Soul‘
Mit den Standards ‘Russian Lullaby’, ‘Drop Me Off In Harlem’ und ‘Gone With The Wind’ beginnt das Konzert. Überraschend sticht dabei zunächst der Bassist Dave Green hervor, der mit langen kunstvollen Soli sehr viel Beifall erhält. Scott Hamilton dominiert als Geburtstagskind mit seinem Tenorsaxofon, mit dem er alle Stücke mit seinem melodiösen warmen Sound erklingen lässt. Auch wenn er mit seiner ‘voicepersonality’ beeindruckt ’, kommt erst so richtig beim Duo mit Chris zu ‚Someone To Watch Over Me’ in Fahrt. Zwischendurch spielt die Band einmal als Trio ohne Scott ‚What Is This Thing Called Love‘. In diesem Piano Feature von Chris fällt auch der agile Drummer Hans Dekker auf, der sich variantenreich immer wieder mit Breaks und kurzen Soli einbringt. Gegen Ende des Konzerts glänzt er im Stil eines Big Band Drummers mit einem ‘knallhart geknüppelten’ Solo.
- Konzert in Langefeld 21.9.24. Bass Henning Geiling, Drums Oliver Meves, Klavier
Chris Hopkins
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Einer der Höhepunkte ist ‚Recado Bossa‘. Ein kunstvolles Bass Solo von Dave Green wird begleitet von den sachten Jazzbesen des Drummers und von zart angeschlagenen Akkorden des Pianisten bis dass Scott wieder übernimmt und das Stück zu einem glanzvollen Ende führt.
‚Moon River’ wird von Scott mit einer Geschichte über eine Katze eingeleitet, die sich auf den Film’ Frühstück bei Tiffany’ bezieht. Dieses stimmunjgsvolle, 1961 von Henry Mancini komponierte, Lied passt sehr gut zur Konzertatmosphäre. ‚Body & Soul‘ ist ein Muss. Dieses berühmte Stück, das der Tenorsaxofonist Coleman Hawkins bekannt gemacht hat, ist Scott wie auf den Leib geschrieben. Doch er spielt es nicht genauso wie sein noch berühmteres Vorbild, sondern in seinem eigenen Stil, der manchmal etwas an Ben Webster erinnert.
Nach dem ersten großen Abschluss-Applaus hören wir die Zugabe ‚Tonight I Shall Sleep With A Smile On My Face‘, Scotts Lieblingsstück, bei dem sich heute noch einmal sein voluminöser Sound entfaltet. Grandios!
Album ‚Looking Back’
Hamilton hat mehr als 35 Alben unter eigenem Namen veröffentlicht. Erst 2022 erschien sein Album ‚CLASSICS’ , auf dem er mit seinem skandinavischen Quartett (Scott Hamilton (ts), Jan Lundgren (p), Hans Backenroth (b), Kristian Leth (d)) Werke der klassischen Musik von Rachmaninoff, Rubinstein, Tchaikovsky, Debussy, Lehar, Tchaikovsky, Chopin und Dvorak spielt.
Das neue Album ‚Looking Back’ erscheint Ende November und wurde mit demselben Quartett aufgenommen. Wie der Name schon sagt, geht es um eine Rückschau auf Scotts musikalische Karriere, die er an Begegnungen mit berühmten Musikern festmacht. So steht jedes der 10 Stücke für einen dieser Musiker. ‘I’ve Grown Accustomed to Her Face Swing’ etwa steht für den Swing-Trompeter Ruby Braff, ‘Rockin’ Chair’ für Roy Eldridge, ‘Noblesse’ für Gerry Mulligan. Die Bezüge sind im Text der CD jeweils kurz erläutert. (s. Abb. unten)
Scott Hamilton – LOOKING BACK
CD 663993240121 LP 663993240114
Vertrieb: inakustik/The Orchard
VÖ: 29.11.2024
http://scotthamiltonsax.com/