Farewell
Saxofonist Lee Konitz in New York verstorben
FOTO: Gerhard Richter
Der US-Saxophonist Lee Konitz ist tot. Nach Angaben seines Sohnes Josh starb er gestern, 15. April, in einem New Yorker Krankenhaus nach einer Lungenentzündung infolge einer Coronainfektion. Er galt als einer der einflussreichsten Saxophonisten der Jazzgeschichte.
Seine Festivalauftritte in Hilden und Viersen bleiben in Erinnerung - und auch in Kölns Altem Pfandhaus war Lee Konitz ein gerne gesehener Gast. Denn vor allem auch im deutschen Jazz galt der US-Saxofonist als stilprägend. Davon abgesehen gilt Konitz seit seiner Zusammenarbeit mit Miles Davis auf dessen Album "Birth of the cool" als einer der Begründer und prägendsten Vertreter des Cool Jazz.
Lee Konitz Karriere prägt nicht weniger als ein Dreivierteljahrundert Jazzgeschichte: Konitz, der 1927 als Sohn jüdischer Einwanderereltern geboren wurde, lernte mit 11 Jahren zunächst Klarinette und wechselte ein Jahr später zum Altsaxophon. Am bekanntesten wurde seine Arbeit mit Miles Davis bei den Sessions von 1949 und 1950 für das Album Birth of the Cool, aber seine Karriere begann eine Generation früher: Seine ersten Auftritte fanden im Rahmen von Jazz-Orchestern unter der Leitung von Teddy Powell statt. Danach wurde er von dem geschätzten blinden Pianisten Lennie Tristano betreut, freundete sich mit seinem Saxophonistenkollegen Charlie Parker an und arbeitete unter Bandleadern wie Stan Kenton und Claude Thornhill.Von 1980 bis heute tourte er regelmäßig durch die Jazzclubs Europas.
Er war oft im Studio mit jungen Formationen, zum Beispiel von Franz Koglmann oder Florian Weber, verfolgte aber auch Avantgardeprojekte mit avancierten Musikern wie Andrew Hill, Attila Zoller,Derek Bailey und vor allem auch dem im Ruhrgebiet beheimateten Theo Jörgensmann Quartet. Konitz, der zeitweise in Köln lebte, zeigt sich auch für Musik von Debussy, Satie und Bach offen. Gemeinsam mit einem Streichquartett und Ohad Talmor ging er mit dem Lee Konitz String Project auf Tournee und improvisierte über Musik des französischen Impressionismus. Im November 2000 spielte Konitz mit dem Brandenburgischen Staatsorchester bei zwei Konzerten in Frankfurt (Oder) und Potsdam das für ihn geschriebene Konzert Prisma von Günter Buhles.
Am 15. April ist Konitz im Alter von 92 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus an den Folgen einer Lungenentzündung infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, wie sein Sohn bestätigte.
Unser Redakteur Heinrich Brinkmöller-Becker war im Jahr 2014 im Alten Pfandhaus dabei, als Lee Konitz auf den Pianisten Thomas Rückert und den Bassisten Henning Gailing traf. Seine Review hält Ausstrahlung, Livepräsenz und Philosophie dieses Jahrhundertmusikers lebendig:
https://www.nrwjazz.net/reviews/2014/08/Lee_Konitz_Trio_Alten_Pfandhaus_Koeln/
Ebenso verwiesen sei auf eine CD-Rezension unseres (mittlerweile verstorbenen) Autors Klaus Hübner: