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Schnelldurchlauf Vol. 14

Neue Platten, von Christoph Giese vorgestellt

Gelsenkirchen, 19.04.2022
TEXT: Christoph Giese | 

Heiner Schmitz: Tales From The Wooden Kingdom (Klaeng)

Der Kölner Komponist und Saxofonist Heiner Schmitz hat sich für sein zweites Album mit dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra (CCJO) zusätzlich noch die österreichische Sängerin Veronika Morscher in den Kammermusiksaal des Deutschlandfunk eingeladen um Tales From The Wooden Kingdom aufzunehmen. Entstanden ist eine große Klangwelt, die immer das Thema Wald in den Fokus rückt. Viele Assoziationen lassen sich da imaginär vorstellen. Die Stimme von Veronika Morscher und ihre gesungenen und gesprochenen poetischen Gedichte sind dabei ein wesentlicher Bestandteil. Wie bei einem Waldspaziergang gibt es hier beim Hören der Musik vieles zu entdecken.

Joel Ross: The Parable of The Poet (Blue Note)

Eine siebenteilige Suite hat Vibrafonist und Komponist Joel Ross für sein drittes Album beim Renommierlabel Blue Note geschrieben. Es ist ein Werk von großer lyrischer Ästhetik geworden. Der Opener „Prayer“ klingt wie ein in Töne gefasstes Gebet, andere Teile zeichnen sich durch große Emotionalität aus. Viele Songs sind aus improvisierten Sessions entstanden. Dabei zuzuhören, was der Wahl-New Yorker und sein vorzügliches, achtköpfiges Ensemble daraus machen, ist dank seiner Vielschichtigkeit jederzeit spannend. Auch weil die Beteiligten hier als Team kleine Teile zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Fabian Willmann Trio: Balance (Clap Your Hands)

Für den Berliner Tenorsaxofonisten Fabian WIllmann ist Balance das Debütalbum unter eigenem Namen, für das er neben Bassist Arne Huber gleich mal den bekannten US-Schlagzeuger Jeff Ballard gewinnen konnte, mit dem er seit seinem Studium in Basel verbunden ist. Außerdem ist Asger Nissen als zweite Saxofonstimme auf dem Alt bei drei sieben Stücke zu hören. Poetisch und schlicht sind die Stücke, zumeist aus Willmanns Feder. Auf den Punkt gebracht und ohne jegliche Geschwätzigkeit, aber dafür mit beeindruckender Abgeklärtheit spielt er sein Tenorsaxofon. Herrlich sind seine Gespräche mit dem Altsaxstimme von Asger Nissen wie auch die immer erlebbare Spontaneität auf diesem vorzüglichen Album.

Kika Sprangers: Mind´s Eye (Berthold)

Für ihr Debütalbum wurde sie in ihrer holländischen Heimat gleich mal für die Edison Jazz Award nominiert, dem niederländischen Grammy. So kann man mal eine Karriere starten. Mit Mind´s Eye bringt die junge Saxofonistin Kika Sprangers nun ihr zweites Album heraus. Aufgenommen im Osnabrücker Fattoria Musica-Tonstudio zeigt sich die Holländerin hier als sehr geschmackvolle, spirituelle, gefühlvolle Komponistin und Instrumentalistin. Von einer zeitlosen Schönheit sind ihre Stücke Musik. Wunderbar warm ertönt ihre Saxofonstimme, die sie immer wieder geschickt mit den wortlosen Gesangslinien von Anna Serierse verknüpft und so atmosphärische Momente noch verdichtet. Musik für Herz und Seele.

Majamisty TriO: Wind Rose (Mistyland)

Mit ihrem bereits vierten Studioalbum ziehen die serbische Pianistin Maja Alvanović und ihr mit Kontrabassist Ervin Malina und Schlagzeuger Lav Kovač besetztes Majamisty TriO den Hörer vom ersten Moment an in ihren Bann. Denn ihr Klavierspiel erzeugt durchweg große Emotionen, ihre mitunter romantischen Melodien berühren, und das Trio kommuniziert wunderbar organisch miteinander. Die mazedonische Sängerin Aneta George und der deutsche Holzbläser Ulrich Drechsler setzen hier weitere Akzente im lyrischen, manchmal leicht verträumten Jazz der Serben. Kleiner Tipp: Unbedingt auch in die ersten drei Alben Mistyland, Love und Organic dieses entdeckenswerten Trios reinhören.

Rudi Berger Quintet: Longings (Gramola)

Ein Jazzquintett mit Geige und Flöte als führende Soloinstrumente ist eher ungewöhnlich. Nicht für den Wiener Geiger Rudi Berger. Der hat sein Instrument schon als Solist im Vienna Art Orchestra seit dessen Gründung gespielt, danach lange in New York gelebt und mit dortigen Cracks musiziert. In Brasilien unterrichtete der Österreicher danach ein paar Jahre lange an einer Universität. Diese ganze Vielfalt in seinem Leben spiegelt sich auch in der Musik von Longings wider. New Yorker Jazz trifft hier auf brasilianische Rhythmen und Melodien. Und die eine oder andere Zutat, auch aus Wien, wurde in den gefühlvollen Liedern über Sehnsüchte und Hoffnung ebenfalls noch eingerührt.

Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself (Unit)

Das noch junge Trio des jungen Pianisten Lukas Langguth sprüht förmlich vor Energie. Diesen Eindruck bekommt man gleich schon beim ersten Stück des Albums. Doch der gebürtig Augsburger kann es auch mit ein wenig reduzierter Power. Geschmeidig ist dann sein Spiel und fein die Zusammenarbeit mit Bassist Hannes Stegmeier und Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei, die beide dem Pianisten im Gestalterischen in nichts nachstehen. Als „Cinematic Jazz“ lässt das Trio seine Musik beschreiben. Und sicher würde die eine oder andere Melodie und das eine oder andere erfrischende, virtuose Stück Musk gut zu einem Film passen.

Kurt Rosenwinkel & Jean-Paul Brodbeck: The Chopin Project (Heartcore)

Musik von Frédéric Chopin umgeschrieben für ein Jazzquartett – der US-Gitarrist Kurt Rosenwinkel und der Schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck haben das mit zehn Kompositionen des polnisch-französischen klassischen Komponisten und Pianisten getan. Brodbeck hat Chopins zeitlos romantische Musik, Préludes, Etüden oder einen Walzer, neu gedacht und arrangiert und daraus Swing- und Postbopstücke oder einen Blues kreiert, mit Grooves und Schwung. Ideal für die teils ekstatischen Gitarrenlinien von Kurt Rosenwinkel, die der Amerikaner herrlich in den Jazzorbit fliegen lässt.

Malika Tirolien: Higher (o-tone music)

Sie ist Leadsängerin bei der Band Bokanté, hat mit Snarky Puppy zusammengearbeitet, ist aber als Solokünstlerin mindestens ebenso interessant. Geboren in Guadeloupe, als Teenager ins kanadische Montreal gekommen und dort geblieben, bietet Malika Tirolien auf ihrem neuesten Album Higher einen betörenden Mix aus Jazz, Funk, Neo-Soul, R&B und HipHop. Dabei überstrahlt ihre kraftvolle und souverän klingende Stimme, mit der sie auch als Rapperin eine gute Figur macht, alles in den energiegeladenen, lebendigen Arrangements der Songs.

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