Christoph Giese's Schnelldurchlauf Vol. 42
Neues aus der CD-Welt
TEXT: Christoph Giese |
SEBASTIAN GRAMSS´ STATES OF PLAY:
„Urschall – Repercussions“ (rent a dog)
Das nagelneue Werk ist bereits das fünfte Album von Sebastian Gramss und der hier 12-köpfigen Formation STATES OF PLAY. Der Kölner Bassist und seine Mitstreiter spielen auf „Urschall – Repercussions“ mit kosmischen Assoziationsfeldern auf einer imaginären Klangreise in einen ganz eigenen und eigenwilligen Musik-Orbit. Zwischen Jazz und Neuer Musik tauchen beim Hören einer mehrteiligen Suite unterschiedlichste, cinematische Klangbilder auf, die aufregend anders tönen.
GREGORY HUTCHINSON: „Da Bang“ (Warner)
Getrommelt hat er für für viele bekannte Jazzer, wie Roy Hargrove, Johua Redman, Dianne Reeves oder Betty Carter. Der heute in Rom lebende Schlagzeuger Gregory Hutchinson hat in New York, wo er geboren wurde und aufwuchs, früher aber auch viel R&B oder Soul gehört. All die Musik, die ihn beeinflusst hat, hat er in sein ungemein vielschichtiges, eigenes Album „Da Bang“ gepackt, das in seinen 15 Kompositionen eine Vielzahl an Musikstars diverser Genres vereint. Ziemlich hip und gelungen, das Ganze.
HILDE LOUISE ASBJØRNSEN & KABA ORCHESTRA:
„A Swing Of Its Own“ (Ozella)
Hier ist der Swing Programm! Live aufgenommen im Jazzclub Nasjonal Jazzscene – Victoria in Oslo lassen es die norwegische Sängerin, Songschreiberin und Cabaret-Künstlerin Hilde Louise Asbjørnsen und das Kaba Orchestra hier richtig krachen. Mit wilder Tanzmusik aus den 1920ern, fulminantem Swing, Chanson und Blues. Dabei ist die Musik fast ausnahmslos selbst komponiert, auch wenn sie ein herrliches Vintage-Feeling verströmt. Facettenreich singt die Norwegerin die Lieder mit ihrer markanten Stimme, mal kokett, mal verrucht, dann auch mal verträumt. Und das 12-köpfige Swing-Orchester liefert dazu den immer passenden Swing.
MAKIKO HIRABAYASHI TRIO: „Meteora“ (enja/yellowbird)
Irgendwie schwebend klingt die Musik dieses Trios, aber dann doch auch erdverbunden. Die japanische Pianistin und Komponistin Makiko Hirabayashi hat sich zu „Meteora“ von einer Kette griechisch-byzantsicher Klöster in Thessalien inspirieren lassen, von denen sie auf einer Konzertreise nach Athen erfuhr. Zusammen mit Bassist Klavs Howman und Schlagwerkerin Marilyn Mazur gibt es einige kleine Miniaturen sowie längere Stücke zu hören, die manchmal nur von einer minimalistischen Pianofigur gestartet sich zu schillernder Musik entwickeln. Viele kleine Einzelteile, die sich langsam zusammenfügen dürfen, verdichten sich zu wunderschönen, entdeckenswerten Klanggemälden.
JOE HAIDER TRIO:
„The Bill Evans Village Vanguard Sessions“ (JHM Publishing)
Dieses Doppelalbum ist eine Hommage an einen der ganz großen Pianisten der Jazzgeschichte, den bereits 1980 verstorbenen Bill Evans. Auf gleich zwei CDs spielt das Joe Haider Trio nun Stücke aus dem Repertoire des US-Amerikaners, darunter auch Stücke von Evans selbst, wie den „Waltz For Debby“, aber auch Kompositionen von George Gershwin, Cole Porter, Miles Davis oder Horace Silver. Und so wie der Darmstädter Pianist Joe Haider zusammen mit Bassist Lorenz Beyeler und Drummer Tobias Friedli die berühmten Themen neu interpretiert, ganz im Geiste von Bill Evans, mit ähnlicher lyrischer Sensibilität, nehmen diese Aufnahmen den Zuhörer mit zurück in die Ära einer der stilbildenden Jazzpianisten seiner Zeit.
RYMDEN: „Valleys & Mountains“ (Jazzland)
Hier kommt neuer Stoff vom norwegisch-schwedischen Supertrio RYMDEN. Und Tastenmann Bugge Wesseltoft, Bassist Dan Berglund und Schlagzeuger Magnus Öström klingen auf „Valleys & Mountains“ gereifter und entspannter denn je. Auch wenn es natürlich auch hier wieder flirrende Momente voller Intensität gibt im bandeigenen Kosmos zwischen akustischen und elektronischen Klängen, zwischen Jazzimpro, Groove, Fusion Jazz und Prog Rock. Erstmals hat das kongeniale Trio übrigens einen Feature-Gast eingeladen - das Eröffnungsstück „The Hike“ veredelt US-Gitarrist John Scofield mit seiner Stromgitarre.
NILS PETTER MOLVÆR: „Certainty Of Tides“ (Modern Recordings)
Neues gibt es auch von Nils Petter Molvær zu hören, der mit „Certainty Of Tides“ wieder einmal neue Wege geht, hat der norwegische Trompetenstar doch sechs seiner wegweisenden Kompositionen neu arrangieren lassen und neu eingespielt, dieses Mal zusammen mit dem Norwegischen Rundfunkorchester. Nicht nur, dass die großorchestralen Fassungen den Stücken eine frische und andere Farbe und Intensität verpassen, sie haben Sample-Künstler Jan Bang auch dazu veranlasst, diese ursprünglich im Studio aufgenommenen Neubearbeitungen noch einmal mit 76 auf der Bühne des famosen Kilden Konzerthauses in Kristiansand positionierten Lautsprechern noch einmal neu aufzunehmen. Das Resultat ist ein fantastischer Raumklang der Musik.
DIVERSE: Republicafrobeat Vol. 6 – Afrobeat Ibérico (Kasba)
Und wer Afrobeat mag, sollte auf jeden Fall in die sechste, von DJ Floro zusammengestellte Ausgabe von Republicafrobeat reinhören. Dieses Mal geht die Reise ins Baskenland, nach Galizien, Asturien, Katalonien, Madrid, Aragonien, Extremadura, Andalusien und Portugal. Und es gibt in den insgesamt 17 Songs jede Menge coole Sounds und Bands zu entdecken, wie etwa das Tentett Macheta SupahSound aus Galizien mit ihrem treibenden Stück „Mongo Blanco“.