Steve Tibbets
Hellbound Train
TEXT: Peter E. Rytz |
Die von ECM als Doppelalbum veröffentlichte Anthologie Hellbound Train ist nichts weniger als eine selbstverliebte Blütenlese. Schon wie der Name impliziert, hat es etwas von einer rasanten Höllenfahrt, die Steve Tibbetts den Zuhörern zumutet. In jedem Fall ein Parcours d‘Horizon durch einen einerseits minimalistisch meditativen Kosmos mit alternativen Rock-Avancen sowie andererseits ein Wechselbad von Ambient Music mit elektronischem Überschuss von anstrengendem Engagement.
Es ist, und darauf legt Tibbetts wert, mehr als ein Best of von 40 Jahren. Komponiert für thematisch konzipierte Alben, stellt sie Tibbetts außerhalb des ursprünglichen Kontextes zur Disposition. Sein Fazit: Es funktioniert. Sequenziert als Hellbound Train entfaltet sich ein Klang mit teilweise abgründiger, mitunter befremdlicher Ästhetik.
Die CD zeichnet Tibbetts Suche nach, wie es gelingt, unterschiedliche kulturelle Einflüsse, die sein Leben auch außerhalb der Musik bestimmt haben, zu absorbieren. Im Ergebnis findet er bisher unbekannte Akkorde, formt sie zu mitunter exaltierten, gleichwohl authentisch in seinem Kultur-, respektive Musikverständnis verwurzelten opulenten Klangbildern.
Insbesondere zusammen mit Marc Anderson (perc, steel drum, conga) generiert Tibbetts mit Gitarre, Resonatorgitarre (Dobro), Kalimba, Percussion und Piano Klanglandschaften, die u.a. von Michelle Kinneys Cello, dem imaginativen Tabla-Spiel von Tim Weinhold sowie von der schwebenden Synthesizer-Tonalität Mike Olsons (auf)gemischt werden.
Hellbound Train, eine Retrospektive von 38 Songs – Tibbetts nennt diesen Sound postmodernen Neo-Primitivismus -, eine Fülle von Melodien in ihren Originalfassungen, die diese Musik zu einem außerordentlichen Hör-Erlebnis werden lässt.
Steve Tibbets
"Hellbound Train"
Label ECM Records