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Veronika Harcsa & Bálint Gyémánt

Shapeshifter

Gelsenkirchen, 20.03.2019
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Was für eine Stimme, was für eine Sängerin, was für ein Gitarrist, was für Songs! Und was für eine Band! Aus Ungarn kommt Veronika Harcsa, ihr Weg kreuzte sich dort mit dem Gitarristen Balint Gyémánt. Es war wie ein Plus- und Minuspol für aufblitzende Kreativität – die nun einmal mehr aus ihrer mittlerweile dritten Veröffentlichung sprüht, die schon jetzt zu den starken musikalischen Statements in diesem noch jungen Jahr gehört. Was im übrigen ein begeistertes Publikum beim Münsteraner Jazzfestival oder im letzten Jahr noch als Duo in der Konzertreihe FineArtJazz erleben konnte.

Die mutige Sängerin, die sich zwischen Jazz und allerlei progressiver Popmusik-Ästhetik vor allem darauf besinnt, ihr eigenes Ding zu machen und dieser fortschrittliche Gitarrist mit seiner großen klanglichen Fantasie finden zu einer reibungsvollen, lebendigen Sprache zusammen. Einfach machen. Sich gegenseitig neu beflügeln und immer wieder über sich hinauswachsen – darum geht es und dabei erfahren die beiden auf ihrer neuesten Veröffentlichung eine solide Verstärkung durch den Bassisten Nicolas Thys und den Schlagzeuger Antonie Pierre.

Veronika Harcsas Gesangsstimme hat Tiefe und sie durchlebt Seelenzustände. Sie phrasiert mächtig, entfaltet dabei ein himmelstürmendes Potenzial.

Besser direkt anhören, als es zu beschreiben versuchen!

Bálint Gyémánts Gitarrenspiel schmiegt sich an und durchdringt alles, lädt die Emotionen mit elektrisierenden Schwingungen weiter auf - und bleibt auch dann faszinierend feinsinnig, wenn es mit rockigen Soundbrettern zur Sache geht. Mittendrin blitzen zuweilen verspielt-swingende, fast afrokaribisch anmutende Wendungen auf, wie wir sie etwa auch von Marc Ribot kennen.

Bemerkenswert vor allem, was dramaturgisch aus diesen Potenzialen erwächst: „Shapeshifter“ ist ein Konzeptalbum, das imaginäre Geschichten aus einem urbanen Kosmos zu einer Jazz- Folk- Progrock etc.-oper verwebt. Dieses Ideenfeuerwerk hat Ecken und Kanten, fordert den Hörer auch gerne einmal. Dies aber dramaturgisch so schlüssig, dass die Reise die weit fortführt. Alles beginnt mit dem beschwörend-entwaffnenden Aufruf „Listen to me!“. Und dann ist man schon losgelassen in ein Verwirrspiel aus imaginären Phantasiegestalten. Manchmal reduziert sich alles zu fragilem Folk, der aber sogleich wieder von wabernder Klang-Phantasie fortgespült, in neue Bewusstseinszustände versetzt wird, die manchmal in psychedelischen Ausbrüchen gipfeln. Nach eigenem Bekunden lässt sich Veronika Harcsa gerne von den urbanen Gegebenheiten in Budapest und London inspirieren. Aber sie gibt – in verlässlicher Symbiose mit Balint Gyémánt und dieser impulsiven Rhythmusgruppe - vor allem ganz viel von sich selber preis.

Veronika Harcsa/ Bálint Gyémánt

Shapeshifter

Traumton 2019

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