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Utopie von Kommunikation

"Jazzsoup" - Film über "The Dorf"

Dortmund, 24.02.2013
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

„Eine Utopie von Kommunikation“ drücke sich in der Musik aus, betont der Bandleader Jan Klare. Wenn „The Dorf“ im domicil zusammenkommt, wird nicht einfach nur auf Instrumenten gespielt, sondern drückt sich im Zusammenspiel der circa 30 Musikerinnen und Musiker Wärme, Nähe und tiefe Verbundenheit aus. Die warme Suppe, die jedes Mal zur Stärkung von allen Bandmitgliedern von Münster nach Dortmund transportiert wird, hat dabei den Symbolgehalt eines olympischen Feuers. So sieht es der Filmemacher Jorgos Katsimisoulias, der diesen unvergleichlichen Klangkosmos aus dem Ruhrgebiet filmisch dokumentierte. Im domicil wurde die Filmpremiere jetzt ausgiebig gefeiert – live zum Festakt spielte „The Dorf.“ Hinterher.

Der Film über die Jazz-Combo setzt auf die klassische Schule des Dokumentarfilms. Alles ist aufs wesentliche reduziert, das Schwarzweiß gibt diesem Portrait einer unvergleichlichen großen Band eine zeitlose Aura. Denn letztlich bleibt doch die Musik die Farbe, die alles ausmalt.

„Wir kommen alle aus verschiedenen Keimzellen“ weist der Kontrabassist Tim Isfort auf die Pluralität innerhalb dieser regionalen „Allstar-Besetzung“ an. Er selbst war wie viele andere von der besonderen Stimmung in diesem Sound-Kollektiv gegründeten Band auf Anhieb infiziert: „Wir haben das „erstes Konzert gespielt und ich bin weggeflogen.“ Er wusste in dem Moment wieder, warum er früher mal mit Musik angefangen hatte.

Wenn diese eigenwillige Mischung aus Jazz und Rock, aus Bläsersound, fetten Gitarrenwänden, heißen Soli, Gesangsparts fantasievoll in Fahrt kommt, weil diese Menschen sich gemeinsam in diese Klangwelt fallenlassen können, „so sei das wie Fußballspielen“ räumt Jan Klare ein.

Dieses musikalische Dorf, das einmal im Monat zu seinen vielbeachteten Livesessions zusammenkommt, ist relevant und präsent - so viel ist im Domicil spürbar. Der Saal ist komplett gefüllt inklusive sämtlicher Stehplätze am Rand. Der trockene Humor, der sich in Jan Klares Statements zur Musik und zur generellen Lebenshaltung von The Dorf ausdrückt, produziert Publikumslacher, in denen Sympathie mitschwingt und später enthusiastischen Applaus. Danach heißt es Bühne frei und das Dorf feiert seine Filmpremiere mit dem was es am besten kann: Live spielen und mit Musik Berge versetzen. Auch wenn dies unmittelbar nach dem Erlebnis der Filmpremiere ein seltsames Gefühl produzierte. Jan Klare hierzu: „Dieser Film, der nicht nur die Musik, sondern das ganze Lebensgefühl protraitiert, ist ein absolutes Geschenk für uns. Vor allem haben wir dadurch eine ganz neue Art der Selbstbeobachtung. Aber geschadet hat es nicht, eher genützt – und an diesem Abend einen der besten, intensivsten Auftritte des Dorfes produziert! Sie haben mittlerweile ein Riesen-Repertoire, um sich als ständige Working-Band immer wieder sich zu erneuern. „ Geschadet hat dies nicht – denn der domicil-Auftritt nach dem Film gehört zu den intensivsten dieser fantasievollen Truppe.

Natürlich nicht ohne die typischen Markenzeichen: Starke treibende Grooves und hypnotische repetitive Strukturen, die mächtig vorwärts treiben. Im Zentrum stehen immer wieder die Gesangsparts der beiden Sängerinnen, die ihre Stimmen meist nonverbal wie ein Instrument einsetzen. Als Herz und Motor agiert die Rhytmusgruppe gleich mit zwei Schlagzeugern in der Bühnenmitte. Auch die Anordnung der Musiker auf der Bühne verweigert sich jeder Bigband-Konvention – Ausgewogenheit und ein rock-lastigeres Klangbild wird allein schon dadurch gefördert, dass die Bläser im Hintergrund walten und Gitarristen sowie Streicher vorne sind. Jan Klares Gestik auf der Bühne zuneigt, wie er sich selbst enthusiastisch und mit großen Freiheitsdrang in die Musik fallen lasst – und dieser Funke zündet bei allen Mitglieder so zuverlässig, auch wenn Klare in fröhlich trockener Selbstironie seinen Dirigierstil als „Fluglotsensymbolik“ tituliert.

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