Schnelldurchlauf Vol. 30!!
Noch mehr neue Platten
TEXT: Christoph Giese |
Das darf gefeiert werden! Christoph Giese wirft seinen 30. Schnelldurchlauf an - und stellt uns viel Neues aus der CD-Welt vor. nrwjazz dankt dem unermüdlich engagierten Musikjournalisten für die geleistete Arbeit und das wie immer fachkundige Urteil!
Emil Brandqvist Trio: Layers Of Life(Skip Records)
Wenn man seine eigene Musik schon als „Poetic Jazz from the North“ bezeichnet, dann kann man schon Klänge erwarten wie sie Emil Brandqvist hier mit seinen beide Partnern am Klavier, Tuomas A. Turunen, und Bass, Max Thornberg, sowie einigen Gästen, darunter das Sjöströmska String Quartet, hier abliefert. Die Stücke des schwedischen Schlagzeugers sind zumeist ruhig, verträumt und leicht melancholisch, getragen von griffigen Melodien. Traumwandlerisch ist zudem das Zusammenspiel des Trios. Wenn man die satten 70 Minuten dieses Albums gehört hat, versteht man sofort, warum sich dieses Trio so großer Beliebtheit erfreut.
Omer Klein: Life & Fire (Ponderosa Music)
Noch ein wunderbares Jazztrio in der Besetzung Klavier, Bass und Schlagzeug. Der israelische Tastendrücker Omer Klein, Bassist Haggai Cohen-Milo und Schlagzeuger Amir Bresler zählen zu den spannendsten Jazzbands Israels. Seit zehn Jahren spielt man nun schon zusammen. Für die Aufnahmen für dieses Jubiläumsalbum hat Klein neue, einfach gehaltene Stücke Musik geschrieben sowie neue Versionen alter Trio-Stücke eingespielt. Stücke, die alle drei bestens kennen und deshalb völlig frei damit umgehen können. In den Emil Berliner Studios spielten die drei vor 30-40 Freunden in einer Live-Atmosphäre alles ein. Herausgekommen ist ein hochklassiges, fantastisches Album eines eingespielten Kollektivs.
Pulsar Trio: We Smell In Stereo (Mussz0)
Schon die Instrumentierung dieses Trios ist ungewöhnlich. Beate Wein (Piano, Keyboards und Effekte), Matyas Wolter (Sitar, Surbahar und Effekte) und Aaron Christ (Schlagzeug, Perkussion und Effekte) musizieren damit zwischen instrumentaler Ekstase und zurückgenommener Intimität, orientieren sich an klassischem Raga-Repertoire ebenso wie an kammermusikalischem Jazz, Pop oder Minimal Music. Das neue Album We Smell In Stereo bietet viel, Musik mit Entdeckungspotenzial.
Ingen Navn Trio: Elewha (Berthold Records)
Noch so ein spannendes Trio ist das Ingen Navn Trio der Saxofonistin Inga Rothammel. Was der Bandname überhaupt bedeutet? Keine Ahnung! Zusammen mit Gitarrist Rocco Romano und Schlagzeuger Hendrik Eichler spielt Inga Rothammel auf Elewha jedenfalls wilden, experimentellen Jazz. Aber auch sehr melodische Momente sind zu erleben. Rothammel selbst betrachtet das Album als große Improvisation, die in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. Jeder dieser Abschnitte bietet Raum für freies Spiel, für spontanen Austausch, für Soundscapes Auch deshalb klingt diese Aufnahme so erfrischend.
(TOURBOmusic)
Luumu: Elephant Love Song
Zwischen Indie-Folk und atmosphärischem Jazz bewegt sich die Schweizer Band Luumu auf ihrem dritten Album Elephant Love Song. Sängerin und Pianistin Adina Luumu, Bassist Simon Iten und Drummer Andy Schelker setzen in ihren Liedern aber auch auf zusätzliche Bläsersätze und Streicher. Thematisch geht es von gesellschaftlicher Realität und Kritik bis zu biografisch gefärbten, fragilen und melancholischen Liedern. Getragen werden die Songs durch die helle, hohe Stimme von Adina Friis, die aber immer Raum lässt um all die anderen Feinheiten der einzelnen Songs entdecken zu können.
8 Octopi: Errors In Disguise (Berthold Records)
Auch 8 Octopi kommen aus der Schweiz. Das Quartett um Flötist Ben Zahler, der auch alle Stücke und Texte auf Errors In Disguise geschrieben hat, verzichtet bewusst auf ein Schlagzeug und setzt mit Flöte, Klavier und Bass auf eine kammerjazzmusikalische Besetzung. Und die passt auch gut zu den sarkastischen, lustigen und poetischen Liedern. Die sind anspruchsvoll und kommen vor allem durch die so markante und wandelbare Stimme der Sängerin Isabelle Ritter sehr intensiv rüber. 8 Octopi sind ohnehin eine Band bei der sich genaues Zuhören lohnt.
Jane Bunnett And Maqueque: Playing With Fire (Linus Entertainment)
Diese reine Frauenband hat die kanadische Sopransaxofonistin Jane Bunnett zunächst mit jungen Absolventinnen des kubanischen Musikkonservatoriums gegründet. Längst ist daraus eine angesagte Band in Nordamerika geworden, zu der inzwischen eine Sängerin aus Simbabwe und Musikerinnen aus weiteren Ländern Lateinamerikas, Spanien oder sogar dem Libanon gehören. Gemeinsam spielt man auf Playing With Fire eine spannende, afro-kubanisch geprägte Jazzfusion, die Klischees mühelos umschifft, stattdessen frisch klingt und nach neuen Sounds sucht.
Carminho: Portuguesa (Warner Music)
Vor ein paar Wochen erst war sie noch in Dortmund und gab ein umjubeltes, intensives Konzert, bei dem sie gar nicht von der Bühne wollte. Und das Publikum hörte ihr nur zu gerne immer weiter zu, hat sich Carminho doch längst in die allererste Riege der spannenden Fado-Interpretinnen gesungen. Weil die Portugiesen den Fado nicht nur singt, sie ist Fado. Mit Vibrato in der starken, prägnanten Stimme trifft sie immer das Gefühlszentrum des Zuhörers. Und ja, es wird dabei oft dramatisch in den Liedern auf Portuguesa, an denen sie bei einigen Musik und/oder Text beisteuert. Aber auch die fröhlichen, tänzelnden Fados sind packend. Und mit elektrischer Gitarre, einer Lap Steel oder auch mal einem Rhodes E-Piano lässt Carminho ihren Fado auch modern funkeln.