Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY
Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY
Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY
Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY

Somi - Holy Room - Live at Alte Oper

African in NY

Frankfurt, 24.07.2020
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: s.u.

I don't drink coffee I take tea my dear
Some extra rice, please, on the side
And you can hear it
In my accent when I talk
I'm an African in New York

I drive my taxi down grand avenues
They always ask me where I'm from
Is it that sad place that's in the news?
And is that the reason why I’ve come?
I'm an alien, I'm a legal alien - I'm an African in New York.

Diesen Text kennt man, aber irgendwie anders. Alien heißt diese Version von Sting’s Englishman in New York , die Somi geschrieben hat. Der Alien ist hier ein Afrikaner, der in New York lebt und ähnliche Erfahrungen macht wie Stings Englishman. Mit diesem Song beginnt die 2. CD von Somis Album Holy Room - Live at Alte Oper with Frankfurt Radio Big Band, das heute erschienen ist.

  • Story hinter dem Album

Das Konzert mit der Frankfurt Radio Big Band, (auch hr-Bigband genannt), fand im Mai letzten Jahres in Frankfurt und in Kassel statt. Damals hatte noch niemand an eine CD-Veröffentlichung gedacht, es war Somi’s erstes Konzert mit einer Bigband. Als wegen der Krise das von Somi geplante Miriam Makeba-Musical ausfiel, wurde ihr bewusst, wie wichtig die Musik für ihr ‚schwarzes Selbstbewusstsein‘ ist. Gerade die Aufführung mit der deutschen Bigband macht ihr deutlich, welchen Wert ein kultureller Raum mit einer Band und einem Auditorium hat, das `‘witness‘ besitzt und offen für die Belange von ‚black females‘ ist. So unterstützt man mit dem Kauf dieses Albums auch den Black Art Futures Fund (BAFF). Somi heißt eigentlich Laura Kabasomi Kakoma. Ihre Eltern stammen aus Ruanda und Uganda, sie selbst ist 1979 in Illinois geboren, hat zeitweise in Sambia gelebt. Manchmal wird sie mit Nina Simone verglichen. Mich erinnert sie eher an Dee Dee Bridgewater in Red Earth, aber nur in den schnelleren Stücken, insgesamt singt sie weicher, oft weniger engagiert, eher meditativ.

  • Songs des Albums

Das Album besteht aus 2 CDs, auf denen 11 Songs zu hören sind, insgesamt anderthalb Stunden. Die meisten Songs stammen von Somi‘s Alben The Lagos Music Salon (2014) und Petite Afrique (2017). Sie hat alle Stücke außer Aliens selbst komponiert, fast alle Texte selbst geschrieben, die aber leider nicht in einem booklet abgedruckt sind. Somi hat 2 Musiker mitgebracht: Hervé Samb an der Gitarre und Toru Dodo am Piano.

Kadiatou the Beautiful beginnt mit einigen Lautmalereien, die aus der Urgeschichte des Blues stammen könnten. Es ist die Geschichte einer afrikanischen Haar-Flechterin, die sich ihrer eigenen Schönheit nicht bewusst ist.

Und gleich danach stellt sich die Frage ‚Am I Black Enough for You?‘ Geschrieben 2015, als Black Lives Matter bekannt wurde. Bei diesem Stück kommt die Band mehr zum Zuge, Bläsersätze gestalten starke Rhythmen, mit einem Bass-Solo von Hans Glawischnig und einem sehr schönen Sopransax-Solo von Heinz-Dieter Sauerborn. Im Songtext wird das Selbstverständnis der Musikerin als farbige Frau thematisiert. Wie 'black' musss oder darf ich sein? In den USA kann das auch eine Überlebensfrage sein: deshalb heißt es am Ende des Stücks nach einem Crescendo ‚Don’t shoot!‘

Like Dakar ist sehr melancholisch, es geht um die Lage der senegalesischen Community in Harlem

Alien: dieser bereits oben genannte Song wird sehr langsam gesungen, fast schon hymnenartig. Ich finde, das passt nicht zum Text, der ja eine individuelle Erfahrung beschreibt.

Two-Dollar-Day: das einzige Stück ohne Band, es geht um eine alleinerziehende Frau, die nur 2 Dollar am Tag verdient und ihre Familie damit nicht durchbringen kann.
Ingele
, ein Liebeslied auf Swahili gesungen, ist einer ihren frühen Songs von 2007.
Lady Revisited : Text von Fela Kuti, ein Song über häusliche Gewalt und ein Aufruf sich zu wehren:
… Oh African woman, strong and free
Remove yourself from misery
If he can't see the power in your soul
Gather all your pride and go ...


Mit Holy Room und einem interessanten ruhigen Gitarren-Solo von Hervé Samb klingt das Album aus. Der Text liest sich programmatisch:
I can’t hold these burdens anymore
Your love feels like a holy room
Washed my feet, leave them at the door
Your love feels like a holy room
Soothe my sorrows and clean my heart
Holy Room ...

Somi hat viele Gesichter, hier singt sie sehr langsam, es klingt manchmal schon fast sakral. Doch meine Welt ist das nicht, erst recht nicht, wenn‘s ‚holy‘ wird, viel besser gefällt mir die Somi vom letzten Stück der ersten CD:

The Gentry beginnt mit einem Bass-Intro-Solo von 3 Minuten (!) von Hans Glawischnig. Dann singt Somi “I want it black!“ und da kann sie auch mal lauter werden, sogar fast schreien. Der Song erinnert mich an Feeling Good von Nina Simone. Toru Dodo setzt ein mit einem Piano-Solo, das in den Flamenco-Jazz überleitet. ‚Palmas‘, ein Trompeten-Solo von Axel Schlosser und eins auf den drums von Jean Paul Höchstädter. Bravo, that’s music!

Fotos und weitere Informationen unter Uwe Kerkau Promotion

Holy Room - Live at Alte Oper with Frankfurt Radio Big Band
Produced by Hessischer Rundfunk, Olaf Stötzler, and Somi Kakoma
Vertrieb: Salon Africana
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2020

Texte z. B. hier

Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY
Bild für Beitrag: Somi - Holy Room - Live at Alte Oper | African in NY
Suche