Bedrohte Kultur
Bunker Ulmenwall kämpft ums Überleben
FOTO: Biildqeuelle: Bunker Ulmenwall
Der Bunker Ulmenwall, eine kulturelle Institution und einer der ältesten Jazzclubs Deutschlands, steht vor dem finanziellen Aus. Was seit den 1950er Jahren als Brutstätte für lebendige Jugendkultur und Jazz in Bielefeld dient, könnte bald Geschichte sein. Der Grund: radikale Kürzungen der Kulturförderungen auf Bundes- und Landesebene bei gleichzeitig explodierenden Kosten an allen Fronten. Aktuell läuft ein Crowdfunding, um das drohende Aus abzuwenden.
"Wir stehen kurz vor der Pleite", heißt es unverblümt aus dem Kulturzentrum. Die Grundfinanzierung durch städtische Förderung und Mitgliedsbeiträge reicht längst nicht mehr aus, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Obwohl der Bunker seit jeher auf ehrenamtliches Engagement baut, war er immer auch auf Fördergelder und Preisgelder angewiesen – Quellen, die nun dramatisch versiegen. Die kulturzerstörerischen Auswirkungen von Mittelkürzungen zeigen sich hier in aller Deutlichkeit – die bittere Konsequenz: Der Konzertbetrieb steht unmittelbar vor dem Ende.
Sie ist einzigartig, diese Kellerraum-Atmosphäre, der intime Rahmen zwischen Künstler und Publikum. Genau diese Besonderheit macht den Bunker zu einem Forum des kulturellen Austausches, einem Laboratorium für Neues und einer Bühne für Veranstaltungen, die im kommerziellen Musikbusiness oft vernachlässigt werden.
Das Konzept gedeiht dabei auf kleinstem Raum. 1938 als Sanitätsbunker am Fuß des Bielefelder Sparrenbergs errichtet, bietet der Bunker gerade einmal 200 Quadratmeter öffentlich zugänglicher Fläche. Enge Gänge und Durchbrüche machen den Keller zum charakteristischen Winkelparcours. Höchstens 199 Besucher umringen von drei Seiten eine kaum 20 Quadratmeter große Bühne, die in Augenhöhe zum Publikum bespielt wird – ein Ort, den Künstler liebevoll als "Toaster" bezeichnen und der Jazz-Liebhaber, Künstler und Literat gleichermaßen anzieht. Die aktuelle Crowdfunding-Kampagne, die noch bis zum 18. Mai läuft, ist keine gewöhnliche Spendenaktion – es geht um nichts weniger als die Existenzsicherung dieses unverzichtbaren Kulturortes. Das Team des Bunkers plant, mit den eingeworbenen Mitteln den Konzertbereich finanziell abzusichern und eine langfristige Planung zu ermöglichen. Ziel ist es, weiterhin nationale und internationale Bands aus dem Jazz und verwandten Genres präsentieren zu können und gleichzeitig als wichtige Spielstätte für die lokale Musikszene zu fungieren.
Ein Stück deutscher Jazzgeschichte steht auf dem Spiel
"Der Bunker ist für mich der wichtigste Treffpunkt für kreative Personen in ganz Bielefeld", berichtet ein regelmäßiger Besucher. Für viele professionelle Musiker war der Bunker Ulmenwall entscheidend für ihre musikalische Sozialisation, man denke hier nicht nur an die Saxofonistin Luise Volkmann , die international Karriere machte. Besonders bedroht ist auch die Jugendsparte, die ausgebaut werden sollte. Der Bunker versteht sich als Ort für Jugendkultur mit Schwerpunkt auf Musikförderung und Jazz. Das Ziel: ein vielfältiges Angebot für Kinder und Jugendliche schaffen – unabhängig davon, ob sie Anfänger sind, ihr Hobby vertiefen oder den Weg zur Professionalisierung einschlagen wollen. Die kulturpolitische Dimension dieser Krise ist nicht zu unterschätzen. In Zeiten, in denen freie Kulturorte ohnehin ums Überleben kämpfen, steht mit dem Bunker Ulmenwall ein Stück deutsche Jazzgeschichte auf dem Spiel. Seit drei Jahrzehnten finden hier Schülerkonzerte statt – schätzungsweise 1.500 bis 2.000 junge Musikerinnen und Musiker haben hier ihren ersten Kontakt mit Jazz und Clubkultur erlebt.
Um auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen, veranstaltete der Bunker Ende des Jahres ein 12-Stunden-Konzert als musikalischen Hilferuf. Die Botschaft ist klar: "Bielefeld ohne den Bunker Ulmenwall ist kein Bielefeld mehr." Der Verlust dieses kulturellen Ankers wäre für die Stadt und die gesamte regionale Musikszene verheerend.