John Mayall
Tod im Alter von 90 Jahren
TEXT: Heinz Schlinkert |
"J. B.Lenoir is dead and it hit me like a hammerblow" sang John Mayall 1967 nach dem tödlichen Verkehrsunfall seines befreundeten Bluesmusikers in Chicago.
Nun ist John Mayall selbst verstorben, doch erst mit 90 Jahren und recht friedlich in Kalifornien, wo er seit gut 50 Jahren lebte. „Now the Blues has lost a king“ sang er damals über den schwarzen Bluessänger J. B. Lenoir, er selbst wurde ‚Godfather des Blues‘ genannt. Doch das ist wohl etwas hoch gegriffen, so berühmt wie sein ‚Zögling‘ Eric Clapton wurde er nicht, doch als ‚Father‘ und Förderer vieler später berühmt gewordener Musiker hatte er eine wichtige Funktion als Multiplikator.
Dieses Stück über den Tod von J. B. Lenoir gehört zur Bluesbreakers-LP 'Crusade'. Es wird von Johns Mundharmonika und von Keef Hartley mit dumpfen Schlägen auf den drums begleitet. Dabei waren auch Mick Taylor an der Gitarre, Chris Mercer und Rip Kant an den Saxes und John Mc Vie am Bass. Viele weitere Musiker sind mit Hilfe von Mayall bekannt geworden wie Peter Green, Jack Bruce, Mick Fleetwood, Larry Taylor, John Hiseman, Don Harris, Harvey Mandel, Colin Allen und andere. Nach einer Art 'Grundkurs' in Mayalls Band wechselten sie zu anderen Gruppen wie Canned Heat, Fleetwood Mac, den Yardbirds, Cream, Colosseum und nicht zuletzt den Rolling Stones.
John Mayall und der weiße Blues
John Mayall wurde 1933 in England geboren und spielte dort Anfang der 1960er Jahre in Alexis Korners Band ‚Blues Incorporated‘. So entstand der weiße Blues, denn auch die Rolling Stones, Led Zeppelin u. a. begannen dort ihre Karriere. 1963 gründete Mayall die 'Bluesbreakers' und wurde bald als Vertreter des weißen Blues bekannt; dem auch viele Kompositionen zu verdanken sind. In den USA war der Blues schlecht angesehen, weil er als Musik der Schwarzen galt, die selbst auf ihren Tourneen diskriminiert wurden, z. B. wenn sie nicht den Haupteingang benutzten durften. Der 'alte' Blues galt als überholt und wurde nur als Vorläufer des Jazz betrachtet. Als die englischen Blues-Musiker in den USA auftraten, waren sie sehr verwundert, als sie dort feststellen mussten, dass ihre schwarzen Vorbilder kaum bekannt waren. "But you got them all here...".
John Mayall und Jazz
Mayall war anfangs nicht an Jazz interessiert, doch einige seiner jungen Musiker sahen das anders. Schon 1964 spielte Alan Skidmore auf der berühmten Bluesbreakers-LP mit. Richtig jazzig wurde es bei ‚Bare Wires’ mit dem Saxofonisten Dick Heckstal Smith und dem Drummer John Hiseman, Bläser wurden von nun an wichtig.
Trotz des großen Erfolges löste Mayall seine 7köpfige 'Bigband' schnell wieder auf, sie war ihm „nearer to jazz than blues“. Doch auch das folgende Album 'Turning Point' basiert auf Jazz-Einflüssen. Mayall hatte sich von dem Soundtrack 'Train and the River' mit Jimmy Giuffre, Jim Hall und Bob Brookmeyer inspirieren lassen und baute seine Band instrumental entsprechend um. Deshalb keine Drums, keine E Gitarre, stattdessen Fingerstyle Gitarrie von John Mark. Die markante Bassline von California basiert auf einem Stück von Dizzy Gillespie.
Nachdem sich der Jazz-Rock mit Bands wie Chicago und Blood Sweat & Tears etabliert hatte, führte auch Mayall 1972 Blues und Jazz in seiner ‚Jazz Blues Fusion‘ (1972, s. Video) zusammen. Fusion war angesagt und Clifford Salomon (ts) und Blue Mitchell (tp), die sich vorher im Hard Bop einen Namen gemacht hatten, waren dabei.
“The Sun is Shining Down”
Danach war wieder traditioneller Blues angesagt. 1985 scharte John noch einmal für ‚Return Of The Bluesbreakers’ seine früheren Schützlinge um sich. Doch er setzte sich auch immer wieder dafür ein, junge Musiker mit seiner Band bekannt zu machen. 2022 hatte er für sein Album “The Sun is Shining Down” US-bekannte Musiker eingeladen, die ihn mit Gitarren, Violine, und Blasinstrumenten unterstützen. In dem gleichnamigen letzten Stück – das wirklich sein letztes bleiben sollte - geht es um eine Art Lebensbilanz: “Got a home in California and no place I would rather be.”
In der Bochumer ‚Zeche‘ war er noch 2019 aufgetreten; die für 2022 geplante ‚Farewell Tour‘ musste wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt werden.
„Good things always end – I said ‚It‘s over – open up a new door“ sang Mayall 1968 auf ‚Bare Wires‘. Wohin John seine letzte Tür auch führen wird, wir werden ihn nicht vergessen.
Literatur:
Dino Logoz, John Mayall - The Blues Crusader, His Life - His Music - His Bands
interessanter Überblick über Mayalls Alben auf der interessanten homepage www.rockzirkus.de/