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Thelonious Monk

Live at Palo Alto High School

Bochum, 05.11.2020
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Lee Tanner, Jim Marshall

Immer wieder kommen ‘neue‘ CDs von ‚alten‘ berühmten Musikern auf den Markt. Letztes Jahr war es Coltrane mit Both Directions at Once, im Juli diesen Jahres Thelonious Monk mit Live at Palo Alto High School.

Mit diesem Konzert werden nicht mal wieder alte Aufnahmen ‚aus der Mottenkiste‘ geholt, es handelt sich hier vielmehr um ein Zeitdokument aus dem Jahre 1968, in dem kurz zuvor Martin Luther King erschossen worden war und Rassenunruhen eingesetzt hatten. Danny Scher, Schüler einer High School, kam in diesem Jahr auf die Idee den Schwarzafrikaner Monk in die weitgehend weiße Universitätsstadt Palo Alto, Kalifornien, einzuladen. Er wollte damit zur Einheit der Rassen in seiner Gemeinde beitragen und Spenden für das Internationale Komitee seiner Schule sammeln.

Es war erst schwierig Karten für 2 $ zu verkaufen, weil viele nicht glaubten, dass das Konzert wirklich stattfinden und Monk überhaupt kommen würde. Aber er kam, und zwar mit seiner regulären Tour-Band: Thelonious Monk, meist am Piano, aber sicher auch sonst oft auf der Bühne unterwegs, Charlie Rouse TenorSax, Larry Gales Bass, Ben Riley Drums.

„Monk spielte Klavier, als hätte er noch nie eins gesehen. ... Man musste Monk sehen, um seine Musik richtig zu hören. Das wichtigste Instrument in der Gruppe .. war sein Körper. Eigentlich spielte er gar nicht Klavier. Sein Körper war sein Instrument, und das Klavier war bloß ein Mittel, den Klang aus seinem Körper herauszubekommen...... Er spielte jeden Ton so, als wäre er noch von dem vorangegangenen überrascht ..“ schreibt G. Dyer in But Beautiful über Monk.

Leider gibt es keinen Film von diesem Konzert, aber wenn man schon mal Videos von Monk gesehen hat, kann man sich in etwa vorstellen, wie er auf der Bühne agiert hat. Die Atmosphäre des Konzerts kommt nämlich gut rüber, immer wieder hört man Beifall. Dieser Live-Mitschnitt klingt oft noch schräger als Studio-Aufnahmen. Es scheint so, als ob die Band diesen Auftritt sehr gelassen anging und keine Gelegenheit ausließ um mal richtig loszulegen.

Dabei fallen besonders Monks Bandkollegen auf. Charlie Rouse gehörte 11 Jahre lang zum Thelonious Monk Quartet. Er ist bekannt geworden als ideale Ergänzung zu dem exaltierten Monk und hatte mit ihm kurz vorher Criss-Cross herausgebracht. Bei Ruby, My Dear setzt er mit der Melodie ein mit seinem für ihn typischen, etwas heiseren Klang; längere, unaufgeregt-lässige Soli finden sich auch in den anderen Stücken.

Und Zeit hat wohl keine Rolle gespielt bei diesem Konzert, obwohl am Abend desselben Tages noch ein anderer Termin anstand. Denn Well, You Needn’t hört man in einer 13 Minuten-Version, bei der alle Musiker mal so richtig loslegen, jeder mit einem ca. 3minütigen Solo.

Don’t Blame Me besteht, wie auf Criss-Cross, mit 6,5 min aus einem sehr typischen Monk-Solo.

Ganz anders bei Blue Monk (14 min!) und Epistrophy. Hier ist wieder die ganze Band voll dabei, vor allem Larry Gales am Bass mit einem ungewöhnlich langen Bass-Solo und auch Ben Riley am Schlagzeug zeigen ausgiebig ihr Können.

Als Zugabe I Love You (Sweetheart of All My Dreams), gerade mal 2 Minuten lang, tosender Beifall. Aber dann war Schluss, denn es ging für die Band direkt 50 km weiter nach San Francisco zum 2. Konzert des Tages.

Zu LP und CD gehören ein informatives Booklet mit Texten und Faksimiles des damaligen Konzertposters und des Konzertprogrammes.

Thelonious Monk, Live at Palo Alto High School
Recorded live at Palo Alto High School, Palo Alto, CA, October 27, 1968
Impulse! Records / Universal Music
CD 00602507112851 / LP 00602507112844
47 min

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