Schnelldurchlauf Vol. 6
Neues Jahr, neue Alben aus Jazz und der Welt.
TEXT: Christoph Giese |
So kann das neue Jahr beginnen: Mit vielen neuen Platten aus jazz and word, hier kurz und prägnant vorgestellt von Christoph Giese!
Dagobert Böhm: Within a Dream (ozella)
Dagobert Böhm ist Labelchef, aber auch Musiker. Nach einer lebensbedrohlichen Krankheit ist der sympathische Gitarrist mit einem neuen Album zurück. Within a Dream (Ozella) heißt es und Böhm und seine drei Mitstreiter Carsten Mentzel, Karl Seglem, Knut Hem und Ómar Gudjónsson haben hier einfach luftig-leichte, wunderschöne, verträumte, gefühlsbetonte Musik zwischen Folk und Jazz eingespielt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Lúcia de Carvalho: Pwanga (Zamora)
Aus Luanda stammt Lúcia de Carvalho. Heute lebt die Sängerin nach Stationen in Frankreich und Portugal in der Nähe von Strasbourg. Ihre Musik aber klingt mehr nach ihrem Heimatland Angola. Eigentlich ist es sogar eine musikalische Reise zwischen Brasilien und Afrika, die man auf Pwanga (Zamora) hört, einem rhythmisch lebendigen, positiven Album, das zwischendurch sogar rüberschielt zu R&B oder Rock.
Rosa Cedrón: Nómade (Karonte)
Die galizische Sängerin und Cellistin Rosa Cedrón bietet auf ihrem dritten Album unter eigenem Namen eine zauberhafte und seelenvolle Reise durch Popmusik mit Versatzstücken galizischer Folkore. Eine betörende Mischung. Ihre einnehmende Stimme hat schon den Briten Mike Oldfield verzaubert, der sie Ende der 1990er Jahre einlud an „Tubular Bells III“ mitzuwirken und auch mit ihm auf Tour zu gehen. Mit Nómade (Karonte) kann Rosa Cedrón einmal mehr ihr ganz eigenes Gesicht und ihre ganze Klasse zeigen.
Little North: Familiar Places (April Records)
Das junge dänische Trio Little North verzückt auf Familiar Places (April Records) wiedermit seinem eigenen nordischen Jazzsound, der aber deutlich hörbar auch in der amerikanischen Jazztradition verhaftet ist. Pianist Benjamin Nørholm Jacobsen, Bassist Martin Brunbjerg Rasmussen und Drummer Lasse Jacobsen schaffen aus allen ihren Einflüssen eine Klangsprache mit großen Melodien und schwelgerischen Momenten. Und setzen dabei immer auf ihr traumwandlerisches Zusammenspiel. Das bekommt hier stellenweise Ergänzung durch zwei hörenswerte Gäste, Gitarrist Viktor Spasov und Trompeter Kasper Tranberg.
Florian Favre: Idantitâ (Traumton)
Solopiano gibt es von Florian Favre auf Idantitâ (Traumton) zu hören. Der Schweizer Tastendrücker hat sich in der Pandemie zurückgezogen, sich auf sich selbst und die eigene Geschichte und Identität konzentriert. So kam er neben selbstgeschriebenen Stücken auch zu welchen, die er früher in Chören gehört hatte. Etwa zu Kompositionen des Schweizer Pfarrers Joseph Bovet, die er hier wunderbar aufbereitet hat. Neben besinnlichen und sehr lyrischen Stücken Musik ist dabei auch Raum für kraftvollere Passagen, bei denen Favre auch mal mit dem präparierten Klavier arbeitet.