Snorre Kirk
Top Dog
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Ammett Ahrends
Top Dog – ob damit der Schnauzer auf dem Cover des gleichnamigen neuen Albums gemeint ist, weiß man nicht genau. Genau weiß man aber, dass sein Herrchen Snorre Kirk ein Top Musiker ist, der nun sein fünftes Album vorlegt.
- Jazz aus Kopenhagen
Snorre Kirk ist geborener Norweger, lebt aber in Kopenhagen, wo es schon lange eine größere Jazzszene gibt. Mit Auftritten auf weltberühmten Jazz-Festivals wie dem North Sea Jazz Festival und dem Art of Swing Festival in Kansas City ist Snorre der internationale Durchbruch gelungen. Schon 2012 begann er sehr erfolgversprechend mit BLUES MODERNISM. Mit BEAT (2018), TANGERINE RHAPSHODY (2019) und GOING UP (2021) ging es weiter.
Unverkennbar ist seine Orientierung am klassischen Jazz, ohne diesen zu kopieren oder zu covern, denn alle Stücke hat Snorre selbst komponiert. Neben der impliziten Bezugnahme auf Duke Ellington spielt bei dem neuen Album Count Basie eine wichtige Rolle. Auch deshalb hat Snorre seine Band um einen Rhythmusgitarristen erweitert: Mads Kjølby. Mads tritt hier in die Fußstapfen von Freddie Green, den Count Basie 1937 entdeckte und der bald zu dessen „All-American Rhythm Section“ wurde. Statt Jan Harbeck spielt nun Michael Blicher Tenor, aber auch Altsaxofon.
Mit einem superklaren 12-Takte-Blues, Working the Night Shift, beginnt das Album. Piano, ultrablue, von Magnus Hjorth, voller Tenor-Sound von Stephen Riley, aber noch ohne den Gitarristen. Ganz anders dann bei Top Dog, das hört sich manchmal wie ‘bebop’ an, ist aber keiner. Bass Intro von Anders Fjeldsted, der auch danach mit vielen Soli dabei ist und das Stück durchgängig prägt, ein Höhepunkt des Albums.
Snorre Kirk & Stephen Riley, Live @Danish Music Awards Jazz 2021 på Bremen Teater
Yesteryear ist eine Ballade ebenso wie On Late Nights, das ganz langsam, mit viel Luft beim Sax gespielt wird. Von Michael Blicher oder Stephen Riley? Das ist dem Booklet leider nicht zu entnehmen. Bring Me Home erinnert an Let the circle be unbroken mit New Orleans Flair.Showtime wird im uptempo gespielt und hier kommt Mads Kjølby mit seiner Rhythmusgitarre voll zum Zuge, auch Snorre selbst bringt sich mit einem Solo ein. Meditations In Blue – es klingt so harmonisch, so bekannt und doch ist es eine neue Komposition. Mit Boogie Rider, dem letzten der 10 Stücke, endet das Album. Wie am Anfang steht hier wieder ein 12-Takte-Blues, aber schneller mit durchgängiger Rhythmusgitarre mit viel mehr Swing, Count Basie scheint nicht weit.
- volle ‘Snorre Kirk- Qualität’
Im Pressetext ist noch ein Bossa 22 Edit 2 angekündigt, aber dazu ist es wohl nicht mehr gekommen. Schade, das wäre noch eine weitere interessante Variation gewesen. Insgesamt besitzt dieses Album volle ‘Snorre Kirk- Qualität’, so wie wir sie bzw ihn ja kennen. Das präzise Timing, der volle Sound der Bläser und die zurückgenommene rhythmische Begleitung mit viel Feingefühl stehen für sich.
Erstaunlich wie sich Snorre als Chef und Drummer zurück-, aber dabei die Fäden in der Hand behält. Im Gegensatz zu Jan Habecks letztem Album ist Snorres neues Album besonders abwechslungsreich. Man kann es immer wieder hören ohne leid zu werden.
Snorre Kirk – Top Dog
Stunt Records STUCD 22132 / LC9237 Z/ 663993221329
Vertrieb: inakustik /The Orchard
VÖ: 31.3.2023