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Schnelldurchlauf Vol. 5

Neue Platten vorgestellt von Christoph Giese

Gelsenkirchen, 15.12.2021
TEXT: Christoph Giese | 

Schnelldurchlauf Vol.5 - kurz vor dem Fest noch frische Musik aus Jazz und der Welt, die auch an Weihnachten Spaß machen. Vorgestellt von Christoph Giese.

Auf dem feinen Sampler Polish Ladies - Jazz (Soliton) geben sich ein ganzer Schwung an polnischen Musikerinnen die Ehre. Komponistinnen, Texterinnen oder Sängerinnen servieren auf dem Doppelalbum einen bunten Musikcocktail, der nicht immer nur stur im Jazz verwurzelt ist. Die Damen, darunter etwa die Klasse-Sängerinnen Joanna Knitter oder Joanna Bejm, dürfen sich auf jedem der beiden Silberlinge mit einem Stück präsentieren. Frische, tolle Musik mit viel Entdeckungspotenzial.

Zu entdecken gibt es auch einiges bei zwei Platten aus Bella Italia, beide erschienen bei Paolo Fresu´s Label Tŭk Music. PopOFF! heißt die eine und Paolo Fresu lässt es sich nicht nehmen auf Trompete und Flügelhorn mitzuspielen. Als prägende Figur ist Sängern Cristina Zavalloni zu nennen. Zusammen mit weiteren Musikern, darunter ein Streichquartett, werden Lieder des berühmten Kinder-Songfestivals „Zecchino d´Oro“ in Bologna in den Jazz überführt. Verspielt, voller Leichtigkeit, einfach hinreißend!

Die zweite Platte stammt von der sizilianischen Pianistin Sade Mangiaracina, die ihr neues, im Trio mit Bass und Schlagzeug aufgenommenes Album Madiba dem großen Nelson Mandela gewidmet. Alle acht von der Pianistin komponierten Stücke sollen Bezug nehmen auf das Leben Mandelas, was man der Musik letztendlich nur manchmal anhört. Dennoch, Mangiaracina zeigt sich hier als interessante Musikerin, der man sein Ohr auf jeden Fall widmen sollte.

Zwischen Pop und Singing/Songwriting hat sich Maria Solheim längst ihre Nische geschaffen. Die Norwegerin ist international seit vielen Jahren erfolgreich, hat sogar schon bei einer Taufe auf dem norwegischen Königsschloss gesungen. The Bird Has Flown (Kirkelig Kulturverksted) heißt ihre neue Platte. Mitgewirkt haben unter anderen zwei Landsleute, die sonst etwa bei Nils Petter Molvær in der Band spielen. Produziert hat Gitarrist Geir Sundstøl, und herausgekommen ist ein gefühlvolles Werk mit zeitlos schönen Songs.

Auch die junge Belgierin Meskerem Mees passt perfekt in das Gerne Singer/Songwriter. Eine klare, samtige Stimme hat sie, begleitet sich in ihren poetischen Songs selbst auf der Gitarre und spielt mal das eine oder andere Instrument, lässt sich ansonsten aber eigentlich nur noch von ihrer Freundin Febe gelegentlich auf dem Cello unterstützen. Die in Äthopien geborene und in Belgien bei Adoptiveltern aufgewachsene Künstlerin setzt mit ihrem Debütalbum Julius (May Way Records) die Latte schon mal sehr hoch mit ihrem Songwriting und ihrem Gesang.

Daniel Kahn ist dagegen ein bekannter Name in der internationalen Klezmerszene. Sein neues Album ist das erste, das der in Hamburg lebende Amerikaner komplett allein eingespielt hat. Kein Problem für Kahn, ist der Sänger doch auch Multiinstrumentalist. Dennoch ist Word Beggar (Oriente Musik) ein behutsam instrumentiertes, intimes und gefühlvolles Werk zwischen Klezmer, Folk und Jazz geworden. Mit seelenvollen Adaptionen von Kompositionen von George Brassens, Kurt Tucholsky oder Kadya Molodowsky. Und Leonard Cohen´s „Hallelujah“ als „Haleluye“ auf Jiddisch zu hören ist ein starker Moment am Ende eines berphrenden Albums.

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