tunnel & meadow
Minimalismus pur
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker |
In der Wiederholung liegt die Kraft – so das wahrscheinliche Motto des neuen Albums tunnel & meadow von Jan Klare (reeds), Serge Corteyn (g), Johannes Nebel (b) und Marvin Blamberg (dr). In vier langen Titeln zelebriert das Quartett mit unterschiedlicher Instrumentierung der Lead-Stimme ein Fest des Repetitiven. Im fast 15-minütigen Opener Saas Fee wiederholt Jan Klare auf dem Alt-Sax eine Mini-Phrase aus mehr oder weniger drei Tönen, die die Ensemble-Mitglieder straight rockig begleiten. Die Endlos-Schleife wird nur geringfügig und kaum merklich moduliert, indem sich mal die monotone Bass-Figur in den Vordergrund schiebt, mal das Saxophon die Phrase schneller spielt oder um hohe Töne erweitert. In der minimalistischen Zurücknahme der musikalischen Mittel zeigt sich eine konzentrierte Power mit punkigem Impetus.
In Livigno erzeugt das Flötenspiel, begleitet von kurzen Gitarren-Riffs und zurückhaltender Rhythmusgruppe, den Charakter eines meditativen Gesangs und erinnert an entsprechende fernöstliche Exerzitien. Ein nervöses Auf und Ab der Saxophon-Stimme in Zermatt wird von einer ganz gleichmäßigen Akkordabfolge begleitet, deren Monotonie geradezu einen beruhigenden Kontrapunkt zu den Tiraden des Saxophons setzt.
Davos erweitert den repetitiven Ansatz des Albums um eine rockige, ja tanzbare Variante. Auch hier wird eine Endlos-Phrase über zehn Minuten durchgehalten, solistische Ausflüge einzelner Musiker sind – wie auf dem gesamten Album – tabu.
Auch wenn bei allen vier Stücken die Wiederholung bis an die Schmerzgrenze durchexerziert wird, geht von der Musik dank des konsequent durchgehaltenen minimalistischen Konzeptes eine gewisse suggestive Wirkung aus.
Klare/Corteyn/Nebel/Blamberg: tunnel & meadow
CD und Vinyl zu bestellen bei https://janklare.bandcamp.com/album/