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Yabbalaga

Creatures

Köln, 08.11.2023
TEXT: Stefan Pieper | 

Wenn schon nach wenigen Takten Assoziationen an Miles Davis legendäres Elektrofunk-Album "You `re under Arrest" aufkommen, kann man eigentlich so falsch nicht liegen. Ja, dieser knackige unerbittlich getaktete Funkgroove, die kühle Eleganz der Synthesizer und viele weitere Soundkonstellationen zeugen auf dem neuen Album von “Yabbalaga” davon, dass sich hier Jazzmusiker mit frischer Neugier auf Möglichkeiten im elektronischen Kosmos stürzen. “Yabbalaga” heißt das neue Projekt des Kölner Saxophonisten Stephan Mattner . Gemeinsam mit dem Bassisten Sebastian Räther und dem Schlagzeuger Ralf Gessler wurde im Airplay-Studio in Castrop Rauxel das erste Album “Creatures” aufgenommen. Acht spannende Stücke, die es in sich haben und sich zu einem dichten Flow vereinen!

Stephan Mattner , Saxofonist und hier eben auch kreativer Elektronik-Tüftler beweist, dass er sich gründlich und mit Herzblut in die Materie eingearbeitet hat. Schlagzeuger und Bassist geben eine präsente Rhythmusgruppe ab, vor allem Ralf Gesslers forsch akzentuierende Snaredrum lässt die Musik im hier und jetzt sprechen. Das sorgt dafür, dass die Sache trotz aller progressiver Klangsynthese immer geerdet, physisch und treibend bleibt. Prägnant genug sind die melodischen und lyrischen Themen der Stücke, dass sie ein solides Gegengewicht darstellen zu Mattners fantasievoller Improvisationslust mit Modulationen, Filterungen, Tonhöhenverschiebungen, ja mit purem Sound. Aber der Kölner bringt auch sein Saxofon, ebenso Flöte und Klarinette immer wieder zum Einsatz. Souverän ausdrucksstark, wie wir ihn kennen! Aber er beherzigt eine Sache dabei, wobei wir wieder bei Miles Davis sind: Er nutzt sein Horn in kluger Ökonomie, behält das Saxofonspiel - mit seiner naturgemäß starken, manchmal schneidenden, Präsenz den ausgesuchten Momenten im pulsierenden Klangstrom vor. Das alles erzeugt mächtig Atmosphäre, wodurch diese Platte auch echte Soundtrack-Qualität aufweist.

Es gibt ja immer wieder diese spontanen Hörtrips, bei denen unvermittelt ein Musikerlebnis den schnöden Alltag veredelt: Gerade noch taugten Yabbalagas raumfüllende Klangwelten als sichere Zuflucht, um mich sich mittels Bluetooth-Kopfhörer von den übergriffigen Zwangsbeschallungen in einem Supermarkt abzukoppeln. Aber es hörte auch danach noch nicht auf, als Yabbalagas “Creatures” - nun opulent über die Autoanlage genossen - zu einer spontanen, abendlichen Fahrt im Regen inspirierte. Einfach nur so, weil die Musik es gerade so wollte. Film-Noire-Ästhetik mit einer guten Portion Retro-Futurismus mitten im Ruhrgebiet....

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Creatures klingt nach Aufbruch. Schon jetzt gibt es eine Fortsetzung, die aber relaxter klingt: “The Bionic” heißt eine Single, in der das Trio den Gitarristen Mark Wingfield in seine Mitte nimmt







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