Subway Jazz Orchestra
Primal Scream
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Der wohl frischeste Wind in der Bigband-Szene weht zurzeit aus Köln – und zwar aus dem Subway, jenem Club an der Aachener Straße, aus dessen Reihen vor über zweieinhalb Jahren ein eigener Klangkörper hervor gegangen ist. Ein Glücksfall dies, tut doch die Einheit von Spielstätte und fest residierendem Ensemble der nachhaltigen Entwicklung von neuem Jazz auf jeden Fall gut - allein weil ein kontinuierliches Publikum am künstlerischen Wachstum einer Band ständig partizipiert und für Rückmeldung sorgt.
Auf jeden Fall trägt so etwas reiche Früchte in Gestalt eines formidablen Debutalbums. Die Musik dieser bis zu 18köpfigen Band springt den Hörer an, reißt ihn mit, trägt ihn fort. Und das auf die denkbar jugendfrischeste, lebendigste Weise, so dass sich viele große Traditionsklangkörper von so viel junger Vitalität ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnte.
Ein harscher Gitarrensound markiert den „Primal Sceam“ für die acht ausgiebig langen Stücke auf diesem Album. Aber schon bald wird klar gestellt, dass die transportierten Botschaften vor allem melodiöse und gerne auch auf kunstvolle Weise eingängig daher kommen – bzw. ein weiträumiges Geflecht aus dramatischer Spannung und lyrischer Entspannung zu schöpfen wissen. Unter Leitung von Tobias Wember entfalten sich ausgiebige erzählerische Bögen, die sich weiter verflechten, die mal in Ruhepolen verweilen, aber dann um so befreiter neue Wege nach vorne weisen. Schlagzeuger Thomas Sauerborn trommelt mit knackigem Biss wie ein guter Bigband-Schlagzeuger ein zuverlässiger Motor ist, der auch in allen noch so überbordenden Crescendi und Bläsertuttis die Oberhand behält. Die hervorragenden, zum Teil auch international vernetzten Spieler dieses Kollektivs liefern hervorragend farbige und beredte Soli ab. Melodiöse schwelgerische Parts münden in dramatischere Gefilde, die wiederum an überraschenden Stationen innehalten, und wo auch mal eine Klangmeditation auf sphärischer E-Gitarre zum Fluchtpunkt einer imaginären Reise wird. Mit anderen Worten: Die insgesamt vier Komponisten, welche den 18 Spielern dieses Kollektivs Ideenfutter liefern, nehmen es mit der unverbrauchten musikalischen Fantasie mindestens so ernst wie die Ausführenden in diesem Orchester, die so vorbildlich und ansteckend Spielfreude mit Präzision zu vereinigen wissen.
Subway Jazz Orchestra: Primal Scream
(FLOAT Music 2016)