PENG FESTIVAL 2023
Sieben Bands und eine Podiumsdiskussion
Am Freitag, 06.08. beginnt das PENG Festivals. Sieben Musikerinnen veranstalten bis zum 08. Oktober 2023 die siebte Ausgabe Festivals im Maschinenhaus Essen auf Zeche Carl. Sowohl junge, lokale Bandleader*innen, als auch etablierte Musiker*innen der internationalen Jazzszene konnten für das PENG Festival 2023 gewonnen werden. Und es gibt direkt beim Eröffnungsgig eine Änderung beim Line up.
Hier die Bands im Einzelnen:
Freitag
Metromara
Der Sound von Metromara ist vielgestaltig: Grooves zwischen nonchalanten Soulbeats und jazziger Verspieltheit, zwischen smoothen Basslines und verqueren Klanggeschichten gehören ebenso dazu wie spannende Melodien, die sich stets ineinander winden, aber nie die Fäden verlieren. Sängerin Mara Minjoli trägt mit Fingerspitzengefühl und kraftvoller Eleganz ihre eigenen Kompositionen vor, die von Künstler*innen wie Lianne La Havas, Charles Mingus und Stevie Wonder beeinflusst sind. Ihre Band begleitet sie dabei sowohl mit Jazztraditionen als auch mit R’n’B-Anleihen.
Mara Minjoli
– Gesang
Noah Reis-Ramma – Piano
Pol Belardi – Bass
Benni Koch – Schlagzeug
Sheen Trio
Atmosphärisch ungemein dicht, schwelgerisch und höchst sinnlich – das Sheen Trio gestaltet seine einzigartige Musik wie ein mythisches Fortbewegungsmittel. Feingliedrig und nuancenreich verweben sich Stränge aus Jazz, Rock und experimenteller Musik mit musikalischen Einflüssen aus dem Iran, der Heimat der Klarinettistin und Komponistin Shabnam Parvaresh. Ihre musikalische Karriere begann in ihrer Heimatstadt Teheran am Teheraner Symphonie Orchester, 2014 kam sie nach Deutschland, um Jazz-Klarinette zu studieren. Fünf Jahre später gründete sie das Sheen Trio als Amalgam all ihrer musikalischen Einflüsse.
Shabnam Paravesh – Klarinette
Ulla Martyn-Ellis – Gitarre
Philipp Buck – Schlagzeug
MAIKA
so heißt die Band um Sängerin Maika Küster, die durch ihre zugleich eingängigen und anspruchsvollen Songs besticht. Sie bilden einen durchgängigen Fluss, schmiegen sich balladenhaft an, trumpfen manchmal rockig auf und bleiben auch in vielen überraschenden melodischen Wendungen immer intuitiv und unangestrengt. Maika Küsters Stimme ist mal zerbrechlich-melancholisch, dann aber auch energetisch-druckvoll, immer mitten drin in den emotionalen Zuständen, die das jeweilige Stück gerade abbildet. In der Band wird auf eine gleichberechtige Bandchemie geachtet. Auch das hört man. Die Lyrics, die sich zuweilen auch in spoken word-Ästhetik entfalten, tun ihr Übriges mit ihrer zuweilen rätselhaften Metaphorik. In den Texten geht es oft um den Tod und Vergänglichkeit. Aber auch um Lust und Sinnlichkeit.
Maika Küster – Gesang/Synth
Anthony Greminger – Schlagzeug
Jan Krause – Gitarre
Yannik Tiemann – Kontrabass
Benedikt Ter Braak – Piano/Synth
Samstag
Olga Reznichenko und Theresia Philipp
Es war Liebe auf den ersten Blick als Olga Reznichenko und Theresia Philipp sich 2021 zum ersten Mal trafen. Leider verhinderte die Pandemie, dass diese beiden Königinnenkinder jemals gemeinsam auf einer Bühne standen. Viel Wasser ist seither Pleisse und Rhein hinuntergeflossen, Olga hat ein viel beachtetes Trioalbum bei Traumton veröffentlicht, Theresia den WDR Jazzpreis erhalten und beide bezaubern mit ihrer schimmernden Klangmalerei Menschen von Köln bis Leipzig, überall sonst in Europa und weiter. Mit Lorenz Heigenhuber und Max Stadtfeld verspricht diese Millenials Überband ein perfect match zu werden.
Olga Reznichenko – Piano
Theresia Philipp
– Alt Saxophon
Lorenz Heigenhuber – Kontrabass
Maximilian Stadtfeld – Schlagzeug
Barbara Barth - All or nothing at all
Bei Barbara Barth s ALL OR NOTHING AT ALL (erschienen 04/23 auf JazzHausMusik) ist die Stimme nicht eingebettet in das übliche Klavier- oder Gitarrentrio, sondern erstaunlich wirksam Klang kombiniert mit Veit Steinmanns Cellospiel, seinen elektronischen Sounds und dem Naturklang von Sebastian Büschers Saxophon und Bassklarinette. Ab von den üblichen Rollenklischees gehen die Drei alternative Wege, mit musikalischem Material umzugehen. Neben Eigenkompositionen bilden auch Adaptionen von Jazzrepertoire und Improvisationen den Kern des Programms. Großzügig werden ebenso Interessen für andere Musikformen beigesteuert. Da trifft klassische Mehrstimmigkeit auf amerikanische Folksongs, elektronische Momente kontrastieren rein akustische Passagen und die Grenzen zwischen Solist*in und Begleitung werden bewusst verschleiert.
