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Various Artists

30 Jahre Eldenaer Jazz Evenings

Kleve, 20.01.2014
TEXT: Klaus Hübner | 

Ursprünglich veröffentlichte das kleine, unabhängige deutsche Label „Ring Records“ das in einer Auflage von sechshundert Exemplaren erschienene Vinylalbum „Connexion“, das Hans Köllges, Architekt, Maler, Jazzschlagzeuger und Vater des Extremmusikers Frank Köllges („Adam Noidlt“), produziert hatte. Das um Wilton Gaynair, Gerd Dudek und Steve Boston erweiterte Trio Third Eye mit Ali Haurand und Rob van den Broeck (1940-2012) nahm im August 1977 im „Procom Studio“ in Kirchhellen mit dem Schlagzeuger Frank Köllges vier längere Stücke auf, die nun im Original Cover Artwork und neuem Begleittext auf „Sonorama Records“ wiederveröffentlicht wurden.

Zwölf Augen schauten auf die Partitur der Titel „Maroon Dance“, „The Healer“, „Landings“ und „Ogetnom“, die auf „Connexion“ Dreh- und Angelpunkt einer schnellen, breit improvisierten modernen Jazzmusik waren. Drei Titel komponierte Wilton Gaynair (1927-1995), „Landings“ stammt aus Kopf und Feder von Frank Köllges (1952-2012). Hier improvisiert Gerd Dudek ausführliche Passagen auf der Flöte. Im schnellen Blickwechsel pendelten die zwölf Augen zwischen einem am Hardbop orientierten Old School-Jazz und den tastenden Versuchen, einen Aufbruch aus erstarrten, afro-amerikanisch geprägten Strukturen zu wagen. Anfang der siebziger Jahre war (fast) alles möglich, auch Umbrüche im Jazz blieben davon nicht verschont. Auf europäischer Ebene sollte nicht zuletzt durch Third Eye eine Emanzipation von der amerikanischen Jazzmuttersprache folgen.

Anfang der siebziger Jahre standen sowohl Rock- wie Jazzmusiker noch ganz unter dem Eindruck des nicht nur kommerziell erfolgreichen Albums „Bitches Brew“ von Miles Davis, auf dem in exemplarischer Weise eine überzeugende Kombination von progressiver Rockmusik und modernem Jazz gelungen war. Mit Wilton Gaynair brachte Third Eye eine karibische Variante des elektrifizierten Jazz in die Diskussion ein: Gaynairs zündender Groove in „Maroon Dance“ (vergleiche „Pharaoh's Dance“ von Miles Davis) schuf eine tanzbare Variante der harmonischen Vorgaben, die Rob van den Broeck auf dem Fender Piano immer wieder als Geschmacksverstärker anbot. Wie stark der karibische Einfluss sich bemerkbar macht, spiegelt sich im Titel „Ogetnom“ wieder: rückwärts gelesen formiert sich das Wort „Montego“, eine Stadt im Nordwesten Jamaikas - Heimat von Wilton Gaynair – mit der weltberühmten „Montego Bay“. Rückhörend war „Connexion“ seiner Zeit voraus, seine innovative Kraft ist noch heute spürbar.

Sonorama C-77
Distribution: Groove Attack

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