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Schnelldurchlauf Vol. 17

Neue Alben kurz vorgestellt von Christoph Giese

Gelsenkirchen, 02.08.2022
TEXT: Christoph Giese | 

Black Music, Tagträume aus schönen Klängen, Tropicalismo aus Berlin, neuer Jazz aus Italien, italienischen Jazz … sehr facettenreich ist dieser neue Schnelldurchlauf von Christoph Giese.

Theo Croker: Love Quantum (Sony Music Masterworks)

Er denkt nicht in musikalischen Genres und den Begriff Jazz möchte er für seine Musik auch nicht hören. US-Trompeter Theo Croker begibt sich im zweiten Teil seiner Aufarbeitung der Geschichte der Black Music mit namhaften Gästen wie R&B-Sängerin Jill Scott oder Rapper Wyclef Jean in melodiösen Songs auf Gemeinsamkeiten von Jazz, Soul, Pop, Funk oder HipHop. Und erschafft als großartiger Geschichtenerzähler coole, zeitgemäße Stücke Musik, die auch mal „Jazz is dead“ propagieren und man möchte sagen: So what!

Manel Fortià: Despertar (Segell Microscopi)

Nein, aufwachen möchte man eigentlich nicht aus diesen Tagtraum an schönen Klängen, die der aus Barcelona stammende, in New York lebende Bassist Manel Fortià hier zusammen mit Pianist Marco Mezquida und Drummer Raphaël Pannier in den neun Eigenkompositionen auf seinem Debütalbum als Leader, Despertar, kreiert. Traumhaft das Zusammenspiel der drei Musiker, das gemeinsame Entwickeln von Klanglandschaften. Moderner Klaviertrio-Jazz mit lyrischen und impressionistischen Momenten, mediterraner und spanischer Note bis hin zu Gospel-Touch.

Aquafaba: Electric City (Blue Whale)

Tropicalismo aus Berlin – das in der Hauptstadt ansässige, vom Chilenen Cristóbal Rey und vom Brasilianer Danilo Timm geleitete Projekt Aquafaba mit Musikern aus mehreren europäischen und südamerikanischen Ländern bewundert hörbar die Tropicália-Bewegung im Brasilien der 1960er Jahre und verknüpft deren Einflüsse auf ihrem zweiten Studioalbum überzeugend mit Folk, Jazz, Disco oder Soul zu einem durchweg positiven, kulturell bunten Musikmix.

Cathrin Pfeifer solo: Quantuum Mobilé (Cathrin Pfeifer)

Akkordeon solo, trägt das ein ganzes Album? Ja, wenn das Akkordeon so gespielt wird wie von Cathrin Pfeifer. Die Berlinerin erschafft auf Quantuum Mobilé poetische Miniaturen, in deren Klangwelten man sich nur zu gerne verliert, weil sie berührend und emotional sind. Mit Stimme und geloopten Klängen reichert die Akkordeonistin gelegentlich die vielfach nur kurzen Stücke an, aber auch ihr purer Akkordeonsound verzaubert schon beim Zuhören. Eine perfekte Musik zum Tagträumen und Innehalten.

Enzo Pietropaoli Quartet e Cristina Renzetti: Yatra Songs (Millesuoni)

Wunderschönen Jazz aus Italien hat das preisgekrönte Quartett des Bassisten Enzo Pietropaoli im Gepäck, das sich für die Yatra Songs mit Sängerin Cristina Renzetti zusammengetan hat. Eine tolle Kombination, denn die meist sehr gefühlvollen, aber auch mal beschwingten Kompositionen von Pietropaoli veredelt Renzetti mit berührendem, warmen Gesang. Und wie der Bandleader und die Sängerin nur im Duo „Because“ von den Beatles aufs Minimalste herunterbrechen – zauberhaft.

Dino Rubino: Gesuè (Tŭk)

Alessandro Tedesco: Magma (Tŭk)

Noch zwei Mal Italien: Der sardische Pianist Dino Rubino, der auch Trompeter ist, hier aber nur Klavier und Fender Rhodes spielt, hat Gesuè in Quartettbesetzung mit Saxofon, Bandoneon und Kontrabass aufgenommen. Zu hören sind kristallklare Melodien zwischen Jazz und mediterraner Folklore; ruhige, lyrische Stücke Musik mit einem sehr angenehmen melancholischen Grundton.

Da geht es Posaunist und mit allerhand Live-Elektronik herumtüftelnden Alessandro Tedesco auf Magma deutlich grooviger und schwungvoller an. Mit E-Gitarrist, Schlagwerker, Tastenmann sowie einem Tubaspieler, der den Part eines E-Bassisten übernimmt, ist seine Band besetzt. Die stürzt sich in vertrackte Rhythmen, weiß aber auch ganz entspannt aufzuspielen. Und bietet dank Gastrapper auch noch coolen Sprechgesang. Eine sehr erfrischend klingende Platte.

Philip Weyand: Myosotis (Unit)

Dunkel klingt die Musik von Philip Weyand. Dann aber auch wieder pulsierend und treibend. Der Mannheimer Pianist, der hier auch gelegentlich auch singt, und sein Quartett mit der eindringlich aufspielenden Altsaxofonistin Kristina Shamgunova schwelgen in Klängen, geben sich modern improvisatorisch um dann in Melancholie einzubiegen. Ganz leicht lässt sich dieses Album nicht fassen, aber das muss ja auch nicht sein. Viele Facetten bietet es jedenfalls.

Partikel: Anniversary Song (Berthold)

Partikel ist ein Trio um den britischen Saxofonisten Duncan Eagles. Gemeinsam mit Kontrabassist Max Luthert und Drummer Eric Ford ist ein farben- und facettenreiches Album entstanden, trotz der minimalistischen Triobesetzung ohne Harmonieinstrument. Die Musik pulsiert, melodische Themen vom Saxofonisten werden gemeinsam weiterentwickelt, kontrastiert und kommentiert. Das bereits 2010 gegründete Trio spielt hier einen kraftvollen, zeitlos modernen Jazz allererster Güte, der nicht nur im Kopf funktioniert.

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