Bild für Beitrag: Trio Rosenrot | Lenz
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Trio Rosenrot

Lenz

Köln, 15.03.2015
TEXT: Stefan Pieper | 

„Nun will der Lenz uns grüßen“ könnte man ausrufen, wenn zum ersten Mal wärmende Sonnenstrahlen auf die Haut treffen. Aber deutsche Volkslieder gelten heute als uncool – von Heino bis zu Blaskapellen sind die Wurzeln heimischen Überlieferungskulturgutes zu oft und penetrant vergewaltigt und verkitscht worden. Das alles macht das Trio Rosenrot eben nicht.

Die jungen Musiker schicken sich an, Lieder wie „Es geht eine dunkle Wolk hinein“, „Es waren zwei Königskinder“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ von allem nostalgischen Ballast zu befreien. Die Sängerin Jennifer Kothe agiert hier erfreulich uneitel und authentisch: Mit glockenklarer, hellen Stimme lotet sie bei den alten Liedern ungeahnte Tiefen, berückende Dimensionen von Zartheit, lyrische Innigkeit aus. Aber auch rohe Expressivität lebt bis hin zur Ekstase. Denn diese Lieder sind doch in in ihrem Wesenskern viel zu elementar, als das hier nur heile Welt abgebildet würde.

Botschaften voller tiefer Empfindung sind die Folge und ziehen hinein in Zustände voll romantischer Weltflucht, brennender Liebessehnsucht, Naturmystik. Dies wirkt auf der CD „Lenz“ plötzlich zeitgemäß. Dazu lebt eine sensible instrumentale Umgebung auf: Gitarre und Schlagzeug agieren dezidiert atmosphärisch. So etwas umkleidet Jennifer Kothes gesungene Melodielinien, was denen so viel Raum und Luft zum Atmen gibt.

Im 16. Jahrhundert, wo Menschen ohne Heizungen lebten, muss der Wandel der Jahreszeiten noch viel physischer und elementarer gewirkt haben – davon zeugt das Lied "So treiben wir den Winter aus." wo sich Jennifer Kothes Stimme ekstatisch steigert und auch die Band richtig Druck macht.

Sphärische elektrische Gitarren malen subtil den Hintergrund aus oder werden auch mal bohrend geräuschaft, setzen in sparsam dosierten Zwischenspielen auch mal die Musik fort, wo die Worte mal enden. Denis Stilke agiert ebenso assoziativ-soundorientiert auf dem Schlagzeug. Becken zischeln und oft poltern wütende Crescendo, wenn die Gefühle im Aufruhr sind.

Hub Hildenbrand hat für dieses Projekt zwei Jahrelang sämtliche verfügbaren Volkslieder durchgearbeitet und im Freiburger Volksliedarchiv ausgiebig recherchiert. Dann war er noch auf der Suche nach einer Sängerin für dieses Projekt: „Ich suchte eine klare, ungekünstelte Sopranstimme, die mich wirklich berührt und inspiriert. 2012 hörte ich dann Jennifer Kothe live bei einem Konzert. Umgeben von einem Chor sehr guter Sängerinnen und Sängern strahlte sie derart heraus, dass ich sofort wusste: das ist sie.“

Die CD ist beim Kölner Label Westpark Music erschienen. Direkt hereingehört werden darf unter folgendem Link:

http://westparkmusic.bandcamp.com/album/lenz-deutsche-volkslieder

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