Tobias Hoffmann Trio
Tenderly messed up
TEXT: Stefan Pieper |
Denn die imginäre „Hall of Fame“ der hier miteinander vereinten Stücke wirkt eben nicht abgekupfert – und auch nicht krampfhaft auf modern und „orignell gemacht.“ Und auch – vor allem das zählt – in keinem Moment akademisch „verjazzt“ und damit brav geglättet.
Die Liner-Nots versuchen eine Art Rechtfertigung, die es hier eigentlich gar nicht braucht: Wie und warum man Gershwin, Thelonious Monk, Charles Mingus und Rio Reiser in einem Atemzug interpretiert und warum. Man darf dies, zumindest wenn Tobias Hoffmann s Trio aus all dem eine verbindende, tiefe Substanz heraus zu destillieren weiß.
Das erste Stück auf dieser CD bringt eigentlich schon alles auf den Punkt: In George Gershwins „My Man`s gone“ singt die Gitarre einsam für sich in den weiten Raum hinein, was wie ein wärmendes Feuer in kühler einsamer Landschaft wirkt. Hoffmanns unangestrengt amtendes Spiel bekommt ganz viel Raum durch die Hall-Schleifen eines raffiniert eingesetzten Effektgerätes. Sound, in weite Räume für Assoziationen und Fantasie hinein weht.
Auf dem schmalen Grat zu ironischen Brechung poltert George Harrisons “While my Guitar gentle wheeps“ voran. Charles Mingus „Goodbye Pork Pie Hat“ bleibt würdevoll als grandioses Monument der tiefen Empfindung bestehen. So wie es schon Neuinterpreten wie Jeff Beck oder Michel Portal zu Höhenflügen inspirierte, schöpft Hoffmanns Trio ebenfalls ein fulminantes, raumgreifendes Epos aus diesen Noten.
Spielzeughaft, latent skurrill, scheppernd – so kennen wir das Umfeld, in dem Thelonious Monks Genie sprühte. Tobias Hoffmann greift zum Banjo, um diesem Geist auf ganz eigene Weise zu huldigen. Auch der scharrende Besen auf der Snaredrum passt dazu.
Als Bandleader, der sich in jedem Moment dem eigenen Einfluss auf die Weltgeschichte bewusst war, kennen wir Miles Davis. Tobias Hoffmann s Arrangement seines „Miles runs the voodoo down“ trägt diesem Nimbus dezidiert Rechnung, wenn die Band kraftstrotzende rhythmische Wucht aufbietet. Zugleich nimmt Tobias Hoffmann s Spiel den gitarristischen Aspekt, die Blues-Wurzeln dieser Musik „Miles runs the voodoo down“ in neuem Fokus unter die Lupe.
Und so bringt diese Reise immer neue kreative Ansätze hervor. Balladenhaft wird es bei Rio Reiser und bei Jimi Hendrix ist natürlich das Gefühl für Sound der Aufhänger. „Tenderly messed up“ - so der Titel heißt vor allem, die Ausstrahlung der jeweiligen Stücke zu erfassen und damit ganz viel Aura in der Gegenwart (weiter-) leben zu lassen.
Dem Kölner Gitarristen helfen Frank Schönhofer am Bass und Etienne Nillesen am Schlagzeug - allesamt kreative Köpfe aus dem Umfeld des Kölner Klaeng-Kollektivs bzw. -Labels.
CD
Tobias Hoffmann Trio
Tenderly messed up
Klaeng records 2015
Zu beziehen ist die CD direkt unter
Weitere Infos unter www.tobias-hoffmann.com
sowie
http://www.echojazz.de/jazz-instrumentalist-des-jahres-national-gitarre/