Barbara Barth
– Stimme
Sebastian Büscher – Tenorsaxophon, Bassklarinette
Veit Steinmann – Cello, Elektronik
Sun Mi-Hong
In Südkorea aufzuwachsen war keine einfache Erfahrung für die junge Sun-Mi Hong. Fest entschlossen, Musikerin zu werden, musste sie viele Restriktionen und Negativität erfahren. Das Schlagzeugspielen wurde ihre Zuflucht und ihr Schutzort und auch zu einer Art Besessenheit, es bestimmte ihr Leben und der sound und die Energie beim Spielen halfen ihr, ihre Emotionen zu kanalisieren. Umgeben von Negativität, Kritik an der von ihr gewählten Berufsrichtung und der Druck, sich für einen sichere, konservativen Arbeitsweg zu entscheiden, überwogen aber ihre Resilienz und Hartnäckigkeit und sie zog, allen Widrigkeiten zum Trotz, vor 10 Jahren nach Amsterdam, um dort zu studieren. Ein gewagter Schritt in eine andere Kultur, in der sie mit Barrieren sowohl in der gesprochenen als auch der musikalischen Sprache konfrontiert war.
Ein Jahrzehnt später hat sich Sun-Mi in ihrer Stadt, in den Niederlanden und darüber hinaus einen Namen gemacht und ist dabei ihr Position als eine der führenden aufstrebenden Talente in Europa zu festigen. Das neue Album des etablierten Quintetts balanciert sorgfältig kreierte Kompositionen mit Ausflügen in die große Unbekannte: Improvisation.
Sun-Mi Hong – Schlagzeug
Nicolò Ricci – Tenor Saxophone
Alistair Payne – Trumpet
Chaerin Im – Piano
Alessandro Fongaro – Kontrabass
Sonntag
Athina Kontou – Mother
„Mother“ ist Ausdruck der Auseinandersetzung der deutsch-griechischen Musikerin Athina Kontou mit der Musikkultur ihrer griechischen Heimat. Mit diesem Ensemble erforscht sie die griechische Musikwelt und stellt sich die Frage, wie ihre Identität als Jazz-Musikerin und ihre griechischen Wurzeln zusammenhängen. Die traditionellen Musiken reichert sie durch zeitgenössische Klangwelten an und kreiert eine Atmosphäre, die intuitiv verständlich ist und sehr persönlich. Mit ihr auf der Bühne stehen drei herausragende junge MusikerInnen der Kölner Jazzszene, die eine starke eigene Klangsprache haben und mit ihrer Ausdruckskraft die Musik formen und lebendig machen: Luise Volkmann am Alt- und Sopransaxofon, Lucas Leidinger am Klavier und Dominik Mahnig am Schlagzeug. Das Repertoire des Ensembles umfasst Bearbeitungen von Musikstücken verschiedener Stilrichtungen und Herkunftsländer: traditionelle Tänze, Rembetiko und Kompositionen zeitgenössischer griechischer Künstler*innen. Das Debüt von Mother „Tzivaeri“ ist im August bei nWog-Records, dem Label von Nils Wogram, erschienen und wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert
Athina Kontou – Kontrabass
Luise Volkmann
– Alt- und Sopransaxofon
Lucas Leidinger
– Klavier
Dominik Mahnig – Schlagzeug
Discussion beim PENG-Festival
Am Sonntagvormittag lädt das PENG-Festival zu einem Impulsvortrag mit der palästinensischen, feministischen Aktivistin Nabila Espanioly. 1955 in Nazareth geboren, ist sie Gründerin und Leiterin des pädagogischen Zentrums „Al-Tufula“ für Frauen und frühkindliche Erziehung in Nazareth. Sie ist Mitbegründerin verschiedener Frauen- und Friedensgruppen und -koalitionen, wie der „Koalition der Frauen und des Friedens“, „Women in Black“ in Haifa, der „Arbeitsgruppe für die Rechte arabisch-palästinensischer Bürgerinnen Israels“, der „Koalition gegen Femizid“ und war Mitbegründerin des palästinensischen Kollektivs „Ishal’isha“ (Frau zu Frau) in Haifa, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Außerdem schrieb sie mehrere Bücher und Artikel.Espanioly wurde 2022 mit dem „Menschenrechtspreis des New Israel Fund UK“ und 2016 mit dem „Drum Major for Justice Award“ von Martin Luther King III ausgezeichnet. Sie wurde als eine der „Tausend Frauen für den Frieden“ für den Friedensnobelpreis nominiert und erhielt den "Internationalen Aachener Friedenspreis“, in Anerkennung ihrer Bemühungen zur Förderung von Frieden und Menschenrechten im Nahen Osten.