Bild für Beitrag: Sebastian Sternal | Thelonia

Sebastian Sternal

Thelonia

Frankfurt, 31.05.2022
TEXT: Stefan Pieper | 

Am 3. Juni erscheint das neue Soloalbum "Thelonia" des Pianisten Sebastian Sternal auf dem Traumton-Label. Die Zeit war längst überfällig für eine solistische Innenschau....

Wenn eine Band gut ist, entsteht oft der Wunsch, auch mal eines der Mitglieder ganz für sich alleine zu hören – allen voran stellt sich bei herausragenden Pianisten dieser Wunsch ein. Sebastian Sternal ist einer von ihnen und der hat sich mit einem Solo-Statement auf CD viel Zeit gelassen. Eben weil sein Wirken als Pianist, Bandmitglied und Komponist sich immer so großen Sachen widmet wie etwa der Sternal Sinfonic Society, seinen Bands mit Frederik Köster, Larry Grenadier oder Jonas Burgwinkel .

Für ein Soloalbum wie die vorliegende neue Platte „Thelonia“ war dennoch die Zeit mehr als reif nach 20 Jahren Profi-Karriere. Das wird bestätigen, wer in die pianistische und kompositorische Fantasie, die sich auf diesem neuen Release entfaltet, eintaucht.

Da ist auf Anhieb Sternals Markenzeichen zu hören: An seinem kristallklaren Anschlag erkennt man diesen Pianisten sofort. Eine komprimierte Klangstudie gleich zu Beginn legt dafür die Visitenkarte ab. Von da ab zieht er fantasievoll Bilanz, hält Innenschau und reflektiert über das Hier und Jetzt.

Es geht um Farbe und um Persönlichkeit

Jemand, der so wenig wie er irgendeine Geschwätzigkeit auf dem Instrument nötig hätte, der darf sich aufs wesentliche reduzieren und das tut Sternal in den hier verewigten 18 Stücken konsequent, die manchmal gerade nur etwas länger als eine Minute dauern. Musikalisch passiert immens viel: Gerade noch formt er mit wenigen Tönen einen balladesken Bogen, der in Richtung eines Choralmotivs gedehnt wird und schon im nächsten Moment von gewichtigen Harmoniewechseln durchkreuzt wird. Neutönerisch wirft er anderswo mit nicht zu vielen Tönen umher, dass man sich fragt, ob das nun eher an Cecil Taylor oder an frisierte Zwölftonmusik erinnert. Das Stück „Traum“ empfängt den Hörer mit einem Bachschen Akkordgewoge, das aber sofort anderen, weiterdachten Horizonten entgegen schwebt. Die europäische Klassik und Romantik, aber auch Anflüge von Impressionismus wirken ohnehin wie eine kreative Triebfeder, aus denen Sebastian Sternal eigene Farbe und Atmosphäre schöpft. In Soloversionen erklingen Kompositionen, die er für seine Combos geschrieben hatte, ganz neu. Ehrensache ist es dabei, es auch mit zwei Standards aufzunehmen: Gershwins Embraceable You und The Way You Look Tonight von Jerome Kern.

Nach eigenem Bekunden hat Sebastian Sternal vor allem von John Taylor dessen Haltung übernommen, um in einer Ästhetik der Brüche und Wechsel immer persönlich und ehrlich zu bleiben. Also ist die Handschrift klar definiert, um hier alleine mit sich auf dem Klavier eine lange, nicht endende persönliche Erzählung aufzuzeichnen.

Sebastian Sternal : Thelonia

Traumton Records 2022

VÖ 3.6.2022

MEHR INFOS & CD BESTELLEN

Suche